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Krabbeln – Ein wichtiger Entwicklungsschritt

Etwa im neunten bis zehnten Lebensmonat beginnt ein Baby damit, krabbelnd seine Umwelt zu erforschen. Wie das Greifen, das sich Drehen und auch später das Laufen gehört diese Phase zu einer gesunden kindlichen Entwicklung dazu. Manche Kinder überspringen das Krabbeln aus unterschiedlichen Gründen – und das kann Folgen haben.

 

Wenn Kinder beginnen, zu krabbeln, dann lernen sie viel mehr, als sich selbstständig fortzubewegen. Sie trainieren Motorik und Muskeln, entdecken ständig Neues und aktivieren Tastsinn und Kreativität. Der wichtigste Aspekt des Krabbelns bleibt allerdings unsichtbar: Die Gehirnhälften werden vernetzt, was für die späteren kognitiven Fähigkeiten und die Gehirnleistung ganz entscheidend ist.

 

Was passiert, wenn Kinder krabbeln?

Wenn ein Kind beginnt, sich auf allen Vieren vorwärts zu bewegen, dann passiert nicht nur körperlich, sondern auch in seinem Gehirn etwas. Durch die sogenannten Überkreuzbewegungen beim Krabbeln – Arm und Bein werden jeweils diagonal bewegt – werden im Gehirn Synapsen gebildet, die beiden Gehirnhälften werden dadurch verstärkt verknüpft. Diese Verknüpfung bewirkt wiederum eine Wahrnehmung über eine gedachte Mittellinie – unverzichtbar für unsere Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. 

In körperlicher Hinsicht werden beim Krabbeln die unterschiedlichsten motorischen Abläufe trainiert. Die Brustwirbelsäule richtet sich auf, Gleichgewicht, die Kraft im Körper und die Fähigkeit zu fallen und sich dabei aufzufangen werden verbessert. All diese Fähigkeiten braucht das Kind später auch beim Laufen und allen anderen Bewegungen.

Eine ausgelassene Krabbelphase, wie sie bei etwa 10% der Babys auftritt, bedeutet nun nicht automatisch, dass Ihr Kind später Probleme beim Lesen oder Schreiben bekommt. Kombinieren sich aber diese beiden Entwicklungsabweichungen, kann durch eine spätere gezielte Körpertherapie die Lese – Rechtschreib – Schwäche eventuell behandelt werden. Häufig kommt in diesen Fällen die Bobath- oder auch die Vojta-Therapie zum Einsatz, bei der frühkindliche Bewegungsmuster nachgeholt werden. Das Nervensystem kann dann noch „umerzogen“ werden.

 

Hilfe, mein Kind krabbelt nicht!

Haben Sie ein Kind, das das Krabbeln einfach auslässt und scheinbar faul auf dem Popo rutscht oder sich in der Bauchlage fortbewegt? Das ist kein Grund zur Panik: Wie gesagt, längst nicht alle Kinder, die das Krabbeln auslassen, tragen danach entwicklungsphysiologische oder –psychologische Schäden davon. Beobachten Sie die weitere Entwicklung Ihres Kindes. Verläuft ansonsten alles „normal“, besteht kein Grund zur Sorge. Sprechen Sie bei Bedenken mit Ihrem Kinderarzt. Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen kann er dann gezielt darauf achten, ob es noch weitere motorische Defizite gibt.

Insgesamt gibt es dafür, ob Kinder nun unbedingt krabbeln müssen oder nicht, ganz unterschiedliche Meinungen. Doch man sollte immer ein Augenmerk darauf haben, dass jedes Kind sich ganz individuell entwickelt – sowohl was seine körperlichen als auch geistigen Fähigkeiten angeht. „Spätzünder“ krabbeln vielleicht erst mit einem Jahr und lernen mit 18 Monaten laufen, andere Kinder laufen erst und holen anschließend die Krabbelphase nach.

Wenn Sie Ihr Kind dennoch zum Krabbeln animieren wollen, dann geht das am besten, indem Sie einfach mitkrabbeln. Entdecken Sie mit ihm zusammen die neue Sicht der Welt und beschützen Sie es gleichzeitig unauffällig vor den Gefahren, die ihm beim Krabbeln begegnen können. Wenn Sie sich selbst auf alle Viere begeben, wird nicht nur Ihr Kind aktiver. Sie können gleichzeitig unmittelbar einschätzen, welche Gegenstände und Wohnsituationen Sie in der Krabbelphase Ihres Kindes besser extra sichern.