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Alkohol – in Schwangerschaft und Stillzeit ein Tabu

Auch wenn in verschiedenen Studien nachgewiesen ist, dass geringe Mengen an Alkohol dem Baby nicht schaden, sollte in Schwangerschaft und Stillzeit Alkohol auf der No-Go-Liste stehen. Genaue Grenzwerte kennt niemand und schließlich würde auch keine Mutter ihrem Baby Alkohol in der Flasche zu trinken geben.

Eine Studie in England über mehrere Jahre hat ergeben, dass sich ein kleines Glas Alkohol täglich in der Schwangerschaft nicht auf die Kindesentwicklung auswirkt. Am Balanciervermögen – das als wichtiger Indikator für die neurologische Entwicklung gilt – machen die Forscher dies fest. Alkohol sollte dennoch in Schwangerschaft und Stillzeit tabu sein, finden deutsche Forscher. Denn durch die uneindeutigen Daten gibt es nur bei Null Promille absolute Sicherheit.

 

Nicht nur die Menge ist entscheidend

Ob und wenn ja in welchem Ausmaß, ein Kind vom Alkoholgenuss der Mutter geschädigt wird, hängt nicht nur von der Menge ab. Alkohol wirkt als Zellgift und wird über die Plazenta direkt an das Baby weitergegeben. Mitunter sieht man bereits bei der Geburt, dass die Mutter in der Schwangerschaft zuviel Alkohol konsumiert hat – wie viel das genau war, variiert deutlich und lässt sich auch nur schwer feststellen. Denn nur selten sind Mütter in diesem Fall wirklich ehrlich. Ein flaches Gesicht, herabhängende Lider, tief angesetzte Ohren und eine unterdurchschnittliche körperliche Entwicklung sind deutliche Hinweise. Bezeichnet werden die durch Alkohol ausgelösten Entwicklungsdefizite als Fetales Alkoholsyndrom (FAS). In der Folge zeigt sich in den meisten Fällen eine Entwicklungsverzögerung sowohl geistig-kognitiv als auch körperlich. Weniger auffällig, aber dennoch besorgniserregend sind auch die weniger ausgeprägten Folgen des mütterlichen Alkoholkonsums wie zum Beispiel Aufmerksamkeitsdefizite, die Unfähigkeit die eigenen Handlungen einzuschätzen oder selbständige Problemlösung zu entwickeln. Insgesamt bleiben vor allem die deutschen Forscher ganz klar dabei: Selbst ein Glas könnte zu viel sein und das Baby im Mutterleib beeinträchtigen. Denn Umwelteinflüsse, genetische Disposition, Ernährung, Alter und sogar die ethnische Zugehörigkeit gelten heute als beeinflussende Faktoren.

 

Alkohol in der Stillzeit

Laut einer Studie des Bundesinstitutes für Risikobewertung von 2012 tranken zwischen 30 und 80 Prozent der befragten Mütter in der Stillzeit Alkohol, meist zu besonderen Anlässen, seltener auch regelmäßig. Dabei stieg der durchschnittliche Alkoholkonsum mit dem Alter des Babys an. Frauen, die bereits in der Schwangerschaft gelegentlich oder öfter ein Gläschen tranken, setzten dies auch in der Stillzeit fort. Generell lautet auch für die Stillzeit die Empfehlung auf Alkohol möglichst ganz zu verzichten. Allerdings sind die Regeln nicht mehr ganz so streng, ein Glas Sekt zur Familienfeier stellt auf keinen Fall ein Stillhindernis dar. Mütter sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, das die Alkoholkonzentration im Blut von Mutter und Kind in Abhängigkeit vom Körpergewicht etwa parallel verläuft. Ein vollgestilltes Baby erhält also etwa 10% der Alkoholmenge, die die Mutter im Blut hat. Untersuchungen haben ergeben, dass die höchste Konzentration in der Muttermilch etwa 60 bis 90 Minuten nach dem Genuss vorliegt.

 

Stillprobleme durch Alkohol

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass ein Glas Sekt ab und an die Milchproduktion anregt. Dabei ist schnell das Gegenteil der Fall. Alkohol hemmt bereits in geringen Mengen die Ausschüttung von Oxytocin, dem Hormon das für den Milchfluss zuständig ist. Die Folge davon: Die Milch wird weniger, der Milchfluss wird insgesamt gehemmt oder sogar gestört. Mütter, die häufiger Alkohol trinken, können deshalb Probleme wie Milchstau oder Brustentzündung bekommen. Das Baby selbst setzt der Alkohol unter echten Stress. Da die Leber belastet wird, muss sein Herz deutlich schneller schlagen, außerdem wird der Schlaf des Babys beeinträchtigt.

Auch wenn Schäden beim Baby bei moderatem und gelegentlichem Genuss vor allem in der Stillzeit nicht nachweisbar sind: Das Baby trinkt mit, darüber sollten sich Mütter im Klaren sein. Sein Organismus wird mit dem Zellgift Alkohol durchsetzt, wie es sich fühlt weiß keiner und das Entscheidende ist: Es kann sich nicht aussuchen, ob es den Alkohol trinken will oder nicht. Deshalb sollten sich Mütter das Gläschen in Ehren gut überlegen. Denn oft folgt nach dem schnellen Genuss die lange Reue und die Sorge darüber, ob dieses Glas nun doch zu viel fürs Baby war.