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Die Eltern-Kind-Bindung - schon die ersten Stunden sind wichtig

Ein Kind lebt und überlebt durch die Bindung an die Eltern, die in den ersten Stunden nach der Geburt stattfindet. Läuft in dieser Prägungsphase etwas verkehrt, beeinträchtigt dies die Eltern-Kind-Bindung und die Bindungsfähigkeit des Kindes bis in das Erwachsenenalter.

 

Die ersten Stunden nach der Geburt

In manchen Dingen unterscheidet sich der Mensch gar nicht so sehr vom Geflügel: Imprinting ist die Prägung des Neugeborenen auf die Mutter. Wie ein neugeborener Vogel orientiert sich das Kind an der Person, die es in den ersten Lebensstunden versorgt. In der Regel ist das die Mutter, ist der Vater bei der Geburt dabei und versorgt er das Kind in den ersten Minuten wird auch er in diese erste Prägungsphase mit einbezogen. Damit das Imprinting ungestört verlaufen kann, ist es wichtig, dass das Baby seine ersten Lebensstunden dicht bei den Eltern verbringt und das mit möglichst viel Hautkontakt. Keinesfalls sollte das Neugeborene in dieser Zeit von der Mutter getrennt werden, die einzige Ausnahme ist der Kontakt mit dem Vater.

Imprinting

In der Phase des Imprintings gibt es bestimmte Schwerpunkte, die die Bindung des Neugeborenen zu seinen Eltern fördern:

  • Intensiver Hautkontakt zwischen Eltern und Kind. Moderne Hebammen empfehlen auch dem Vater, das Kind in den ersten Minuten nach der Geburt auf der nackten Brust zu halten, damit der Säugling den Geruch und den Herzschlag des Vaters wahrnehmen kann.
  • Intensiver Augenkontakt. Auch wenn Neugeborene noch nicht gut sehen, nehmen sie in der ersten Zeit nach der Geburt Augenkontakt zur Mutter auf. Beim ersten Stillen ist dieser Kontakt besonders intensiv.

 

Bonding

Zeitgleich mit dem Imprinting findet die erste Phase des Bondings, der Eltern-Kind-Bindung statt, die sich über die ersten Lebenstage und –wochen hinzieht. Auch hier gibt es verschiedene Schwerpunkte, die die Bindung verstärken:

  • Haut-zu-Hautkontakt, dabei ist es wichtig, dass das Kind Sie direkt spürt, ebenso wie Sie Ihr Kind spüren. Heizen Sie lieber ein wenig mehr und ermöglichen Sie es sich und Ihrem Kind, Haut an Haut zu liegen und das zu genießen.
  • Ständiges Zusammensein mit dem Kind. Je mehr desto besser. Ausgezeichnet eignet sich hier ein Tragetuch, mit dem das Baby entweder bei der Mutter oder dem Vater sein kann.
  • Versorgen und umsorgen. Wenn das Kind sich in seinen Bedürfnissen wahrgenommen und umsorgt fühlt, wird die Bindung zu den Eltern gestärkt. Das Kind entwickelt Vertrauen und fühlt sich sicher und gut aufgehoben.

Fehlende Bindung als lebenslanges Manko

In früheren Generationen wurden die Neugeborenen meist direkt nach der Geburt auf die Säuglingsstation gebracht und sahen ihre Mutter nur alle vier Stunden zum Stillen. Dadurch konnte die so wichtige Bindung, die auch für die Bildung des Urvertrauens zuständig ist, nur ungenügend stattfinden. Oft hatte dies Bindungsprobleme zur Folge, die bis ins Erwachsenenalter hineinreichen. Die Unfähigkeit zu vertrauen und auf die Verlässlichkeit und Verfügbarkeit anderer zu bauen, setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Die Folgen davon sind häufige Beziehungswechsel oder gar Beziehungsunfähigkeit, die dadurch entsteht, dass das Neugeborene sein so elementares Bedürfnis nach Bindung und Zugehörigkeit nicht in den ersten Stunden nach der Geburt nicht stillen konnte.

Mittlerweile wurde dies von der Entwicklungspsychologie erkannt. Heute bleiben die Babys nach der Geburt erst einmal bei ihrer Mutter und während des Aufenthalts im Krankenhaus besteht die Möglichkeit des „Rooming in“, bei dem das Baby in einem Bettchen neben der Mutter auf dem Zimmer liegt.

Übrigens finden diese Vorgänge nicht einseitig statt. Im gleichen Maße wie sich das Kind auf die Eltern prägt, werden bei der Mutter und auch beim Vater die ersten Instinkte geweckt, das Kind zu versorgen und zu beschützen. Väter, die die ersten Stunden nach der Geburt bei und mit ihrem Baby verbracht haben, haben nachweislich eine engere Bindung zu ihrem Kind.