© Glenda Powers - Fotolia.com

Übergewicht bei Babys und Kleinkindern – Wann ist ein Kind zu dick?

Niedlicher Babyspeck oder echtes Übergewicht? Diese Frage stellen sich viele Eltern. Tatsache ist, dass Übergewicht bei Kindern immer häufiger wird. Je früher dieses auftritt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus dem pummeligen Kleinkind ein dicker Erwachsener wird.

Grundsätzlich spricht man vom übergewichtigen Kind, wenn es 20% mehr als der Altersdurchschnitt wiegt. Bei Babys unter einem Jahr wird allerdings mit anderen Maßstäben gemessen. Was hier noch als „normal“ anzusehen ist, ist für Kleinkinder bereits zu viel.

 

Babys brauchen Babyspeck

Ein pummeliges Baby ist der Inbegriff der Gesundheit und der Wohlgenährtheit. Babys brauchen ihren Speck: Er schützt das zarte Skelett, isoliert den Körper und versorgt ihn jederzeit mit der nötigen Energie. Bei der Geburt beträgt der Körperfettanteil etwa 11%, zum Ende des ersten Lebensjahres liegt er im Durchschnitt bei 25% und erreicht seinen Maximalwert. Sobald das Baby beginnt, zu laufen und körperlich aktiv zu werden, sinkt der Fettanteil in der Regel wieder.

Von Geburt an dick

Etwas anders liegt der Fall, wenn ein Baby schon mit Übergewicht auf die Welt kommt, denn dann kommt das Kind mit erhöhten Risiken auf die Welt. Studien zufolge leiden Babys, die schon im Mutterleib zu dick waren, später häufiger an diversen Erkrankungen wie Blasenkrebs, Asthma, Hirntumoren und Depressionen. Außerdem ist bereits die Schwangerschaft für Mutter und Kind eine ernsthafte Belastung, die Geburt wird durch Größe und hohes Gewicht des Babys riskanter. Noch akuter wird die Problematik, wenn auch die Mutter übergewichtig ist. Dann kann es zur Schwangerschaftsdiabetes und damit zu einer Überversorgung des Embryos mit Zucker kommen. Die Folge davon sind körperliche Unreife – bei gleichzeitig hohem Gewicht – und eine Fehlprogrammierung im Gehirn, die nach der Geburt verhindert, dass Kinder erkennen, wann sie satt sind. Übergewicht und sogar Fettleibigkeit (Adipositas) sind die Folge. Dieses Auswirkung kann übrigens verhindert werden, wenn die Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig erkannt wird. Eine Ernährungsumstellung reicht in der Regel aus, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass das Baby davon in Mitleidenschaft gezogen wird.

Übergewicht beim Kleinkind verhindern

Die wirksamste Methode, um Übergewicht beim Kind zu verhindern, ist das Stillen. Zwar kann es dennoch sein, dass ein Baby nur durch die Muttermilch dick und rund wird, aber dieser Effekt verschwindet meist von selbst, wenn das Baby anfängt sich zu bewegen, spätestens aber dann, wenn es beginnt zu laufen. Sollte dies nicht der Fall sein, dann ist eine Rücksprache mit dem Kinderarzt nötig. Die Ernährung des Kleinkindes muss so umgestellt werden, dass es nicht zum übergewichtigen Kind, bzw. zum dicken Erwachsenen wird.

Babys, die mit dem Fläschchen gefüttert werden, leiden deutlich häufiger bereits im Säuglingsalter an Übergewicht. Dies liegt an der Kuhmilch, die als Grundlage der Säuglingsnahrung verwendet wird. Hilfreich kann es hier sein auf sogenannte Hydrolysatmilch auszuweichen, die aus Soja oder aus anderen pflanzlichen Eiweißen besteht und die bei weniger Kalorien schneller satt macht. Für gewöhnlich erhalten jene Kinder diese Milch, die auf Kuhmilch allergisch reagieren.

