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Angry Dads - Schlechte Ernährung ist Kindesmisshandlung

In unserem neuen Segment „Angry Dads“ dürfen Väter ihre Meinung zu einem Thema rund um Kinder und Familie kundtun. Dabeí können sie einmal richtig Dampf ablassen und müssen auch nicht unbedingt politisch korrekt sein. Heute regt sich ein Vater darüber auf, wie einige Eltern ihre Kinder ernähren – und wohin das führen soll.

Samstagvormittag in München. Eine große Lebensmittelkette hat zu einer alljährlichen Veranstaltung geladen. Das seit 10 Jahren stattfindende Familienfest lockt bereits am Vormittag Zehntausende auf die Theresienwiese, auf der ansonsten das Oktoberfest stattfindet. Freuen dürfen sich die Besucher auf Kettenkarussells, Stände zum Kinderschminken, eine große Showbühne, eine Go-Kart Strecke, Hüpfburgen und eine Vielzahl anderer Attraktionen für Kinder und Eltern. Ein perfektes Familienfest - so möchte man meinen.

 

Chips in der Zehnkilotüte

Doch die Eltern, die mit ihrem Nachwuchs hier herumlaufen, interessieren sich kaum für die bunten Kinderangebote. Vielmehr eilen ihre Blicke zu den zahlreichen Lebensmittelständen, die zwischen den Attraktionen aufgebaut sind und alles - vom Liter Milch bis zum Obstkorb - zu Schleuderpreisen anbieten. Doch an Obst und Gemüse ziehen die Eltern meist teilnahmslos vorbei. Zielgerichtet stürmen sie hingegen auf die Stände zu, an denen Capri-Sonne, Haribo, Milchschnitte und Chio-Chips und vielen weiteren Produkten aus der Abteilung „Fett und Zucker“ angeboten werden. Und der Nachwuchs stolpert begeistert hinterher.

Es geht allerdings nicht um eine Limonade, auch nicht um einen Schokoriegel oder eine Tüte Chips. Hier wird alles in gigantischen Familienpackungen angeboten und die anwesenden Eltern greifen nur zu gern zu. 10 Kilo Chips? Kein Thema! 40 Packungen Capri-Sonne? Aber immer her damit. Als Nachtisch dann noch zwei 5-Liter-Eimer Haribo und bevor es wieder nach Hause geht noch eine Bratwurst für den Weg. Mir bleibt fast die Sprache weg, als ich diese Eltern erlebe.

 

Das T-Shirt endet oberhalb des Bauchnabels


Und damit sich alles auch gut transportieren lässt, verleiht der Veranstalter am Eingang großzügig „Bollerwagen“. Auf diesen stapelt sich nun alles, was das Kinderherz erträumt. Und sieht man sich Eltern und Kinder an, scheinen diese Träume häufig wahr zu werden. Fettwülste quellen über Leggins, die wie Wurstpelle über massive Fettberge gezogen sind. Mancher stört sich schon nicht mehr daran, dass das T-Shirt oberhalb des Bauchnabels endet und den Blick auf eine gehörige Wampe freigibt. Damit der „Holsten-Tumor“ auch gut in Form bleibt, wird am nächsten Wurststand noch ein Pils nachgeschüttet und Mutti pflegt ihre Kurzatmigkeit mit einem tiefen Zug aus ihrer Zigarette.

Dass diese Eltern offensichtlich noch nie etwas über Herz-Kreislauf-Krankheiten gehört haben und ihnen ihr Cholesterinspiegel herzlich egal ist, während sie sich Alkohol und Kohlenmonoxid in den Körper pumpen ist ihre Sache. Aber dass sie mit ihrem Verhalten auch schon ihre Kinder in Mitleidenschaft ziehen, müsste ihnen klargemacht werden. Bei manchen der Kleinen ist es fast zu spät. Schon hier spannt der Bauch unterm Bayern München Trikot, sind fünf Schritte am Stück ein Grund für asthmatisches Hecheln und Klagerufe nach Cola oder Fanta.  

 

Es liegt nicht am Geld

Leider scheint dieses Problem vornehmlich im so genannten „Prekariat“ vorzuherrschen, wie bereits der Fernsehkoch Tim Mälzer vor geraumer Zeit aufzeigte. Er bot einer Hartz IV - Familie 150 € zum Einkaufen an, um zu sehen, ob sich das Einkaufsverhalten ändern würde, wenn mehr Geld zur Verfügung stände - tat es nicht. Es wurden jetzt nur Markenchips und Markenketchup gekauft.

Doch was sollte die Lehre sein? Wenn wir als Gesellschaft schon immer wieder über Kindesmisshandlung und Gewalt gegen Kinder sprechen, warum werden dann nicht auch die Eltern angeprangert, die ihre Kinder unverantwortlichen gesundheitlichen Risiken aussetzen? Einseitige Ernährung voller Fett und Zucker und dazu noch eine verrauchte Umgebung sind keine Basis für gute Kindererziehung. Diese Kinder können froh sein, wenn sie durch Krippe, Kindergarten oder Schule dem Einfluss ihrer Eltern für einige Stunden entfliehen dürfen!    

 


Anmerkung:
Die Beiträge in der Rubrik „Angry Dads“ spiegeln die Meinung des Autors und nicht unbedingt die der gesamten Redaktion von vaterfreuden.de wieder.


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