Für einige Elternteile ist es ein Graus, wenn der Steppke wieder mal mit dem Memory in der Hand in der Tür steht oder im Kinderzimmer zusammen mit Papa eine Höhle bauen will und einen mit großen bittenden Augen ansieht. Wie man den „Spaß am Spiel“ auch wieder als Erwachsener entdeckt, erfahren Sie hier.
Mit Kindern spielen und dabei Spaß haben
„Papa, spielst du mit mir Verstecken?“ – „Papa, baust du mit mir einen Legoturm?“ – „Papa, können wir Indianer spielen? Ich bin der Häuptling und ich fessle dich an den Stuhl, ok?“ Diese oder ähnliche Spielaufforderungen kennt jeder Vater aus dem Alltag. Leider ist es aber oftmals so, dass man sein Kind auf später oder nie vertröstet, weil....weil....ja, warum eigentlich?
Der Spielplatz-Papa
Manchmal sieht man Väter auf dem Spielplatz, die ausgelassen mit ihren Kleinen rumtollen als gäbe es kein Morgen. Es wird ihnen auch nicht zu dumm, wenn sie zum gefühlten tausendsten Mal die gleiche Rutsche mit ihrem Sohn runterrutschen oder stundenlang im Sand buddeln. Sie scheinen richtig Spaß daran zu haben. Etwas abseits sieht man dann die Väter sitzen, die das ganze Treiben neidvoll beobachten. Warum können jene Playing-Abstinenzler nicht diese Spielfreude mit ihrem Racker entwickeln? Fehlt ihnen das „Spiel-Gen“?
Oft hängt die eigene Spiel-Unlust mit den Erfahrungen in der eigenen Kindheit zusammen. Vielleicht haben diese Papis auch sehr oft für und mit sich alleine gespielt. Gerade in ländlichen Gebieten war und ist eine Spielkultur mit den eigenen Kindern nicht sehr ausgeprägt. Tür auf, Kind raus, Tür zu. Waren auch noch mehrere Geschwister da, dann hat sich das Thema „Papa, spielst du mit mir?“ sowieso erledigt.
Unterschiedliche Spieltypen
Andererseits gibt es auch einfach unterschiedliche Spieltypen. Einige Männer sind spielfreudiger als andere: Die pflegen auch in ihrer Freizeit mit anderen Erwachsenen regelmäßige Poker-Partien, gehen in Abenteuer-Parks oder spielen liebend gerne Frisbee auf der Wiese. Diesen Männern fällt es natürlich leichter, sich auf das gemeinsame Spiel mit ihren Kindern einzulassen. Wer am Wochenende ein begeisterter Fußballer ist, der kickt auch gerne mit den Jungs im Garten. Wer Rollenspiele mag, der bastelt schon mal mit den Kids ein eigenes Kasperltheater und übt Vorführungen ein. Wer ein geistiger Tüftler ist, der liebt es auch, mit Sohn oder Tochter Puzzle zu machen.
Aber es gibt eben auch Männer, die diesen Spieltrieb so gar nicht haben. Das sprichwörtliche „Kind im Manne“ ist weniger bis gar nicht ausgeprägt. Oder vielleicht auch nur verschüttet – Job, Stress und Feierabendmüdigkeit sei Dank. Deswegen lieben sie ihre Kinder nicht weniger und brauchen die anderen, spielfreudigen Väter nicht mit dem Hang zum schlechten Gewissen eifersüchtig begutachten.
Es geht um Zeit!
Den Kindern ist es im Endeffekt auch nicht wirklich wichtig, ob Papas mit ihnen Playmobil, Barbie oder Fangen spielen. Es geht ihnen um die Zeit, die sie gerne mit den Vätern verbringen möchten. Und da kann man mit Sicherheit auch Mittelwege finden, bei denen beide ganz viel Spaß haben können. Wenn Sie als Papa also nicht so der klassische Spieletyp sind, dann können Sie sich vielleicht an anderen Sachen erwärmen: Bücher vorlesen, Geschichten erzählen, gemeinsam basteln oder kochen, einen Ausflug in den Zoo oder auf den Fußballplatz machen.
Manchmal muss man sich auch nur einmal auf ein Spiel mit den Kindern einlassen. Und der Spaß kommt von ganz alleine. Eine Partie Mensch-ärgere-dich-nicht, auf die man vorher noch gar keine Lust hatte, entpuppt sich oftmals als ein abendliches Spaß-Highlight. Ein vermeintlich nerviger Lego-Nachmittag kann sich mitunter zu einem kreativen Ausleben architektonischer Vorlieben entwickeln.
Spielen will gelernt sein?
Ein paar Regeln sollten Eltern beim Spiel mit den Kindern allerdings doch beachten, damit beide Parteien Spaß daran haben: Kritisieren und verbessern Sie Ihr Kind nicht beim Spielen. Wenn Sie sich zu sehr einmischen, verliert das Kind bald die Freude am gemeinsamen Spiel und Frust breitet sich aus – bei allen Beteiligten. Sie müssen Ihr Kind nicht „belehren“ beim Spielen. Denn das Kind ist der „Spiel-Experte“. Lassen Sie sich ruhig mal auf ganz neue, extravagante Spielregeln ein. Das kann extrem viel Spaß machen.
Verwechseln Sie „spielen“ nicht mit einem „Pausenclown-Dasein“. Sie müssen Ihr Kind nicht bespielen. Degradieren Sie ihre Kinder nicht nur zu bloßen Zuschauern. Die Kleinen (und auch großen Kinder) sollten selbst herausfinden, wie Spiele funktionieren, wie sie darin ihre Phantasie ausleben können und sich darin entdecken können. Wenn Sie sie im Spiel ein bisschen begleiten können, dann lassen Sie sich ruhig einmal auf dem Stuhl fesseln, genehmigen Sie sich eine Partie Memory mit Ihrer 5-Jährigen (Sie werden eh verlieren!!) oder wagen Sie sich an ein 1000-Teile-Puzzle vom Schloss Neuschwanstein. Sie werden sehen: Das kann richtig kurzweilig und lustig werden!