Das ideale Kind ist selbstbewusst und in der Lage, seine Fähigkeiten frei zu entfalten. Darüber hinaus kann es sich durchsetzen, ist pünktlich und zur Sparsamkeit erzogen. So zumindest stellt sich das die Mehrheit der 3000 befragten Personen einer Studie des Instituts Allensbach vor. In einer Umfrage von 2009 gaben sie diese Eigenschaften als wichtigste elterliche Erziehungsziele an. vaterfreuden.de hat einige Punkte zusammengetragen, wie Sie diesen Wünschen bei ihren Kindern ein Stück näher kommen.
Erziehungsziele bei Kindern
Das selbstbewusste Kind hat meist auch selbstbewusste Eltern. Da im Leben eines Kindes die Eltern die wichtigsten Vorbilder sind, ahmt der Nachwuchs all das nach, was ihm vorgelebt wird. Das gilt ganz besonders für die Ausprägung des Selbstbewusstseins.
Was immer Sie als Elternteil tun – Ihr Kind schaut nicht nur zu Ihnen auf, sondern auch aufmerksam zu, wenn Sie sich zum Beispiel gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzen. Egal, ob auf dem Spielplatz oder anderswo. Und nun ist es zunächst an Ihnen, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Eine kalifornische Universität fand in einer Studie heraus, dass Eltern von Kindern mit hohem Selbstwertgefühl ihren Zöglingen mehrmals am Tag Beweise der Anerkennung und Zuneigung entgegenbringen. Sie nehmen ihren Nachwuchs ernst, hören ihm aufmerksam zu und schaffen so eine ganz eigene Familiendemokratie. Dabei ist Vertrauen der Anfang von allem. Und genau das sollten Sie ihrem Kind auch entgegenbringen. „Ich vertraue dir!“ ist ein Satz, den Sie häufiger verwenden sollten. Er macht Ihren Nachwuchs nicht nur stolz, sondern auch selbstbewusst im Umgang mit den eigenen Entscheidungen. Mit dem Vertrauen erarbeitet sich Ihr Kind zunehmend Freiräume, die Sie ihm auch unbedingt gewähren sollten.
Eines ist noch ganz wichtig: Lachen Sie Ihr Kind niemals aus oder verspotten es gar, wenn es irgendetwas falsch gemacht hat. Kinder dürfen und müssen Fehler machen. Nur so können sie lernen. Und damit unterscheiden sie sich in nichts von uns Erwachsenen.
Fähigkeiten frei entfalten
Schon im Kleinkindalter können Eltern die ersten Interessen und Fähigkeiten ihres Kindes erkennen. Während das eine Kind vielleicht eher gesellig ist und viel Bewegung braucht, beschäftigt sich das andere lieber allein und bastelt gern. Hier ergeben sich schon erste Anhaltspunkte über die unterschiedlichen Begabungen des Kindes. Diese Fähigkeiten zeigen sich im Vorschulalter meist noch viel deutlicher und können so von den Eltern gezielter gefördert und beeinflusst werden.
Wichtig ist jedoch, dass die Freude an der Bewegung, dem Basteln oder Musizieren niemals zu kurz kommen darf, denn sonst verlieren Kinder schnell das Interesse und vor allem den Spaß an der Sache. Natürlich wollen alle Eltern nur das Beste für ihr Kind, um ihm den idealen Weg für eine erfolgreiche Zukunft zu ebenen. Allerdings ist das mit Stress oder gar permanentem Leistungsdruck wenig ratsam. Kinder brauchen nicht nur die Möglichkeiten, sondern vor allem auch die Zeit, um ihre Interessen und Fähigkeiten ausprobieren zu können. Jede Begabung droht im Keim zu ersticken, wenn das Kind ständig üben oder trainieren muss und es vielleicht selbst gar nicht will.
Insofern sollten sich auch alle Eltern fragen, inwieweit sie vielleicht die eigenen Wünsche und Träume auf ihr Kind übertragen. Für die freie Entfaltung der individuellen Fähigkeiten wäre es mehr als hinderlich, wenn eine Tätigkeit, egal ob im sportlichen oder künstlerischen Bereich, nicht wirklich seinen Interessen entspricht.
Natürlich braucht es mitunter auch ein gewisses Maß an Konsequenz, damit Kinder bei einer Sache bleiben und ihr Talent entfalten können. Entscheidend ist hier, wie so oft, die richtige Balance und das Gespür für das eigene Kind.
Eines noch: Unterscheiden Sie bitte nicht zu schnell in „begabt“ oder „unbegabt“. Manche Stärken entwickeln sich erst mit der Zeit.
Durchsetzungsfähigkeit
Die Durchsetzungsfähigkeit hat natürlich nichts mit Rücksichtslosigkeit oder gar dem Einsatz der Ellenbogen zu tun, sondern ist Ausdruck von innerer Stärke und Selbstvertrauen. Auch hier können Eltern ihre Kindern unterstützen, die eigenen Interessen anderen gegenüber besser durchzusetzen.
Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Ich-Botschaften und Ihr Nachwuchs sollte schon von klein auf lernen, solche Sätze zu formulieren. Nicht nur im Umgang mit Erwachsenen, sondern auch mit anderen Kindern. „Ich möchte bitte ein Eis essen“ oder „Ich möchte jetzt mit meiner Puppe spielen“ sind zum Beispiel solche Ich-Botschaften.
