Vor kurzem hatte ein Mann an dieser Stelle berichtet, was für eine Freude es ist, Vater einer Tochter zu sein. Nun soll ein Vater von drei Söhnen das Wort bekommen und von seinen Erfahrungen und Erlebnissen schreiben. Denn Vater und Söhne, also Jungs unter sich, das ist schon etwas ganz Spezielles.
Vom Glück ein Jungs-Vater zu sein
Mädchen oder Junge? Aus unserer dritten Schwangerschaft kann ich da schon eine Anekdote berichten. Zwei Jungs hatten wir schon. Als beim dritten Mal das Geschlecht des Ungeborenen einigermaßen ultraschalltechnisch absehbar (besser wäre wohl: ansehbar) war, legte unsere Gynäkologin meiner Frau erst einmal ein rosa Tuch auf den gewölbten Bauch. Und meinte augenzwinkernd: „Vielleicht hilft es!“
Nun, im angedachten Sinne half es nicht. Nummer Drei wollte unbedingt die drei ??? komplettieren. Und ich werde wohl nie in den Genuss kommen, die drei !!! vorlesen zu dürfen.*
Drei Jungen – und jeder hat seinen eigenen Kopf
Hand aufs Herz, ich brauchte und wollte diese schmunzelnde Hilfestellung unserer Frauenärztin auch gar nicht. Denn mit unseren zwei Jungs, damals 3 und 5 Jahre alt, hatte ich schon gute Erfahrungen gemacht. Auch die Erfahrung, dass unabhängig vom – gleichen – Geschlecht, schon die Kleinsten ihren ganz eigenen Kopf haben.
Das Schnullerbeispiel zeigt es am deutlichsten: Nummer 1 war so ein solala-Schnullertyp: Hilft manchmal ein bisschen zum Einschlafen, ist aber nicht absolut notwendig. Nummer 2 war der Mein-Schnuller-und-ich-Typ: Wir sind unzertrennlich. Was ziemlich nervig war, wenn Fütterungszeit war. Der junge Herr wollte keinesfalls wegen eines auf Einlass wartenden Löffels den Stöpsel aus dem Mund nehmen. Und Nummer 3? Für ihn war es nachgerade eine Beleidigung, wenn seine Eltern meinten, ein bunt-schnödes Plastikding würde er nicht von der Originalbrust unterscheiden können. Der Never-ever-Schnuller-Typ.
Ein Jungsvater – und das ist gut so
Trotz aller unterschiedlichen Charaktere, es gibt diese Momente, wo ich dann doch merke, ich bin ein Jungsvater. Und das ist auch gut so. Hier ein paar Beispiele, bunt gemischt:
- Ich weiß, wie man das Kind so wickelt, dass das beste Stück nicht doch die Strumpfhose nass macht. Da kommt kein Mädchenpapa ran. Überhaupt, am Wickeltisch: Ich kenne den Radius des jungen Feuerwehrmanns und reagiere immer schnell genug.
- Wir haben Puppen und auch ein Puppenhaus als super-interessantes Spielzeug angeboten. Vielleicht hörten meine sensiblen Jungs heraus, dass meine Begeisterung nur gespielt war. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass Puppe&Co bei uns in den Wiederverkauf kommen. Mit der ehrlichen Aufschrift: Kaum benutzt! Ich bin aber ziemlich geübt im Ausweichen vor sämtlichen spielzeugähnlichen Wurfgeschossen. Neuerdings macht mir allerdings die superschnelle und sehr zielgenaue Armbrust in Kinderhand doch etwas zu schaffen.
- Wir alle sind morgens auf dem Weg zum Kindergarten im Regelfall gestresst. Aber ein bisschen gestresster, so sehe ich das, sind dann doch die Mädchenpapas: „Wir mussten noch die Haare machen.“ Ich verstand erst gar nicht, was damit gemeint war. Erst als mir das kunstvolle Flechtwerk bei der jungen Dame aufgefallen war, begriff ich. Und dachte mir: Auch beim Föhnen der Kinderköpfe nach dem Schwimmbadbesuch habe ich es echt gut
- Es mag auch sein, dass in anderen Familien das Ehebett noch ein Ehebett ist. Bei uns ist das eher so ein Boxring, in dem die jungen Herren ihre Kräfte messen.
- Ich für meinen Teil habe es in meiner Kindheit und Jugend verpasst, STAR WARS – Experte zu werden. Das hole ich jetzt nach, von Episode I bis VII. Gerne. Mit allen Details. Für alle Halbwissende ein Beispiel. ‚Endor‘ ist sowohl der Name des Waldmondes als auch des Gasriesen, um den dieser Waldmond seine Kreise zieht. Und logo, dort wohnen die Ewoks. Nur so als Beispiel, was bei den Jungs in der Familie zur Allgemeinbildung gehört. Aber Ihnen auch nur eine rudimentäre Zusammenfassung der ‚Eisprinzessin‘ zu geben? Fehlanzeige, das gehört nicht zu meinem Repertoire.
Starke Mädchen – die gibt es auch
Ich bin mir sicher, dass all dieses Herumgeballere, das Kräftemessen, Kämpfen und Balgen, die Vorliebe für Actionfilme, Achterbahnen und Gruselkabinetts auch mit Mädels gut gehen kann. Die jungen Damen, die meine jungen Herren jedenfalls zu Geburtstagen einladen, machen irgendwie den Eindruck, dass sie ein paar Jungs locker zum Frühstück verspeisen würden. Also auf ihre Art.
Beispiele gefällig? Der Angehimmelte unseres Vierjährigen, eine fünfjährige Mademoiselle M., meinte bei ihrem ersten Besuch bei uns recht bestimmt, dass ihre Mama sie nachher nicht abholen solle, sondern gefälligst ihr Bettzeug mitzubringen habe, denn sie würde hier bei ihrem Kumpel übernachten. Ich zeigte mich begeistert. Die junge Dame wollte mal gleich Nägel mit Köpfen machen. Richtig so. Oder der Geburtstag des Achtjährigen im Kletterwald. Miss I. wollte da auf dem schweren Parcours in 8 Meter Höhe unbedingt noch einmal die echt cool-wackelige Runde laufen. Die meisten Kumpels meines Sohnes hatten sich da schon wieder auf den sicheren Erdboden verkrochen. Fair enough.
Vater und Sohn – das ist schon etwas ganz Spezielles
Diese starken Mädels gibt es auf jeden Fall. Aber irgendwie, ist dieses Wir-gehen-jetzt-mal-campen-und-halten-das-Lagerfeuer-am-Brennen-bis-es-dunkel-wird schon eine Sache von uns Jungs. Den kleinen Jungs und natürlich auch den großen Jungs. Gerade sind wir am Geocaching dran. Und so eine Drohne, ach, die finden wir alle cool. Bis auf einzige Dame in der Familie. Natürlich.
Hey, lasst es krachen. Aber alles wieder aufräumen, bevor die Mama nach Hause kommt.
*Wer es nicht kennt – so wie ich – das ist das weibliche Pendant zu Justus, Peter und Bob, den allgegenwärtigen Jungdetektiven aus Rocky Beach.
zum Autor:
Andreas Clevert, Jahrgang 1970, ursprünglich aus Esslingen stammend, lebt mit seiner spanischen Frau und seinen drei Jungs/Söhnen (*2008, *2010 und *2013) in Bonn. Mehr von seinen Erlebnissen lesen Sie unter www.vaterdasein.wordpress.com