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Kindliche Sprachentwicklung – Ab wann man spricht man von einer Störung?

Kinder entwickeln sich stetig in allen Bereichen. Eines der größten Wunder ist die Entwicklung der Sprache. Gleichzeitig ist dies auch eine der wichtigsten Fähigkeiten, mit denen der Mensch ausgestattet wird. Kommt es zu Auffälligkeiten oder Verzögerungen, sollten die Eltern mögliche Störungen abklären und so früh wie möglich gegensteuern. Der Kinderarzt wird bei begründeten Bedenken eine Überweisung zum Logopäden empfehlen.

Als Eltern kommt man meist dann darauf, dass das Kind eine Sprachentwicklungsstörung haben könnte, wenn man es im Vergleich mit anderen Kindern erlebt. Allerdings sollte in diesem Fall berücksichtigt werden, dass jedes Kind sein eigenes individuelles Tempo hat. So manche Einjährige spricht bereits Zwei-Wortsätze, während sich der fast dreijährige Bruder noch auf Zeigen und hingeworfene Hauptwörter beschränkt. Dies ist noch längst kein Grund zur Sorge und die Eltern können ruhig noch ein oder zwei Monate abwarten. Aufmerksam sollte man dann werden, wenn die Kinder zwar entwicklungsgemäß Wörter lernen und Sätze bilden, aber Probleme bei der Aussprache entstehen. Dann sollte man schnell reagieren und mögliche Ursachen und Therapien mit dem Kinderarzt besprechen.

Im Zuge der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen werden regelmäßige Hörtests vorgenommen, so dass ein Hörschaden meist ausgeschlossen werden kann. Trotzdem wird der Kinderarzt vorsorglich die Hörfähigkeit des Kindes testen. Wenn eine Störung in der Sprachentwicklung diagnostiziert wurde, folgt als nächstes der Gang zum Logopäden.


Berufsbild des Logopäden

Der Logopäde oder die Logopädin behandelt Menschen mit Sprachstörungen durch geeignete Übungen und Therapien. Die Ausbildung erfolgt an Schulen und ist bundesweit einheitlich geregelt. Ziel der Behandlung von Kindern ist in erster Linie, die Sprachentwicklung in Gang zu setzen. Weiterhin sollen Spätschäden vermieden werden. Beim ersten Besuch wird der Logopäde in einem ausführlichen Gespräch die genaue Art der Störung und auch die eventuellen Ursachen klären. Nachdem die Diagnose gestellt wurde, wird ein Behandlungsplan erstellt, den der Logopäde in Zusammenarbeit mit den Eltern und dem Kind durchführt. Die Therapie dauert meist um die 100 Stunden und wird durch entsprechende Übungen zuhause unterstützt. Während der Therapie hält der Logopäde Fortschritte, aber auch Rückfälle fest.

Ein guter Logopäde kann darüber hinaus feststellen, ob Ihr Kind eine echte Entwicklungsstörung hat oder einfach nur zu den „Spätzündern“ gehört.


Welche Sprachentwicklungsstörungen gibt es?

Grundsätzlich gibt es mehrere mögliche Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen. Sie können zum einen in der physiologischen Entwicklung des Kindes begründet sein, zum anderen kann eine Hörstörung vorliegen. Darüber hinaus können auch psychische Belastungen Sprachstörungen verursachen.


Geburt bis zum sechsten Monat

Wenn Ihr Kind weder lallt noch auf Geräusche reagiert oder es plötzlich verstummt (insbesondere ab dem sechsten Monat), dann sollte der Kinderarzt aufgesucht werden.


6 bis 18 Monate

Hier besteht Handlungsbedarf, wenn das Kind überhaupt nicht anfängt zu sprechen und sich ausschließlich mit Gestik und Mimik verständigt.


18 bis 24 Monate

Wenn sich die Sprache plötzlich verschlechtert oder das Kind ganz aufhört zu sprechen, dann sollte ebenfalls der Kinderarzt aufgesucht werden.


24 bis 36 Monate

Der Wortschatz des Kindes besteht nur aus wenigen Worten und entwickelt sich auch nicht oder nur kaum weiter; das Kind bildet keine Zwei-Wort-Sätze und spricht unverständlich; sie haben den Eindruck, das Kind versteht nicht, was sie zu ihm sagen. Dies sind ebenfalls Gründe, eine Untersuchung vorzunehmen.


Ab dem 36. Lebensmonat

Wenn das Kind schwer verständlich spricht, einen geringen Wortschatz hat und grammatikalisch falsche Sätze verwendet sowie nicht in der Lage ist, einfache Inhalte in eigenen Worten wiederzugeben, liegt vermutlich ebenfalls eine Störung vor.

Weitere Sprachentwicklungsstörungen können zum Beispiel Stottern oder Lispeln sein. Auch wenn dies nicht immer eine echte Störung ist, können Sie Ihr Kind durch verschiedene Verhaltensweisen unterstützen, beziehungsweise verhindern, dass die Sprachstörung sich unnötig verstärkt.


Wie Sie Ihr Kind bei Sprachentwicklungsstörungen unterstützen können

Korrigieren und schimpfen Sie Ihr Kind nicht, wenn es Worte falsch ausspricht. Besser ist, Sie selbst wiederholen das Word oder den Satz für das Kind und sprechen ihn dabei richtig aus. Wenn Sie Ihr Kind dazu anhalten, das Gesagte selbst richtig zu wiederholen, verliert es schnell die Freude am Sprechen und wird dabei zurückhaltend und gehemmt.

Kinder mit Sprachproblemen sind häufig auch motorische Nachzügler. Ermuntern Sie Ihr Kind zum Toben, Klettern und Rennen. Dies wirkt sich gleichzeitig positiv auf die Sprache aus.

Sprechen soll Spaß machen – Abzählreime, kleine Gedichte, Lieder und Fingerspiele erhöhen den Spaßfaktor beim Sprechen und sind gleichzeitig die beste Übung für Ihr Kind.

Wenn Kinder stottern, dann ist es sehr wichtig, keine Ungeduld zu zeigen. Lassen Sie Ihr Kind ausreden, ansonsten wird es nervös und das Stottern verschlimmert sich. Bitten Sie auch die Menschen in Ihrem näheren Umfeld, wie Freunde und Verwandte, dies zu berücksichtigen. Sparen Sie sich gute Ratschläge und stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes durch viel Liebe.

Insgesamt gilt: Wenn eine Sprachentwicklungsstörung vermutet wird, sollte dies so schnell wie möglich geklärt und gegebenenfalls auch behandelt werden. Je früher etwas unternommen wird, desto besser sind die Erfolgschancen. Bedenken Sie aber auch, dass nicht jede Entwicklungsverzögerung gleich eine Störung sein muss und haben Sie die nötige Geduld und Ruhe bei der Entwicklung der Sprache Ihres Kindes.

 

 

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