Dabei lernt Ihr Kind nicht nur, seine Wünsche klar zu äußern, sondern auch in vollständigen Sätzen zu sprechen. Und ganz nebenbei fließt so auch das Wörtchen „bitte“ mehr und mehr in seinen Sprachschatz mit ein.
Natürlich muss auch Ihr Nachwuchs damit rechnen, dass er auf Widerstände stoßen kann und andere nicht auf seine Vorstellungen eingehen möchten. Hier können Kompromisse helfen. Ein Beispiel: „Wollen wir zusammen spielen?“ – „Nein, das können wir später machen. Jetzt möchte ich mein Bild zu Ende malen.“
Wichtig ist, dass Ihr Sprössling auch bereit ist, sich Argumente von anderen anzuhören und ihn ausreden zu lassen. Kommt man nicht zu einer Übereinstimmung, ist ein Kompromiss die beste Lösung. Und gerade Kinder untereinander haben damit meist kein Problem.
Durchsetzungsfähigkeit ist wichtig. Aber nicht jedem Kind gelingt das gleich gut. Die schüchternen Kinder, die mit besonderer Vorsicht und Zurückhaltung durchs Leben wandeln, geben jedoch keinen Anlass zur Sorge. Gerade solche Kinder entwickeln mit der Zeit ihre ganz eigenen Strategien, um sich im Leben zu behaupten.
Viel wichtiger als jedes Antrainieren von Durchsetzungskraft ist für ein Kind die Selbstüberzeugung und das sichere Gefühl, genug Absicherung und Rückhalt in seinem Elternhaus zu erhalten.
Pünktlichkeit
Gerade das Thema „Pünktlichkeit“ ist für die jüngsten Kinder noch denkbar uninteressant. Die Zeit spielt keine Rolle, was zählt, sind Spiel und Spaß. Doch das müssen sie lernen.
Unpünktlichkeit ist eine Art Diebstahl, denn man stiehlt anderen Leuten die wertvolle Zeit. So oder ähnlich formuliert verstehen auch bald die Kleinsten, dass Termine etwas mehr sind als nur grobe Zeitangaben.
Helfen Sie Ihrem Nachwuchs, seinen Tag zu strukturieren und zu entscheiden, was wann getan werden muss und welche Termine wirklich wichtig sind. Hausaufgaben, Freunde treffen, Sportaktivitäten – gerade größere Kinder haben einen vollen Terminplan, den es zu managen gilt. Das gemeinsame Frühstück zum Beispiel ist ein idealer Zeitpunkt für die gemeinsame Planung des Tagesablaufs.
Sparsamkeit
Kinder müssen ein Gefühl dafür bekommen, was die kleinen und großen Dinge des Lebens kosten. Und das funktioniert natürlich am besten, wenn sie frei über ihr eigenes Taschengeld verfügen können. Wie wichtig der richtige Umgang mit Geld ist, belegt die folgende Statistik: Etwa zehn Prozent aller 20- 24-jährigen in Deutschland haben Verschuldungsprobleme und sind mit einem negativen Eintrag bei der „Schufa“ vermerkt.
Nicht zuletzt auch deshalb sollten Kinder schon sehr früh ihr eigenes Taschengeld bekommen – nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig – und zwar ausschließlich zur eigenen Verwendung.
Und damit sind wir auch schon bei einem ganz großen Problem angelangt, denn den meisten Eltern fällt es schwer, sich mit Kommentaren zur Verwendung des Geldes zurückzuhalten. Genau das ist aber sehr wichtig. Eltern sollten nur mit Rat und Tat eingreifen, wenn sie danach gefragt werden. Denn damit vermitteln Sie Ihren Kindern, dass Sie ihnen den sinnvollen Umgang mit Geld zutrauen.
Dennoch, etwas sollten Sie jedoch gelegentlich tun, nämlich Ihre Kinder von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, dass es durchaus sehr sinnvoll ist, etwas zu sparen und nicht alles auf einmal auszugeben. Denn nur so lernen sie den Wert des Geldes richtig zu schätzen und können sich auch größere Wünsche von ihrem Taschengeld erfüllen.
Letztlich sollten Sie die Entscheidung darüber aber allein Ihrem Kind überlassen. Es soll sich kaufen, was es mag – von Zigaretten oder Alkohol natürlich einmal abgesehen.
Das ideale Kind
Selbstbewusst, durchsetzungsfähig, sparsam, pünktlich und im Besitz der Möglichkeiten, sich jederzeit frei zu entfalten – das ist es also, das ideale Kind. Oder vielleicht doch nicht?
Was ist mit Höflichkeit und Toleranz? Diese Tugenden standen vor einigen Jahren noch ganz oben in diversen Umfragen. Inzwischen sind sie weit nach hinten gerutscht. Noch schlimmer sieht es mit der Bescheidenheit aus. Die ist fast gar nicht mehr gefragt.
Sind diese Eigenschaften in der heutigen Zeit nicht mehr so bedeutsam?
Diese Frage müssen Sie sich als Eltern ganz allein beantworten. Es spielt keine Rolle, wie sich 3000 Personen in einer Studie äußern. Wichtig sind allein Ihre Wertvorstellungen und Wünsche.
Und letztlich können wir als Eltern ja nur versuchen, unsere Kinder in die richtigen Bahnen zu lenken. Wir sollten unseren Nachwuchs keinesfalls in eine Form pressen, denn jedes Kind hat nun einmal seine eigene Persönlichkeit. Und das ist auch wirklich gut so.