Zweisamkeit ist etwas Herrliches! Doch wenn ein oder mehrere Kinder in die Beziehung kommen, ist es damit meist vorbei. Das Miteinander von Mann und Frau kommt zu kurz, gerät immer mehr in den Hintergrund und kann die Partnerschaft belasten. Doch das muss nicht sein, man muss sich die Mechanismen nur bewusst machen und hat gute Chancen, Probleme zu verhindern.
Beziehungspflege als Paar – Mann und Frau statt nur Eltern
Lang lang ist's her. Damals, als nur die Liebe zweier Menschen im Raum stand und ihn mit ihrer ganzen Größe ausfüllte. Damals, als man noch zu zweit etwas unternehmen konnte, wann man wollte. Damals, als man auch schon mal gemeinsam eine Nacht durchmachen konnte und am nächsten Tag den halben Tag verschlief. Damals, damals, damals. Und heute? Heute ist der Raum mit Teddybären und Spielzeug ausgefüllt, die Liebe liegt zwischen PC-Spielen und schmutziger Kinderwäsche. Heute ist der Nachwuchs immer dabei, wenn es darum geht, etwas zu unternehmen. Und er quengelt, wenn ein Museumsbesuch auf dem Plan steht. Eine Nacht durchmachen? Natürlich, gerne! Wenn das Kind noch so klein ist, dass es nicht durchschläft, wenn es mit Koliken zu kämpfen hat oder einfach ins Bett macht. Da kommen schon einige Nächte zusammen. Allerdings ohne den darauffolgenden Tag im Bett. Morgens geht es weiter, ohne Erbarmen. Wie soll bei all dem eigentlich noch eine Beziehung funktionieren? Das einzige, was funktioniert, sind die Eltern, die sich um alles kümmern, was mit dem Nachwuchs zusammenhängt. Beziehungspflege bedeutet jetzt vor allem eines: Gute Planung und Mut. Mut, auch mal etwas ohne das kleine geliebte Wesen zu unternehmen.
Freie Zeit ist kostbar als Eltern
Kinder sind nicht nur toll, sie fordern ihre Eltern aber auch und benötigen viel Zeit. Darin steckt keine Wertung, es ist einfach so. Umso wertvoller ist die freie Zeit, die Eltern zur Verfügung stehen. Allerdings wird die dann nicht immer gemeinsam verbracht. Wenn das Kind endlich im Bett ist und man sich theoretisch ein wenig zusammen entspannen könnte, kommt es oft genug vor, dass sie sich in ein Buch vergräbt und er die Live-Übertragung eines Fußballspiels im TV sieht (wahlweise auch umgekehrt). Das Ergebnis ist über kurz oder lang ein Gefühl, das in folgender Aussage mündet: Irgendwie machen wir viel zu wenig miteinander.
Klare Absprachen
Das klingt alles andere als nach Entspannung. Klare Absprachen, damit verbindet man in aller Regel eher berufliche Vorgaben oder die Planung eines anstrengenden Vorhabens. Aber es ist nun einmal so: der Alltag mit Kindern muss organisiert werden. Und die Zeit ohne die lieben Kleinen auch. Verabredungen mit festen Zeiten sind also nicht ein Zeichen von fehlender Flexibilität oder Spontaneität, sondern ein probates Mittel, um auch wirklich das zu tun, was man sich gemeinsam vorgenommen hat.
„Totschlag“-Argument 1
Der Klassiker, um sich um gemeinsame Unternehmungen mit dem/der Partner/in zu drücken ist so alt wie das Familienkonstrukt an sich. Er lautet:
„Wir können doch unser Kind nicht alleine lassen!“
Natürlich nicht! Zumindest nicht, wenn der Nachwuchs noch sehr klein ist. Was genau allerdings der Begriff „sehr klein“ bedeutet, ist zuweilen eine sehr interessante Auslegungssache. Ab einem gewissen Alter ist es möglich, das Kind einem Babysitter zu überlassen, dem man vertraut. Über den richtigen Zeitpunkt mögen die Meinungen auseinandergehen, und tatsächlich sind einige Kinder früher so weit, bei anderen dauert es ein bisschen länger. Aber irgendwann geht es eben doch. Es sei denn, die Eltern haben das Problem des Loslassens. Wenn das Geld knapp ist, muss es kein professioneller Babysitter sein. Oft sind Freunde oder Verwandte bereit (und zwar ausgesprochen gern bereit), den „Job“ gratis zu übernehmen. Und was die Fähigkeit des Loslassens betrifft, hat einmal ein kluger Mann zu einem anderen Mann (beides Väter) gesagt: „Willst Du, dass Dein Kind ein Weichei wird?“ Das mag überspitzt klingen, aber Muttersöhnchen oder -töchterchen wachsen leichter heran, wenn Mum und Dad immer in der Nähe sind.
„Totschlag“-Argument 2
Nicht unbedingt ein Klassiker, aber immer gern genommen, ist das folgende Argument:
„Wir haben dafür doch gar eine Zeit!“
Klingt schlüssig und funktioniert eigentlich immer, denn wer hat heutzutage schon noch Zeit? Im Grunde niemand. Aber das stimmt natürlich nicht. Zeit muss man sich nehmen, für die Kinder klappt es doch auch. Ein kleiner Trick hilft bei der Beantwortung der Frage, ob man keine Zeit hat oder doch. Wie wäre es, wenn man für jede Stunde mit dem/der Partner/in 1.000 Euro bekommen würde, vielleicht von einer fremden Macht, die sich „Partner-Geist“ nennt? Vermutlich würden eine ganze Menge Stunden zusammenkommen. Man muss es also nur wollen.
Was ist das eigentlich, eine gemeinsame Unternehmung?
Es ist sinnvoll, den Begriff gemeinsam zu definieren. Das mag ein wenig merkwürdig klingen, aber ein paar Hinweise machen die Bedeutung klarer:
- Unternehmungen mit dem Kind zählen definitiv nicht als Paar-Unternehmung.
- Wie aber ist es, wenn man mit einem befreundeten Paar etwas unternimmt? Man könnte das als „halbe gemeinsame Unternehmung“ betrachten. Es zählt also mit, wenn auch nicht vollständig.
- Zählen Unternehmungen zu Hause, wenn das Kind schläft? Wenn, dann nur zu einem Bruchteil.
- Gemeinsame Unternehmungen sind es letztlich nur dann, wenn auch beide Partner Spaß daran haben. Fügt sich ein Teil mehr oder weniger widerwillig, ist es nur eine Unternehmung, bei der jemand anwesend ist. Das zählt also ganz bestimmt nicht.
Sicher kann jedes Paar seine ganz eigenen Definitionen und Rituale aufbauen. Es geht weniger um Vorgaben von außen als vielmehr um die Tatsache an sich, dass man etwas zusammen unternimmt, ohne dass die Kinder dabei sind. Schaden kann es niemandem, denn nicht nur die Partnerschaft gewinnt dadurch, auch die Familienausflüge und sogar der Alltag werden bereichert.