Eltern, die sich von ihren Kindern Dankbarkeit wünschen, werden fast zwangsläufig enttäuscht – und das ist eigentlich ein sehr gutes Zeichen. Aber wirklich undankbar ist das Eltern-Sein nicht, denn man bekommt auf andere Art und Weise viel zurück, wie eigentlich alle Eltern bestätigen können.
Undank ist der Eltern Lohn?
„Danke für alles, was Du für mich getan hast, Mami. Danke für die Schmerzen der Geburt, die schlaflosen Nächte, die vielen Frustmomente und all die Mühen, die Du für mich auf Dich genommen hast“. „Danke Dir, Papi, dass Du immer für mich da warst. Dass Du Mami und später auch mich immer unterstützt hast. Danke, dass Du so viele Dinge für mich getan hast, an die Dein Vater nicht einmal im Traum gedacht hätte.“
Wenn Eltern so eine Art Dank von ihren Kindern erwarten, dann können sie meist lange warten. Bis an ihr Sterbebett und oft sogar darüber hinaus.
Eltern sein ist – wenn man die schlaflosen Nächte, die Opfer, den Stress, die Erschöpfung, die Nerven den Dreck und die vielen grauen Haare auf der einen und den Dank auf der anderen Seite betrachtet - ein sehr undankbares Geschäft, keine Frage.
Kinder nehmen die Zuwendung, die sie bekommen, als Selbstverständlich hin – und das ist gut so!
Kinder nehmen das, was sie von Eltern an Liebe, Anstrengungen und Opfern bekommen, als selbstverständlich hin. Sie kennen es einfach nicht anders – und das ist gut so. Es ist ein Zeichen, dass es Ihnen als Eltern gelungen ist, Ihrem Kind ein Stück heile Welt zu bieten. Gratulation. Das haben Sie geschafft. Eine echte Leistung. Die Kinder, die elterliche Liebe wirklich zu schätzen wissen, sind diejenigen, die sie kannten und dann verloren haben. Es gibt wohl kaum etwas Traurigeres auf der Welt.
Aber wir sollten nicht generell sagen „Undank ist der Eltern Lohn“, schließlich gibt es ja viele große und kleine Freuden, die Eltern im Leben mit ihren Kindern erfahren – und das fast jeden Tag. Ein Lächeln am Morgen, eine wilde Umarmung zur Begrüßung, eine Träne zum Abschied, etwas Gebasteltes, der Wunsch, dass Papa oder Mama am Tisch neben einem sitzen oder vor dem Zubettgehen die Lieblingsgeschichte vorlesen sollen, ein GuteNachtKuss – Kinder zeigen ihre Liebe und damit auch ihre Dankbarkeit auf andere Art. Die Eltern unter Ihnen werden gerade ihre Gedanken wandern lassen und wohlig lächeln.
Ein klassisches Dankeschön gibt es für Eltern mitunter von ganz anderer Stelle
Ein klassisches Dankeschön und auch ein Kompliment für die Arbeit, die man als Eltern macht, kommen mitunter von anderen Quellen – den eigenen Eltern, die nun glücklich über ihre Enkel und dankbar für ihre Kinder sind, die ihnen diese geschenkt haben und den Großteil der Arbeit verrichten. Und diese Anerkennung kann sich auch richtig gut anfühlen.
Wenn Kinder in späteren Jahren eigentlich in der Lage wären, die nötige Einsicht zu entwickeln, wie viele Mühen und Opfer Eltern für ihren Nachwuchs auf sich nehmen, dann befinden sie sich selbst gerade in der „zweiten Trotzphase“, genannt Pubertät, in der ein guter Teil der Welt „Mist“ ist und das, was ihre Eltern getan haben, meist auch. Schade. Oft kommt die Einsicht, wie schwer es ist, Kinder zu umhegen, zu pflegen und zu erziehen erst, wenn man selbst Kinder hat – und man das, was die eigenen Eltern getan haben, nun deutlich mehr zu schätzen weiß.
Apropos Dank – wann haben Sie das letzte Mal Ihren eigenen Eltern „Danke“ gesagt? Einfach so?
Nur so eine Frage...