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Die tägliche Anzieh-Diskussion mit meiner Tochter – geht auch etwas anderes als Elsa und Anna?

Ein Vater von zwei Mädchen beneidet die Eltern von Jungen. Denn die Diskussionen um das, was angezogen werden soll, fallen bei denen sicher weniger heftig aus. Zumindest gibt es normalerweise keinen Streit um Anna und Elsa.

Ich bin Vater von zwei Töchtern die ich abgöttisch liebe. Dennoch gibt es eine Sache, um die ich die Eltern von Jungen regelmäßig beneide. Ich denke, dass die morgendliche Anzieh-Diskussion mit Sicherheit weniger heftig ausfällt als bei uns.

 

Jungen sind in Bezug auf Klamotten sicher einfacher, oder?

Dabei meine ich gar nicht das hin- und her, wann der Schlafanzug denn ausgezogen werden soll. Das gibt es bei uns auch. Ich liege mit meiner großen Tochter (fast 5 Jahre) nahezu jeden Morgen quer, WAS denn angezogen werden soll. Denn wenn es nach unserer Lilly ginge, würde sie sich jeden Morgen als Prinzessin verkleiden – egal, wie das Wetter draußen aussieht und was geplant ist. Häufig hat meine Tochter für meine Argumente Verständnis, dass die Stöckelschuhe für den Spielplatz nicht so geeignet sind und dass das weiß-blaue Plastikkleid beim wilden Spielen kaputtgehen würde – aber beileibe nicht immer. Und zumindest ein Elsa-Shirt muss es ihrer Meinung nach eigentlich jeden Morgen sein.

Vielleicht bin ich ein untypischer Vater, denn es ist mir nicht egal, was meine Töchter anziehen. Die beiden haben wirklich schöne, bequeme und praktische skandinavische und englische Klamotten, die ich ihnen gekauft habe. Aber die bleiben fast immer im Kleiderschrank, seitdem Elsa und Anna in das Leben unserer „Großen“ getreten sind.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle den Jungen-Eltern unter den Lesern erzählen, dass es sich bei Elsa und Anna die Hauptfiguren des Disney-Films „Die Eiskönigin“ (Originaltitel „Frozen“) handelt, die seit dem Filmstart im Jahre 2013 die Kinderzimmer, Kleiderschränke und Träume kleiner Mädchen heimsuchen.

 

Wo bleibt bei der Anna und Elsa – Manie die Individualität?

Elsa und Anna Kleidung
Ohne Anna und Elsa geht es bei uns kaum noch

Um es zu betonen – ich bin kein grundsätzlicher Gegner von Disney. Auch mit dem Film und seinen Heldinnen habe ich kein Problem. Aber bitte nicht immer! Meine Frau und ich waren neulich auf einem Kindergeburtstag, auf dem fünf von sieben anwesenden Mädchen das gleiche blaue Elsa-Kleid anhatten. Wo bleibt da die Individualität? Wo der gute Geschmack?

Eigentlich hatten meine Frau und ich einmal den Anspruch, unserer Tochter keine rosa Kleidung etc. zu kaufen. In der Beziehung bin ich ja schon sehr viel lockerer geworden. Aber die Prinzessinnen-Klamotten aus Plastik mit blauen Hand- und Stöckelschuhen sind doch fast der Gipfel des Girlie-Wahns!

 

Alles nur eine Phase oder frühkindliche Prägung?

Das Ganze fing unauffällig mit einem Kleid an, das sich unsere Tochter wünschte und das meine Frau ihr vor einem Jahr durch den Nikolaus bringen ließ. Seitdem hat sich der Kleiderschrank – meiner Frau sei Dank - mit vielen weiteren Merchandising-Artikeln aus dem Hause Disney gefüllt. Auch damit hätte ich kein großes Problem, wenn die anderen – schönen - Sachen deswegen nicht links liegen blieben. Meine Frau und ich hatten zu dem Thema bereits heftige Diskussionen. Sie hat mit der ganzen Sache weniger ein Problem – obwohl es ihr eigentlich sehr wichtig ist, unsere Töchter genderneutral zu erziehen. Als ich meine Frau fragte, ob sie es gut fände, wenn ich einen Sohn (den wir nicht haben) in Flecktarn einkleiden würde, meinte sie, DAS sei ja etwas völlig anderes. Wirklich?

Meine Frau ist der Meinung, dass das alles nur eine Phase ist und ich das ganze entspannt sehen soll. Bei aller versuchten Lockerheit finde ich es schade um die schöne andere Kleidung und ich bin auch die täglichen Diskussionen mit meiner Tochter leid, was Wetter und Aktivität angemessen ist. Immerhin darf ich bei unserer Kleinen noch bestimmen, was sie anzieht.

Was mir aber wirklich zu denken gibt ist, das eines der ersten Worte unserer damals 20 Monate alten jüngeren Tochter „Elsa“ war und sie das Bild der Eisprinzessin inzwischen zielsicher identifizieren kann.

Es gibt kein Entrinnen! Hallelujah!

 

Neben der Kleidungsdiskussion fängt meine fünfjährige Tochter inzwischen auch damit an, dass ich ihr morgens die Nägel lackieren soll. Aber das ist vielleicht ein Thema für einen weiteren Artikel …