Südsee Urlaub mit der Familie
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Ab in die Südsee – mit Mann und Maus in den wohl schönsten Urlaub meines bisherigen Lebens

Ein Vater fliegt mit seiner Familie in Urlaub auf die Seychellen – ganz entgegen den Bedenken in seinem Umfeld. Wie es dazu kam und wie es lief erzählt er hier …

„Waaas, ihr fliegt auf die Seychellen? Die armen Kinder! Der lange Flug ist einfach nix für die Kleinen. An der Nordsee gibt es doch auch schöne Sandstrände.“  Jaaa, da ist es AUCH schön. Aber auf den Seychellen ist es nun mal traumhaft schön. Aber ist das Reisen zu weiten und exotischen Reisezielen vielleicht auch zu einem neuen Statussymbol geworden? 

Gleich vorweg: wegen der oben beschriebenen Reaktion sind wir mit unseren Reiseplänen nicht gerade hausieren gegangen. Nach der Frage, wo es uns denn mit der Familie in Sommerurlaub verschlägt, antwortete ich verhalten: „In den Süden. Weit in den Süden.“  Vielleicht weil ich es selbst noch nicht so richtig wahrhaben konnte? Die Seychellen sind nicht gerade als Familienferienort, sondern eher als Flitterwochen-Destination oder Luxusresort-Habitat bekannt. Doch bei der Urlaubsplanung rutschte mir und meiner Frau dieses Archipel im indischen Ozean per Zufall auf die Karte. Wie es dazu kam?  

 

Der exotische Urlaubsreport als Klolektüre

Was Mann so alles auf der Toilette erledigt, soll jetzt nicht detailliert erörtert, sondern nur als Startpunkt einer wilden Urlaubsidee so stehen bleiben. Bei der üblichen  Lektüre eines Outdoormagazins fiel mir ein sehr schöner Reisebericht einer Mutter unter die Augen, die mit ihren drei Kindern auf die Seychellen flog. Ein Selbstversorger-Urlaub in AirBnB-Etablissements, Gästehäusern und Kanufahrten. Was, das geht dort auch? Die wilde Idee, unsere Urlaubsplanungen noch einmal umzuwerfen, entstand. Eigentlich war Kanada schon sehr konkret. 

 

Gesagt, getan

Ruckzuck ging´s. Kosten abgewägt, alle Vorteilen die Nachteile gegenübergestellt, und immer die Interessen der Kindern gleichwertig mit unseren, auch meinen Vorstellungen abgestimmt. Zeitverschiebung nur 2 Stunden. Strände en masse. Die einzelnen Flüge nie länger als 6 Stunden. Genauso teuer wie ein vergleichbarer Kanada-Urlaub. Ist das nicht dekadent? Nein, meine Familie und ich haben uns das einfach verdient. Unsere Kinder lieben es zu reisen, das Besondere im Alltag, die kleinen neuen Geschehnisse, ein neues Umfeld, neue Orte mit anderen Menschen, neue Erlebnisse. Das hat etwas mit träumen zu tun. Und das kann ich an solch einem Ort mit meinen Kindern sehr gut – den einen Traum leben. 

 

