Was ist wirklich wichtig im Leben? Was sind die Dinge, die uns bewegen, berühren, die bleiben? Oft sind es die Erinnerungen an schöne Erlebnisse, die wir mit geliebten Menschen hatten. Diese Erfahrung machen Eltern immer wieder. So auch unser Autor.
Wie ich durch meine Kinder zu Reichtum gelangte
Was sind die echten Schätze, die wahren Besitztümer im Leben? Die besten Dinge im Leben sind umsonst, heißt es. Was ich für ein Gerücht halte, denn Kinder gehören zweifelsohne zu den tollsten Dingen im Leben, und jeder Vater weiß: Umsonst ist da gar nix, von der ersten Windelpackung über ungezählte Kinderklamotten, Schuhe, die maximal eine Saison halten, Tornister, die heutzutage so viel kosten wie ein Kleinwagen, bis zur elektronischen Grundausstattung, ohne die ein Teenager heutzutage nicht überleben kann (zumindest aus dessen Sicht). Ich bzw. wir haben vier Kinder, und ohne diese wäre ich vermutlich Millionär und hätte mich längst in Südfrankreich zur Ruhe gesetzt. Aber Millionär bin ich trotzdem, und zwar an unvergesslichen Momenten mit Frau und Kindern! Dabei habe ich diese Lektion erst spät gelernt – dass dies wahre Schätze sind. Erinnerungen.
Der Wert materieller Dinge und der von Erinnerungen
Lange Zeit war für mich vor allem (Geld) wert, was bleibt und einen praktischen Nutzen hat. Ein guter Akkuschrauber. Ein vernünftiges Notebook. Doch viel Geld z.B. für einen schönen Urlaub ausgeben?! Geht doch so schnell vorbei, und dann ist das Geld weg – ohne dass man etwas in den Händen zurückbehielte. Aber das stimmt ja gar nicht – und jetzt dürfen Sie gerne wissend nicken – man behält ja die Erinnerung. Jedes Erlebnis ein kleines Kleinod in der Schatzkiste seiner Erinnerung, die man jederzeit hervorholen kann, um darin zu wühlen, am besten zusammen mit seiner Partnerin („Weißt du noch?!“).
Und ja – viele schöne Momente geraten einfach in Vergessenheit, es sind ja auch einfach zu viele und ständig kommen neue dazu. Aber manche Erlebnisse bleiben nachhaltig im Gedächtnis und werden dafür mit den Jahren immer goldener und süßer, sie reifen wie ein guter Wein.
Wie unser erster Besuch im Gelsenkirchener „Zoom“, dem schönsten Zoo, den ich bisher kennenlernen durfte. Damals waren wir noch zu viert: Emma, die älteste, war knapp fünf Jahre, Josefine zwei. An einem nie enden wollenden Sommertag stapften wir durch die Zoowelt, bei der alles darangesetzt wurde, dass es gerade nicht wie ein Zoo wirkte (neben den Löwenkäfig die Pinguine), sondern eher wie ein Spaziergang durch endlose Savanne in der „Themenwelt Afrika“. Staunende Kinderaugen. Und irgendwann müde Beine. Wohlig geschafft, aber auch ordentlich hungrig, machten wir uns auf den Weg zurück zum Parkplatz und stellten uns schon ein auf die lange Rückreise nach Düsseldorf. War ja auch schon spät, die Kinder müde ... und Sie wissen ja: müde Kinder = Eskalationspotenzial.
Ein spontanes Erlebnis – ein Hoch auf die Unvernunft
Doch was war das am Straßenrand? Ein echter American Diner – hier in Gelsenkirchen? An dem junge Menschen mit mächtigen Tollen und imposanten alten Chevys vorfuhren? Mit riesigen Burgern und ganzen Mayonnaise-Tuben auf dem Tisch statt den winzigen Portionen, die niemals ausreichen? Ließen wir also die Unvernunft hochleben. Dass wir nach dem Zoobesuch ziemlich abgebrannt waren? Egal. Die Kinder müde? Noch ging es. Also ab auf die Terrasse, im goldenen Licht der untergehenden Sonne so richtig reingehauen und den kleinen Mädels beim Spielen zugeschaut. Memories ... Und ja – natürlich sind die Mädels sofort eingeschlafen bei der Rückfahrt, natürlich gab es noch einmal richtig Knatsch, als wir sie nacheinander in den fünften Stock in die Wohnung getragen haben. Aber das kommt in meinen Erinnerungen gar nicht vor. Nur dieser magische Moment, an dem man sich einfach glücklich fühlt. Und reich.
Zum Autor: André Nagerski ist der Vater von Emma (12), Josefine (9), Till (6) und Leonhard (10 Monate). Er lebt und arbeitet als freier Texter und Autor in Düsseldorf.
Als Buch erhältlich ist seine SF-Comedy „Roboter weinen heimlich“ auf Amazon.