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Väter als Autorität – keine leichte Aufgabe

Väter haben in der modernen Kleinfamilie oft eine schwierige Rolle. Sie sind die Autoritätspersonen, die – häufig abwesend – schnell auch mal zum Buhmann und als Drohung im Hintergrund benutzt werden. Väter haben auch noch eine andere Aufgabe: Sie bilden den Gegenpol zur Fürsorge der Mutter.

Wo Mütter nachgiebig und weich sind, setzen Väter in vielen Fällen einen wichtigen Kontrapunkt. Denn sie führen Kinder an Grenzen, die den Müttern eventuell zu hart, zu schwierig oder zu unangenehm für den wohlbehüteten Nachwuchs erscheinen. Das verlangt Durchsetzungsvermögen und Liebe zugleich – und nicht alle Väter sind heute dafür gerüstet oder wagen es, sich der in Sachen Kind so kompetent erscheinenden Mutter entgegenzustellen. Fürs Kind ist dieser andere Umgang mit dem Vater jedoch ein wichtiger Entwicklungsschritt.

 

Autorität – ein veraltetes Prinzip?

Hört man den Begriff Autorität in Verbindung mit Kindern, dann werden vor allem in älteren Menschen oft unangenehme Erinnerungen wach. Autorität stand früher für Strenge, Unnachgiebigkeit, Strafen und Schmerz, aber auch Zurückweisung und Lieblosigkeit. Heute in Zeiten, in denen der sogenannte autoritative Erziehungsstil propagiert wird, steht Autorität für etwas Anderes: Als Vater geben Sie eine Richtung vor, an der sich Ihr Kind orientiert. Sie setzen Regeln und Grenzen und sprechen durchaus auch einmal ein Machtwort. Anders als früher, als der Vater als Autorität und Herrscher unantastbar und unberührbar war, schließt Autorität heute Wärme, Zuwendung und Akzeptanz der kindlichen Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr aus. Der Vater als Autorität im heutigen Verständnis bietet dem Kind durch seine Stärke Halt, ohne Angst zu machen. Denn er ist klar, eindeutig und von dem überzeugt, was er vermitteln will.

Der Dritte im Bunde

Mutter und Kind haben ab dem Zeitpunkt der Zeugung eine spezielle Verbindung, die so zwischen Vater und Kind niemals möglich ist – und das ist auch gut so. Denn dadurch erst wird es dem Vater möglich, bei aller Liebe zum Kind mit etwas mehr Abstand auf es und seine Entwicklung zu schauen. Für die Eltern kann sich das durchaus so anfühlen als würde der Vater sich dazwischendrängen und die enge Verbindung von Mutter und Kind stören und lockern – und genauso ist es auch. Dadurch, dass die männliche Autorität Abstand schafft, wird dem Kind erst ein Perspektivwechsel möglich. Es verändert seinen Blick auf die Welt. Insbesondere Söhne benötigen die väterliche Autorität auch als Reibungsfläche und gleichzeitig als Anhaltspunkt für die eigene Entwicklung vom Kind zum Mann. Töchter bewundern starke Väter und nehmen Sie ebenfalls als Vorbild wahr. Darüber hinaus dienen Väter ihren Töchtern meist als erstes Übungsobjekt für den Umgang zwischen den Geschlechtern. Damit das möglich wird, muss ein Vater präsent und stark sein – also anwesend und auch autoritär.

Der Vater in der Kleinfamilie – wichtiger denn je

Unsere Kinder wachsen heute im Vergleich zu früher sehr isoliert und behütet auf. Die Kleinfamilie macht Vorbilder rar. Der Vater ist oft der einzige und damit wichtigste Anhaltspunkt für den Aspekt der Männlichkeit in den ersten Lebensjahren – zumal nahezu alle Erzieher in Krippe, Kindergarten und Grundschule weiblich sind. Umso wichtiger ist ein Vater, der auch anwesend und Ansprechpartner fürs Kind ist – und der durch seine Stärke und Autorität Halt und Sicherheit bietet. Damit werden auch Mütter entlastet, die oft das Gefühl haben, sie müssten alles für ihr Kind sein – und daran zwangsläufig scheitern. Das Problem, mit dem viele Männer konfrontiert werden: Sie kommen mit ihrer Autorität gar nicht so gut an. Strenge und vielleicht auch einmal etwas stärkere Worte werden ebenso misstrauisch von den Müttern, Großmüttern und Kindergärtnerinnen beäugt wie wildes Spiel. In einer Zeit, in der Erziehung weich und liebevoll sein soll und Aggression oder raue Körperlichkeit als unangemessen gelten, ecken Väter oft an.

So wird der Mann zum Vater

Um ein präsenter und auch autoritärer Vater zu sein, muss sich ein Mann mit sich selbst und seinem eigenen Vater auseinandersetzen. Passende Vorbilder gibt es nur wenige – die heutigen älteren Väter sind oft noch mit roher Autorität, wie sie früher verstanden wurde, aufgewachsen. Jüngere Väter haben häufig ebenfalls kaum einen Anhaltspunkt, wie Vatersein geht. Sie wuchsen in einer Zeit auf, in der die männliche Rolle bereits unklar und verschwommen war und Weichheit auch vom Mann gefordert wurde. Was heute wichtig ist: Dem Kind wird Entscheidungskompetenz zugestanden, die Verantwortung tragen aber immer noch die Eltern – und eben auch die Väter.