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Wenn Papa die Hand ausrutscht

Kinder können einen zum Wahnsinn treiben, dazu muss man nicht einmal besonders leicht erregbar sein. So geschieht es, dass in vielen deutschen Familien einem Elternteil versehentlich die Hand ausrutscht. Fehler macht jeder – Der richtige Umgang mit dem handgreiflichen Ausrutscher ist entscheidend.

 

Körperliche Gewalt ist kein Erziehungsmittel

Wenn ein Erwachsener einem körperlich weit schwächeren Kind gegenüber Gewalt anwendet, dann geschehen mehrere Dinge: Zum einen wird die Würde des Kindes verletzt, zum anderen meist auch sein Wille gebrochen. Dies mag vielleicht eine Grundlage sein, vom Kind Gehorsam zu erhalten, ein Erziehungsmittel ist es sicher nicht. Denn das Kind lernt daraus, dass auf einen Fehler Gewalt folgt. Je nach Naturell des Kindes führt diese Erkenntnis zu permanentem Widerstand oder zu immer stärkerer Passivität, denn wer nichts macht, macht nichts verkehrt. Darüber hinaus sind Eltern, die ihre Kinder schlagen, ein denkbar schlechtes Vorbild. Mit Gewalt lassen sich keine Konflikte lösen, bzw. das Kind lernt Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung und setzt diese wiederum schwächeren Kindern gegenüber ein.

Gleichzeitig gesteht der schlagende Elternteil seine Unfähigkeit ein, einen Konflikt zu lösen. Die Stimmung in der Familie ist ruiniert, Angst und Frust zerstören die vertrauensvolle Beziehung, die ein Kind zu seinen Eltern aufbauen muss und möchte. Der Vertrauensverlust und die Angst vor weiterer Gewalt durch die Eltern führt auf Dauer dazu, dass das Kind sich aus der Familie löst. Seine eigene Fähigkeit Bindungen aufzubauen und zu pflegen wird nachhaltig zerstört, da die wichtigste Fähigkeit dazu fehlt: Vertrauen in sich selbst und in andere.

Was tun, wenn die Hand ausrutscht

Auch Eltern, die körperliche Gewalt gegen Kinder ablehnen und die um die negativen Auswirkungen wissen, sind nicht vollkommen. Wenn Sie aus Wut und Zorn Ihr Kind schlagen, dann ist schnelles Handeln angesagt. Sie müssen sich vor allem und unbedingt bei dem Kind entschuldigen. Kinder, die in der Regel nicht geschlagen werden, stehen unter Schock, wenn sie plötzlich mit körperlicher Gewalt konfrontiert werden. Eine Welt stürzt für sie ein und das Vertrauen in die Eltern ist stark angeknackst. Nur eine sofortige ehrlich gemeinte Entschuldigung und die Erklärung, wie es zu dem unschönen Vorfall kommen konnte, bewahrt Sie und Ihr Kind davor, dass Ihre Beziehung einen echten Knacks erleidet.

Warum haben Sie Ihr Kind geohrfeigt oder auf den Po geschlagen? Erklären Sie ihm genau, warum Sie es geschlagen haben. Dazu gehört auch, dass Sie Ihre eigenen Emotionen schildern, erklären, dass Sie gerade wütend, frustriert, schlecht gelaunt waren und dass das Verhalten des Kindes in dem Moment das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Wenn die Nerven blank liegen

Wenn Sie merken, dass Ihre eigene Stimmung bei einem Konflikt mit Ihrem Kind eskaliert, dann sollten Sie sofort handeln: Verlassen Sie die Kampfarena und überlassen Sie das Kind Ihrer Frau oder einfach einmal einen Moment sich selbst. Machen Sie sich dabei klar, dass die Heftigkeit Ihrer Gefühle und Reaktionen sicher nichts mit Ihrem Kind zu tun haben, sondern dass es im Moment nur der Blitzableiter für Ihre eigene schlechte Stimmung ist. Gerade bei kleinen Kindern ist das enorm wichtig, denn bedenken Sie immer: Sie sind der Stärkere und ein Kind hat Ihrer körperlichen Übermacht absolut nichts entgegen zu setzen.

Wenn Sie sich beruhigt haben gehen Sie zu Ihrem Kind zurück und klären Sie in Ruhe und mit den angemessenen Erziehungsmethoden die Situation.

Wenn versehentlich die Hand ausrutscht, ist das zwar unschön und auch unentschuldbar, aber wenn der schlagende Elternteil richtig und schnell mit einer Entschuldigung reagiert, dann hält sich der Schaden für das Kind in Grenzen. Anders sieht es aus, wenn körperliche Gewalt gegen das Kind ein regelmäßiges Mittel ist, mit dem Eltern ihr Kind gefügig machen. Dann haben die Eltern ein ernstes persönliches Problem, das sie dringend lösen sollten, denn Gewalt zerstört auf Dauer die Seele des Kindes und richtet in seiner Persönlichkeit nur schwer aufzulösende Schäden an.