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Abneigung gegen die Freunde des Kindes – Was tun?

Kinder sind toll, keine Frage - und dennoch: Manchmal kann man die Spielkameraden und besten Freunde des eigenen Kindes einfach nicht leiden. Gründe kann es viele geben, die vom gefühlt schlechten Einfluss, miesen Benehmen bis zum scheinbar unpassenden Elternhaus reichen. Doch wie sollte man damit umgehen? Und wann haben Eltern das Recht, den Kontakt zu unterbinden?

Kinder sind toll, keine Frage - und dennoch: Manchmal kann man die Spielkameraden und besten Freunde des eigenen Kindes einfach nicht leiden. Gründe kann es viele geben, die vom gefühlt schlechten Einfluss, miesen Benehmen bis zum scheinbar unpassenden Elternhaus reichen. Doch wie sollte man damit umgehen? Und wann haben Eltern das Recht, den Kontakt zu unterbinden?

Bei Kleinkindern bestimmen meist noch die Eltern mit, welche Freunde sich das eigene Kind sucht. Doch spätestens mit der Grundschulzeit ist das vorbei. Die Kinder gehen zunehmend eigene Wege – auch, was den Freundeskreis betrifft. Nicht immer haben Eltern und Kinder da denselben Geschmack. Meist bringt eine Antipathie gegen den Freund oder die Freundin auch wenig Sympathie dessen Eltern gegenüber mit. In solchen Situationen sollten Sie genau hinschauen und sich fragen, ob der Kontakt Ihrem Kind wirklich schadet.

Ich mag den einfach nicht! Oder steckt mehr dahinter?

Stellen Sie fest, dass Sie einen Freund oder eine Freundin Ihres Kindes einfach nicht leiden können, dann sollten Sie sich die Frage nach dem Warum stellen. Ist es ein diffuses Nichtmögen? Oder hat das Kind konkrete Eigenschaften, die Sie selbst als „schlechten Einfluss“ einstufen? Spielt Ihr sanfter, sensibler Junge mit einem Rabauken und befürchten Sie, er könnte sich unvorteilhaft verändern oder noch schüchterner werden? Oder ahmt Ihr ohnehin wildes Mädchen durch den Kontakt mit dem frechsten Jungen der Straße dessen Frechheit nach? Das kann alles lästig sein, dennoch ist in jedem Fall die wichtigste Frage: Schadet der Umgang meinem Kind? Das kann der Fall sein, wenn das andere Kind Ihres zum Stehlen oder zu anderem echten Unfug und gefährlichen Aktionen verführt.

Hilfe – Mein Kind verändert sich!

Ahmt Ihr Kind ein anderes nach und kommt dabei etwas heraus, was Ihnen missfällt, dann ist die Idee, das andere Kind hätte schlechten Einfluss, natürlich naheliegend. Eine andere Sichtweise ist, dass Ihr Kind sich einfach ausprobiert und versucht, sich selbst zu finden und zu verstehen. Ein anderer Grund, den für Eltern unverständliche und unangenehme Freundschaften der Kinder haben können, ist die Suche nach einem Gegenpol. Dieser dient den Kindern als Orientierung dafür, wo sie gerade selbst stehen und wie sie sein möchten. Dies sind wichtige Entwicklungsschritte, die Eltern sich nicht ersparen und ihren Kindern nicht abnehmen können. Vielfach reicht es den Kindern, diese Gegenpole zu entdecken, indem sie sich entsprechende Freunde suchen. Manchmal müssen sie diese Pole auch selbst leben, um sie zu verstehen. Sie sollten sich in jedem Fall klarmachen, dass ein Eingreifen in die Freundschaften des Kindes einen wichtigen Eingriff in dessen Persönlichkeit und auch in seine Entwicklung ist – und die ist ohnehin nur bedingt steuerbar, da jedes Kind aufgrund seiner Individualität sein eigenes Tempo und auch seine eigene Richtung in sich trägt.

Kritisieren – aber richtig!

Gibt der neue Freund Ihres Kindes konkrete Anlässe zur Kritik, dann haben Sie eine gute Chance, ein echtes Vorbild zu sein: Kritisieren Sie nicht den Freund in seiner Persönlichkeit, sondern dessen Verhalten – für das es mit Sicherheit irgendeinen Grund gibt. Neben dem Vorbild fürs Kind gibt es noch einen weiteren guten Grund: Kinder identifizieren sich mit ihren Freunden und haben sie selbst gewählt. Werten Sie die Freunde ab, dann fühlt sich schnell auch Ihr Kind von Ihnen abgewertet.

Echte Sorgen – Wenn das Elternhaus der Freunde nicht passt

Neben einer Abneigung gegen den Freund selbst, kann auch dessen Elternhaus Probleme machen. Häufig treffen einfach unterschiedliche Lebensansätze aufeinander: Während bei Ihnen alles ordentlich und geregelt zugeht, nehmen es die Eltern des anderen Kindes locker, zum Beispiel, was die Schlafenszeiten bei Übernachtungen, die Auswahl des Fernsehprogramms oder das Essen angeht. Für diesen Fall ist ein Gespräch mit den Eltern ideal. Sie können versuchen, Kompromisse zu schließen und eine gemeinsame Linie für solche Fälle finden. Wie groß Ihr Einfluss an dieser Stelle ist, hängt von der Kooperationsbereitschaft der anderen Eltern ab. Schlimmstenfalls müssen Sie selbst die Kontakte einschränken und Regeln setzen. Beachten Sie aber auch hier, inwieweit Sie aus Ihrem eigenen subjektiven Gefühl handeln und wo es echten Grund zur Sorge gibt.

Der Freund meines Kindes ist mein Freund?

Wenn Sie die Freunde Ihres Kindes nicht alle gleichermaßen ins Herz schließen können, sollten Sie auf jeden Fall kein schlechtes Gewissen haben. Es ist ganz logisch, dass wir nicht jeden mögen können. Wenn Kinder mit steigendem Alter ihren niedlichen Kleinkindbonus verlieren, dann kann sich einfach auch mal eine Abneigung einstellen. Nur stellen Sie Ihr Gefühl nicht über das Ihres Kindes. Es wird gute Gründe haben, warum es gerade dieses Kind mag und an ihm Qualitäten schätzen, die Sie gar nicht erkennen können. Sie sind der Erwachsene und haben die Fähigkeit, mit dem Gefühl umzugehen und es unter Kontrolle zu halten. Als Eltern haben wir – außer es gibt wirklich gewichtige Gründe – kein Recht dazu, den Freundeskreis des Kindes nach eigenem Willen zu formen.