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Papa sucht das Gespräch – immer mehr Väter organisieren sich in Väter-Gruppen

Sie treffen sich in Cafés oder zu Hause. Immer mehr Väter in Deutschland schließen sich zusammen um sich über ihr Vaterdasein und Erziehungsfragen, aber auch Sorgen und Nöte auszutauschen. Wir haben eine Väter-Gruppe in Stuttgart besucht, um zu erfahren, was die Männer motiviert, sich einmal im Monat zu treffen und was dort besprochen wird.

Frauen machen es fast täglich. Auf Spielplätzen, in Cafés oder beim Kindergeburtstag. Sie tauschen sich mit anderen Müttern über das eigene Kind, Erziehungsprobleme, Fragen zum Kindergarten oder Schule aus. Sie holen sich Rat, diskutieren Ansichten zu Erziehungsthemen, Ernährung und Gesundheit – eben all den Fragen, die rund um die Erziehung entstehen können. Doch was machen eigentlich Väter?

 

Der Vater ist nicht mehr nur abends Papa

So lange der Vater nur als Ernährer fungierte, reduzierte sich sein Vaterdasein auf das abendliche Spiel mit den Kindern oder das Vorlesen. Auch am Wochenende war Mann hauptsächlich für das Angenehme und Unterhaltende zuständig. Papa organisierte den Ausflug, ging mit den Kindern zum Sport oder holte die Modelleisenbahn aus dem Keller. Die Alltagsprobleme der Kinder? Dafür war Mama zuständig. Schule, Gesundheit, Erziehung – Frauensache.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute gibt es mehr Hausmänner, alleinerziehende Väter oder Väter in Elternzeit - und die haben mit allen Problemen ihrer Kinder zu tun. Kein Wunder also, dass auch Väter zunehmend das Bedürfnis haben, sich untereinander auszutauschen und nach Rat und Anregungen suchen. Ein Forum hierfür: Vätergruppen. Es gibt sie mittlerweile in allen deutschen Großstädten und ihre Zahl nimmt zu. Eine dieser Vätergruppen haben wir in Stuttgart getroffen. 

Die Väter-Gruppe

Es ist Dienstagabend und wir sitzen an einem großen Tisch in einem Café, das vom Interieur genauso gut in Paris liegen könnte. Gekommen sind Peter (42), Thomas (35) und Daniel (32). Normalerweise sind sie sieben bis zehn Väter, aber es sind Osterferien und mancher ist mit der Familie im Urlaub. Aber was motiviert die drei Väter, sich hier regelmäßig zu treffen? „Ich bin alleinerziehend“, sagt Peter, „und da ist es schön, sich mal mit anderen Vätern auszutauschen. Man merkt eben täglich mit wie vielen Fragen man allein ist und da ist es gut zu wissen, dass man einmal im Monat seine ganzen Fragen und Sorgen in der Gruppe teilen kann.“ Daniel pflichtet ihm bei: „Ich bin gerade in Elternzeit. Nur zwei Monate, aber dennoch. Dabei habe ich gemerkt, mit wie vielen Dingen ich mich vorher nie auseinandergesetzt habe. Irgendwie habe ich die Kindererziehung immer nur von außen betrachtet, also nur die äußerlichen Dinge, wie windelwechseln, füttern, zu Bett bringen. Aber jetzt beginne ich mich zu fragen, was ich meinem Kind eigentlich als Vater mitgeben möchte. Noch ist sie zu klein - aber dennoch - man sieht, da wächst ein Mensch mit Persönlichkeit heran und ich habe es zu einem gewissen Teil in der Hand, wie sie sich entwickelt.“ Thomas ist der Einzige in der Gruppe, der dem klassischen Bild des Vaters entspricht. Er ist berufstätig, tagsüber kümmert sich seine Frau um die beiden Kinder. Aber auch Thomas möchte eben mehr sein, als ein „Feierabend-Papa“ und im Rahmen der Möglichkeiten an der Entwicklung der Kinder teilhaben. Manchmal, sagt er, leide er schon daran, dass er nicht mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen kann. „Zum Beispiel war ich auf Geschäftsreise, als  Jonah, unser Jüngster, laufen lernte. Das war schon traurig. Während mein Sohn seine ersten Schritte durch die Wohnung machte, saß ich in Budapest in einem Hotel.“ Deshalb sind diese Treffen für ihn so wichtig. „Es ist gut, sich auch mit anderen berufstätigen Vätern austauschen zu können, um zu sehen, wie andere Beruf und Vatersein unter einen Hut bekommen.“

Ein spezielles Angebot für Väter   

Neben handfesten Erziehungsthemen und Alltagssorgen im Umgang mit Kindern geht es auch viel um Ratschläge in anderen Bereichen. So geben sich die Väter zum Beispiel Tipps in Bezug auf Urlaubsreisen, Kinderwagen oder Familienautos. „Hier treffe ich Leute, die in der gleichen Lebenssituation sind wie ich“, sagt Peter. „Wenn ich überlege, wohin ich mit meinem Sohn in den Urlaub fahren könnte, kann ich hier nach Erfahrungen fragen.“ Das bestätigt auch Daniel und ergänzt: „Ich denke, das Bild des Vaters hat sich in den letzten zwanzig, dreißig Jahren sehr gewandelt, aber die Angebote für Väter haben damit nicht Schritt gehalten. Väter übernehmen zwar mehr Verantwortung in der Erziehung, aber es gibt immer noch wenig Beratungsangebote für Väter.“ Doch warum braucht es spezielle Angebote für Väter? „Ich denke, dass Väter anders erziehen, oder anders gesagt, Erziehung anders erleben. Auch wenn ich im Grunde das Gleiche mit meinem Sohn mache wie meine Frau, also Windeln wechseln, baden, füttern, anziehen, rausgehen, so mache ich das doch mit einem anderen Blick. Ich glaube einfach, dass ich anders auf meinen Sohn sehe, dass mir manchmal auch Anderes in der Erziehung wichtig ist, als meiner Frau. Da gibt es bei aller Gleichheit heute doch noch Unterschiede“, sagt Daniel. Die beiden anderen stimmen zu.

Nach drei Stunden verabschieden wir uns. Wir haben noch über Autos, Urlaube und unsere eigene Erziehung gesprochen. Es stimmt, was Daniel sagte, Väter erleben Erziehung anders und es ist wichtig, dass wir uns darüber austauschen, denn nur so können wir besser in unsere Vaterrolle hineinwachsen. Väter-Gruppen können dazu einen wertvollen Beitrag leisten.