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Freunde fürs Leben? Was von der Sandkastenfreundschaft bleibt

Als soziale Wesen sind wir Menschen auf ein funktionierendes emotionales Netzwerk angewiesen. Für Kinder besteht dieses Umfeld in den ersten Jahren hauptsächlich aus der Familie und anderen engen Bezugspersonen. Im Laufe der Zeit kommen Freundschaften hinzu. Die entstehen im Sandkasten und halten manchmal ein Leben lang.

Wie Freundschaften entstehen und was sie beinhalten, wechselt im Laufe der Zeit stark. Bei den Kleinsten sind Äußerlichkeiten wie ein schönes Sandspielzeug oft entscheidend, später werden die Charaktereigenschaften und die gleiche „Wellenlänge“ zunehmend wichtiger. Auffallend ist, dass mit dem Alter auch die Anzahl der Freunde sinkt. Je erwachsener wir werden, umso sorgfältiger suchen wir unsere Freunde aus.
 

 

Erste Kontaktaufnahme – das Kleinkindalter

Die ersten Freundschaften – oft auch als Sandkastenfreundschaften bezeichnet – werden meist genau dort geschlossen. Über das freie Spiel kommen Kinder miteinander in Kontakt. Am Anfang stehen sogenannte Parallelspiele, das heißt die Kinder spielen nicht direkt miteinander, sondern hauptsächlich nebeneinander her. Dies ändert sich in dem Maße, in dem die Kleinen kommunikationsfähig werden und nach und nach ihr eigenes „Ich“ entdecken. Dann beginnen erste echte Annäherungen, zum Beispiel durch kleine Geschenke oder das Nachahmen von Gesten. So kommen die Kinder miteinander ins Spielen, im Laufe der Zeit entwickeln sich dann bevorzugte Spielpartner – die ersten Freundschaften entstehen.

 

Freundschaft durch Interesse

Bis ins Grundschulalter wird der Begriff Freundschaft oft recht inflationär verwendet. Ein harmonisches Spiel reicht oft schon aus, um ein anderes Kind als besten Freund anzusehen. Genauso schnell, wie die Freundschaften entstehen, lösen sie sich oft auch wieder. Den Spruch „Du bist nicht mehr mein Freund!“ hören fast alle Kinder in dieser Phase recht häufig. Ernst zu nehmen ist dies allerdings kaum, denn schon einige Minuten später kann wieder eitel Sonnenschein herrschen.

 

Schulfreunde – wie feste Bindungen entstehen

Mit dem Schuleintritt entstehen meist auch die ersten festeren Bindungen. Das können die Sandkastenfreunde von früher sein, die sich mehr und mehr zu echten Freunden entwickeln, aber auch neue Bekanntschaften, die durch den Schulbeginn geschlossen werden. Oft geht es dabei erst einmal darum, Verbündete zu finden, die ähnlich ticken. Aus der anfänglich eher wahllosen Freundschaftsbindung entstehen dann im Laufe der gemeinsam verbrachten Schulzeit wirkliche Freundschaften, die ein Leben lang halten können. Wie Freundschaften in dieser Zeit ausgelebt werden, unterscheidet sich oft geschlechtsspezifisch: So haben Mädchen meist eine beste Freundin und kommunizieren über die Sprache sehr viel, während die Freundschaft unter Jungs oft in Gruppen und durch gleiche Interessen und gemeinsame Aktivitäten gelebt wird.

 

Freundschaften, die bleiben

Endet ein Lebensabschnitt wie zum Beispiel die Schule, enden auch viele Freundschaften. Dann stellt sich heraus, ob die Verbindung hauptsächlich durch den gemeinsamen Lebensmittelpunkt – für viele Jahre ist das durchaus die Schule – oder hauptsächlich durch die „Chemie“ bestimmt wurde. Vier von fünf Kinder- und Jugendfreundschaften überdauern diese Veränderungen nicht. Freundschaften, die bleiben, halten aber häufig für ein ganzes Leben lang.

 

Freunde im Erwachsenenalter

Nach der Schulzeit kommen auf die jungen Erwachsenen häufig viele Veränderungen zu. Studienplatz, Berufseintritt und andere Lebensereignisse sorgen dafür, dass das Leben komplett umgestaltet wird. Dies betrifft auch den Freundeskreis, der sich mit den veränderten Lebensumständen wie auch mit wechselnden Interessen mitbewegt. Ebenfalls einschneidend ist häufig die Familiengründung. Kommen Kinder dazu, dann wirkt sich das häufig extrem auf den Freundeskreis aus. Die kinderlosen Freunde verschwinden oder treten in den Hintergrund, dafür kommen Familien mit Kindern im ähnlichen Alter hinzu. Ebenso stakte Auswirkungen kann eine Trennung vom Partner haben.

Im Laufe der Jahre wird der Freundeskreis immer kleiner. Man wählt sorgfältiger aus, wer zum engen Freundeskreis zählt. So verringert sich zwar die Zahl der Freundschaften, dies wird aber meist mit einer ganz anderen Qualität belohnt.