Mit Kindern das Besondere erleben

Genau diese besonderen Momente als Erwachsener mit seinen Kindern zu erleben, schweißt die gesamte Familie ungemein zusammen. Wir gehen gemeinsam durch eine herrliches Dick-und-Dünn – wir klinken uns einfach mal drei Wochen aus – wir, ich mit den Kindern gemeinsam. Der Stolz seinen eignen kleinen Koffer zu ziehen, sein Fernsehprogramm im Flieger auszusuchen, mit den Flugbegleiterinnen zu flirten und das große unbekannte Flugzeug, das man nur aus Büchern kennt, zu erkunden. Sehe ich in die funkelnden Augen meiner Söhne (3 und 6), erfüllt es mich mit einer wohligen Wärme, ja auch mit Stolz, dass ich das meinen Kindern bieten darf. Ganz klar, ein Urlaub auf Malle hätte wohl etwas Ähnliches hervorgerufen. Aber es ist eben diese magische Mixtur aus eigener Zufriedenheit, des Sich-Belohnens für stetige Leistungserbringung und dieser kleinen besonderen Momente für meine Jungs. Eben ein „Ich steige jetzt mal kurz aus meinem normalen Leben aus“, auch mit Kindern. 
Es ist aber auch klar, dass meine Frau und ich uns gefragt haben, warum wir das nicht schon früher gemacht haben. Als wir noch keine Kinder hatten. Nun ja, eine Antwort gibt´s darauf wohl nicht. Vielleicht hat uns gerade ohne Kind der Fokus auf das sich Gönnen gefehlt. Weil man halt tagtäglich seinen Mann, seine Frau stehen muss. Vielleicht sehnt man sich auch nach etwas Besonderem, an dem die Kinder gleichermaßen teilnehmen können. Einem zauberhaften Urlaub, der für jeden was zu bieten hat. Bin ich entspannt, sind es die Kinder auch. Und anders herum. Eine Art Ying und Yang des Familiendaseins. 

 

Am wahrscheinlich schönsten Fleck der Erde

Dieser besagte Fleck mag wohl für jeden Menschen ein anderer sein. Definitiv hatten wir uns mit unserem Urlaubsziel ganz nah an diesen, unseren schönsten Fleck der Erde herangewagt. Mal davon abgesehen, dass 22 Stunden Reise mit Kindern nicht unanstrengend sind. Es ging aber erstaunlich gut vonstatten. Aber jetzt muss ich doch ein bisschen Ehrlichkeit an den Tag legen: mein kleinerer Sohn hielt uns, und leider nicht nur uns, die Nacht im Flieger gut wach. Da hatte ich schon Momente, an denen ich mich lieber im Pärchenurlaub gesehen hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ist nun mal nicht so, da musste ich durch. So, zurück zum (fast) schönsten Fleck der Erde. Diese Inselgruppe im indischen Ozean ist eigentlich für Kinder gemacht. Beschattete Strände, Sand in Hülle und Fülle, warmes, ruhiges Wasser, seichte Wellen und liebevolle Einheimische. Erlebnisse, die man (fast) nur mit Kindern als Selbstversorger-Urlauber macht. Ein Gewinn für Groß und Klein. Und ich selbst konnte in vielen Situationen das Kind im Manne wecken (Kanufahren, Schnellboot fahren, Schnorcheln, nach Rochen tauchen, Schildkröten füttern, durch den Urwald laufen...), was mich sehr eng mit meinen eigenen Söhnen verband. Die Ausgelassenheit meiner Kinder ließ mich selbst ausgelassen werden. Die Freude am exotischen Ort mit Palmen und weißem Pudersand und den schönen Momenten des gemeinsamen Take-Away-Essens am Strand ließ uns wie eine eingeschworene Gemeinschaft wirken, wie hungrige Piraten, die auf das nächste Abenteuer warten.  

 

Und die Moral von der Geschicht’?

Ist es vermessen zu sagen, dass wir unseren Traumurlaub mit unseren Kindern erleben durften? Nein. Das Glück zu teilen war eine der besten Erfahrungen, die ich bis jetzt als Vater erfahren durfte. Neben vielen anderen tollen Dingen – die Geburt meiner Söhne, sie aufwachsen zu sehen, sie in ihrer Selbständigkeit begleiten, mit ihnen weinen und lachen, die ersten Enttäuschungen erfahren usw. Ich hätte dazu sicherlich nicht auf die Seychellen fliegen müssen. Aber es war die richtige Entscheidung, zum richtigen Moment, mit den richtigen Menschen – meinen Kindern, meiner Familie. Das war es mir, meiner Frau und meinen Kindern einfach wert! 

 

Nicolas Ting ist Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaftler und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln. Er ist freiberuflich tätig als Unternehmensberater und Coach in der Ernährungskommunikation.