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Elternfrust statt Babyglück - wenn junge Eltern Probleme in ihrer Partnerschaft bekommen

Kinder sind das Wunderbarste auf der Welt. Das wird wohl fast jeder bestätigen können, der Kinder hat. Doch Kinder verändern auch die Welt - und zwar die ganz persönliche. Das betrifft neben vielen Lebensbereichen, die neu ausgerichtet werden müssen, die Beziehung. Nicht immer sind Paare in der Lage, mit den neuen Rahmenbedingungen zurechtzukommen. Statt Babyglück kann das Verhältnis junger Eltern durch die Geburt eines Kindes auf eine harte Probe gestellt werden. Insbesondere dann, wenn es bereits vorher unausgesprochene Konflikte gab.

Andreas und Julia waren das perfekte Paar. Das sahen nicht nur ihre Familien, Freunde und Kollegen so, den beiden selbst ging es ebenso. Es war nicht einfach eine Fassade, wie andere Paare sie nach außen aufbauen, während es in der Beziehung hinter verschlossenen Türen kracht. Julia und Andreas stritten sich fast nie, hatten gemeinsame Interessen und eine Philosophie, die sich ergänzte. Nach ein paar Jahren harmonischer Beziehung entschlossen sie sich, ein Kind zu bekommen. Auch das funktioniert reibungslos. Als der Nachwuchs das Licht der Welt aber dann erblickt hatte, begann sich die Welt der Eltern zu verdunkeln. Aus Zusammenhörigkeit und Gleichklang entwickelte sich häufiger Streit, aus Zärtlichkeit wurde Unlust, Andreas und Julia stritten fast nur noch. Das kann unterschiedliche Ursachen haben.

 

Neue Herausforderungen und kurze Nächte

Die verklärte Sicht auf das Familienglück ist nicht selten so ausgeprägt, dass Alltägliches vor der Geburt gänzlich ausgeblendet wird. Stattdessen dominiert das Bild der heilen Familie mit verliebten Eltern und glücklichen Kindern. Doch die ersten Monate und Jahre nach der Geburt sehen meist anders aus. Das ganze Leben muss auf das Kind ausgerichtet werden, eigene und gemeinsame Interessen der Eltern rücken in den Hintergrund. Kommen Koliken hinzu oder schläft der Nachwuchs aus anderen Gründen nicht oder zu ungünstigen Zeiten, kann sich das hochschaukeln. Ist ein Paar erst einmal in den Strudel geraten, sich gegenseitig Vorwürfe und den anderen für die eigene Unzufriedenheit verantwortlich zu machen, gehört eine liebevolle Beziehung schnell der Vergangenheit an. Neben der reinen Überforderung und einem realitätsfernen Bild von Familie kann es aber auch andere Gründe geben, die zur Belastungsprobe einer Beziehung werden.

„Wenn das Kind erst einmal da ist ...“

Vielleicht war es bei Andreas und Julia anders. Vielleicht waren die beiden vor der Geburt wirklich das Paar, auf das die Welt ehrfürchtig blickt. Und möglicherweise war es die idealisierte Vorstellung einer Familie, die den beiden so sehr zu schaffen gemacht hat. Bei anderen Paaren stellt sich die Situation anders dar, die Problematik ist nicht selten und nur schwer zu entzerren. Die Rede ist von Konflikten, die bereits vor der Schwangerschaft im Raum standen. Es ist vergleichbar mit einer Beziehung, die wieder zu alter Liebe finden soll, indem gemeinsam eine neue Wohnung bezogen wird. Die neue Lebenssituation kann zwar kurzfristig Besserung bedeuten, aber wenn alte Konflikte nicht gelöst werden, kommt das Problem früher oder später an die Oberfläche. Das ist bei der Geburt eines Kindes nicht anders, sogar noch gravierender, denn das Leben muss neu organisiert werden, und dazu bedarf es einer starken Beziehung der Eltern zueinander. Alte ungelöste Konflikte sind in diesem Moment pures Gift.

Was Paare tun können

Häufig ist es viel einfacher. Zumindest auf den ersten Blick. Wenn die Beziehung keine verborgenen Konflikte mit sich trägt und die Tagesstrukturierung einigermaßen gelingt, kann es dennoch Probleme bei jungen Eltern geben. Diese lassen sich aber in den Griff kriegen und sind so alt wie das Kinderkriegen selbst:

  • Als junger Vater mag es zuweilen schwerfallen, aber am besten ist es, nicht alles, was von der Partnerin kommt, persönlich zu nehmen. Nicht nur im gemeinsamen Alltag, in der ersten Phase nach der Geburt hat die Frau es auch körperlich mit zahlreichen Veränderungen zu tun. Das kann zu Reaktionen führen, die früher vielleicht undenkbar gewesen wären. Und die auch wieder vergehen. Junge Väter tun gut daran, in diesen Momenten ein großes Herz zu zeigen.
  • Junge Mütter empfinden nicht selten eine Symbiose zu ihrem Kind. Das ist nachvollziehbar und in gewissem Maße normal. Trotzdem ist es ratsam, den Partner nicht auszugrenzen. Vielmehr geht es darum, gemeinsam ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich das Leben mit dem Kind verändert und dem Partner dennoch seine Liebe zu zeigen.
  • Beiden Elternteilen muss klar sein, das die Beziehung für eine Weile in die zweite Reihe rückt, das Elterndasein hat Priorität. Wenn das beide wissen, fällt es leichter, die Wünsche und Bedürfnisse der Beziehung in den Hintergrund rücken zu lassen. Es wird die Zeit kommen, da kann die Beziehung wieder mehr Raum einnehmen. Dieses beidseitige Wissen hilft meistens, den neuen Herausforderungen gelassener zu begegnen.

Leichter gesagt als getan

Theorie und Praxis, das ist immer so eine ganz spezielle Sache. Auch wenn die gut gemeinten Ratschläge in sich schlüssig sein mögen, über die Tücken des Alltags junger Eltern helfen sie nicht unbedingt hinweg, wenn die Gefühle überkochen. Daher gibt es kein allgemeines Rezept gegen jungen Elternfrust. Eines aber lässt sich in jedem Fall herausstellen: In einer guten Beziehung wird viel miteinander gesprochen. In einer guten Beziehung mit einem Kind ist das nicht anders. Vielleicht ist es sogar die wichtigste Maßnahme, um ein glückliches Paar und eine harmonische Familie zu sein.