Es ist ganz normal, dass Kleinkinder ihren Körper erkunden. Allerdings fällt es vielen Vätern nicht leicht, danebenzusitzen, wenn ihre Töchter neugierig und fröhlich ihre Geschlechtsteile erkunden. Ein Vater berichtet von seinen Gefühlen.
Der Exhibitionismus meiner kleinen Tochter befremdet mich
Eigentlich wollte ich immer ein cooler Vater sein. Als meine im Alter von etwa drei Jahren Tochter damit begann, ihren Körper genauer zu erforschen, bin ich an meine Grenzen gestoßen, das muss ich zugeben.
Dabei war es mir immer extrem wichtig, dass unsere Kinder ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper entwickeln – selbstbewusst, was sein Aussehen und seine Fähigkeiten angeht, und bitte auch nicht verklemmt. In Beziehung auf Nacktheit sind meine Frau und ich relativ entspannt: Nacktheit zu Hause ist kein Problem, wir gehen gerne in die Sauna und auch mal an einen FKK-Strand. Gegenüber unseren Kindern haben wir uns auch bewusst nicht verschämt in die Toilette zurückgezogen und auch die sehr interessierten Blicke meiner Tochter, wenn Papa „Pipi macht“, haben mich nicht eingeschüchtert. In der Badewanne kam es schon einmal vor, dass unsere Tochter sich die für sie unbekannten Teile meines Körper noch genauer ansah. Ich ließ sie jeweils kurz gewähren, bevor ich dann sagte, das sei „privat“. Soweit - so gut, denke ich.
Als meine dreijährige Tochter begann, ihre Scheide zu erkunden wusste ich nicht mehr weiter
Irgendwann fing unsere Tochter jedoch an, ihren Körper zu erkunden - sehr genau zu erkunden. Dabei war sie wie immer sehr neugierig und auch überaus fröhlich und unbedarft. Ganz besonders spannend fand sie die Öffnung zwischen ihren Beinen. Wirklich hereinschauen konnte sie nicht, so sehr sie sich auch bemühte. Dabei zuzusehen war nicht einfach für mich. Eigentlich alles ganz normal – ein Kind lernt sich selbst kennen. Und doch fühlte ich mich als Vater seltsam, als mir meine Dreijährige sehr offensiv ihre Scheide zeigte.
Dann probierte die Kleine aus, was man mit der Öffnung machen könnte – außer, dass Pipi herauskommt. Die Grenze war für mich persönlich erreicht, als sie ganz unschuldig versuchte, ihre Scheide mit dem Sandspielzeug zu erkunden. In dem Moment rief ich nach meiner Frau und verließ das Zimmer.
Mir war vor allem wichtig, dass sie sich durch mein Verhalten nicht schlecht fühlt
Die Situation war für mich sehr schwierig. Aber mir war vor allem wichtig, wie mein Verhalten auf meine Tochter wirkt. Auf gar keinen Fall wollte ich, dass sie sich von mir als Vater, einem Mann, abgelehnt fühlt. Sie soll sich ihres Körpers – und auch ihrer selbst - nicht schämen. Aber wie reagieren? Ich fühlte mich da schlichtweg überfordert. Seitdem war bei den Spielchen im Bad vor allem meine Frau dabei. Wenn unsere Kleine ihre Geschlechtsteile allzu offensiv zeigte, sagte sie meist das sei „privat“ und unsere Tochter müsse das nicht jedem zeigen.
Ich frage mich in diesem Zusammenhang, ob ich bei einem Sohn ganz anders reagieren würde. Vielleicht würde es mir einfacher fallen, daneben zu sitzen, wie er seine Geschlechtsteile erkundet. Aber auch einem Jungen würde ich sicher irgendwann sagen, dass das „privat“ ist. Vielleicht bin ich ja doch verklemmter als ich dachte…
Hoffentlich haben wir das nicht „verbockt“
Inzwischen hat sich die Situation übrigens wieder entspannt. Unsere Tochter scheint ihren Körper nun ausreichend erkundet zu haben. Sie hat nicht mehr das Bedürfnis, anderen ihre Geschlechtsteile zu präsentieren und inzwischen ist es ihr nicht nur wichtig, DASS sie angezogen in den Kindergarten geht, sondern auch, WAS sie trägt.
Hoffentlich ist sie nun nicht noch verklemmter als ihre Eltern ;-)