In den ersten Lebensmonaten ist die Mutter Dreh- und Angelpunkt der Welt eines Babys. Das bleibt allerdings nicht immer so: Irgendwann stellen Kinder fest, was Papa zu bieten hat - und dann ist er häufig der alleinige Star. Für Väter ist diese Situation ein Fest, für die Mütter dagegen oft schwer zu ertragen.
Papakinder – Wenn Papa plötzlich der Größte ist
Papa muss füttern, wickeln, ins Bett bringen – Papa ist der Star. Oft kommt der Umschwung vom Mama- zum Papakind ganz überraschend und ist für Mütter wie Väter erst einmal ein Schock. Entwickelt sich Ihr Kind zu Ihrem größten Fan, sollten Sie diese Zeit genießen, so lange sie dauert. Wichtig ist jetzt allerdings auch Verständnis für Ihre Partnerin – besonders wenn sie nach wie vor die Hauptlast der Arbeit und Verantwortung fürs Kind trägt.
Papa ist die Nummer eins!
Sie sind nur ein bis zwei Stunden am Tag für die Kinder präsent, machen mehr Quatsch, als dass sie sich kümmern und sind trotzdem – oder gerade deswegen – der absolute Superstar fürs Kind. Im Alter zwischen zwei und drei Jahren stecken Kinder häufig in dieser Phase, zur Freude des Vaters und zum Leidwesen der Mutter, die sich nicht mehr genug geliebt und gewürdigt fühlt. Warum ist das so? Warum bevorzugen Kinder schlagartig ein Elternteil, in diesem Fall den Vater? Erziehungswissenschaftler und Pädagogen haben dafür gleich mehrere Erklärungen und keine hat etwas damit zu tun, dass das Kind den Vater plötzlich mehr liebt als die Mutter. „Vaterhunger“ nennt die Journalistin und Autorin Gerlinde Unverzagt dieses Phänomen. Allen Müttern sei gesagt, dass diese Phase tatsächlich nur eine Phase ist – als Vater müssen Sie darauf achten, dass Sie die Begeisterung Ihres Kindes für Ihre Person nicht dazu verführt, alle Regeln der Erziehung zu vergessen. Damit machen Sie es Ihrer Partnerin und Ihrem Kind unnötig schwer.
Was hat er, was ich nicht habe?
Als einer der Hauptgründe, warum sich der Nachwuchs plötzlich zum Papakind entwickelt, wird die Art und Weise des Spiels angesehen. Mütter bevorzugen generell „pädagogisch wertvolle“ Spiele: Sie lesen mit dem Kind, spielen Memory, malen oder basteln zusammen. Ganz anders die Väter. Sie kommen nach Hause und fangen völlig sinnfrei an zu toben, Grimassen zu schneiden oder alberne Kitzelspiele zu spielen. Das kann fast wie eine Erlösung für das Kind sein, wenn es nach einem langen ruhigen Tag mit Mama plötzlich mit der Bewegungsenergie von Papa konfrontiert wird und sich selbst noch einmal so richtig austoben kann. Da Vätern und Kindern bewusst ist, wie knapp die gemeinsame Zeit bemessen ist, ist das Spiel und die Zuwendung intensiver. Das genießt ein Kind natürlich, wenn es zuvor den ganzen Tag eher nebenher gelaufen ist – weil Mama schließlich noch anderes zu tun hat. Sie können Ihre Partnerin also beruhigen: Als voll arbeitender Papa sind Sie ein Exot, ähnlich wie die Großeltern, die das Kind nur einmal im Monat sieht – kein Wunder also, dass es sich dann ganz und gar mit Ihnen beschäftigen will. Ein weiterer Grund, warum Kinder sich plötzlich zum Papakind entwickeln, kann auch in einer Überfürsorge der Mutter begründet sein. Väter trauen Kindern generell mehr zu, sie sind weniger ängstlich und „erlauben“ gefährlichere Spiele und Aktivitäten.
Wo Bindung ist, braucht es auch Abgrenzung
Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist im ersten Lebensjahr sehr eng und muss irgendwann gelöst werden. Ein Kind in diesem Alter kann jedoch noch nicht unabhängig sein, deshalb löst es die Mutter-Kind-Bindung teilweise dadurch, dass es sich neu bindet - und zwar an den Vater. Die Entwicklung zum Papa- oder auch zum Mamakind scheint nicht so extrem zu verlaufen, wenn sich beide Eltern häufig und intensiv um das Kind kümmern und gleichmäßig Zeit mit ihm verbringen. Die Psychologie hat übrigens einen Fachbegriff dafür, wenn sich Kinder aus der engen Zweierbindung zur Mütter lösen: Man spricht von der sogenannten „Triangulierung“, eine dritte Person wird hinzugenommen, in diesem Fall der Vater.
Falls Ihre Partnerin allzu betrübt über den scheinbaren Verlust ihrer Monopolstellung ist, sollten Sie sie trösten und sie darauf aufmerksam machen, dass das Kind in der Abwesenheit des Vaters nach wie vor eine enge Bindung hat. Mit dem Problem, sich überflüssig und wie das fünfte Rad am Wagen zu fühlen, muss sie allerdings selbst zurechtkommen – keinesfalls sollten Sie Ihr Kind zurückweisen, nur damit es Ihrer Partnerin besser geht.
Bei aller Liebe – Bleiben Sie konsequent!
Wird man als Vater vom Kind abgöttisch geliebt, ist das toll. Man läuft aber auch Gefahr, in einige Fallen zu stolpern. Die Begeisterung des Kindes führt schnell dazu, dass die so wichtige Konsequenz von väterlicher Seite flöten geht. Da wird Liebe und Zuneigung schon mal durch Zugeständnisse belohnt, mit denen sich später Ihre Partnerin herumärgern muss. Die Regeln, die sonst für das Kind gelten und die Sie einmal gemeinsam mit Ihrer Partnerin festgelegt haben, sollten auch und gerade dann gelten, wenn Ihr Kind seine „Papa ist der Größte“-Phase hat. Kommt es hier zu Uneinigkeiten zwischen Ihnen und Ihrer Partnerin, leidet sowohl Kind als auch Beziehung unter diesem Zustand.