Ab einem Alter von etwa 6 Monaten erhalten Babys die erste Beikost. Hier ist grundsätzlich darauf zu achten, zuckerfreie Produkte zu verwenden. In Obstgläschen, Getreidebreien und Getreideflocken ist häufig unnötiger Zucker enthalten, der zwar dem Baby besonders gut schmeckt, es aber auch dick machen kann. Zuckerhaltige Kekse, Kuchen, Eis oder gezuckerte Getränke sollten im ersten Lebensjahr ebenfalls möglichst vermieden werden. Zu dieser Zeit ist das noch vergleichsweise leicht. Werden die Kinder älter, kann der Verzehr von Zuckerhaltigem immer schwerer kontrolliert werden. Da im ersten Lebensjahr bereits der Grundstock für die späteren Ernährungsvorlieben gelegt wird, kommt eine zuckerarme Ernährung dem Kind zu gute.

Bei der Beurteilung, ob ein Baby oder ein Kleinkind übergewichtig ist, sollte man sich übrigens nicht vom BMI (Body Mass Index) leiten lassen. Denn dieser unterscheidet nicht zwischen Fett- und Muskelmasse und ist deshalb für Kinder unter zwei, die voll gestillt werden, nicht geeignet.

Übergewicht und seine Folgen

Ein dickes Baby ist erst einmal kein Grund zur Sorge, wenn der Babyspeck frühzeitig wieder verschwindet. Ein dickes Kind dagegen hat es nicht leicht. Zum einen leidet es an seinem Aussehen und der mangelnden Beweglichkeit, die oft genug für Hänseleien und Mobbing sorgt. Ein ohnehin schwaches Selbstbewusstsein durch das Übergewicht wird dadurch verstärkt. Häufig ist Frustessen die Folge, das Kind wird noch dicker. Es steckt in einem echten Teufelskreis, aus dem es allein nur schwerlich entkommen kann.

Besorgniserregend sind auch die gesundheitlichen Folgen, die Übergewicht bereits für Kinder hat: Der Blutdruck steigt, die erhöhten Blutfett- und Blutzuckerwerte können zu Sekundärerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Auch die noch weichen Gelenke und Knochen werden durch das viel zu hohe Gewicht übermäßig belastet. Es kommt zu einem verfrühten Verschleiß und zu Haltungsfehlern, da durch die mangelnde Bewegung die Muskulatur zu schwach ausgebildet ist.

Den Teufelskreis durchbrechen – Tipps gegen Übergewicht

Folgende Tipps helfen mit, Übergewicht erst gar nicht entstehen zu lassen, beziehungsweise bereits in seinen Ansätzen dagegen anzugehen. Das gilt übrigens nicht nur für Kinder, sondern ebenso für Erwachsene:

  • Gesunde und ausgewogene Ernährung ist das A und O der Gewichtskontrolle und oft mit am schwersten umzusetzen. Wir übernehmen die Essgewohnheiten, die wir selbst als Kind kennengelernt haben und leiden (oder profitieren) ein Leben lang daran. Möglichst kalorienarme Getränke, viele pflanzliche Lebensmittel und der Verzicht auf zusätzliche Fette wie Sahne oder Butter sind ein wichtiger Schritt. Hilfreich sind die Ernährungsempfehlungen der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).
  • Kinder sollten auf ihre eigenen Bedürfnisse hören dürfen. Wenn es seinen Teller auf jeden Fall leer essen soll oder nach dem Motto „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!“ verfahren wird, verlernt das Kind auf sein Hunger- und Sättigungsgefühl zu hören.
  • Durch den richtigen Einkauf können Sie bereits vorbauen. Kaufen Sie kalorienarme Nahrungsmittel und verzichten Sie auf die Naschereien im Vorratsschrank.
  • Geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit, sich ausreichend zu bewegen. Das hilft sehr bei der körperlichen Entwicklung und beim Herumtoben werden schnell Kalorien verbrannt.

Die genannten Maßnahmen können verhindern, dass Übergewicht entsteht und ein bereits bestehendes leichtes Übergewicht reduzieren. Wenn Sie das Gewicht Ihres Kindes beunruhigt, sollten Sie sich allerdings so schnell wie möglich Hilfe, zum Beispiel beim Kinderarzt, holen. Denn je länger ein Kind übergewichtig ist, umso mehr wird es davon belastet.

 

Zum Weiterlesen:
http://www.bzga-kinderuebergewicht.de/
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,596731,00.html