Väter haben meist besondere Bindungen zu ihren Söhnen – und spielen eine ganz spezielle Rolle in deren Entwicklung. Wie wichtig ist die Vaterfigur für den Sohn? Welche Erwartungshaltungen bestehen in der Vater-Sohn-Beziehung auf beiden Seiten? Welche Konflikte zwischen Vater und Sohn können die gemeinsame Beziehung belasten, besonders in der Pubertät?
Vater und Sohn – eine besondere Bindung
Vater-Sohn Beziehung: Demokratisch statt dominant
Die Vater-Sohn-Beziehung wird heute in den meisten Familien eher demokratisch und partnerschaftlich als streng, dominant und übermächtig gelebt. Die Vaterfigur ist speziell für einen Jungen sehr wichtig, besonders in der eher weiblich dominierten Welt in Kindergarten und Schule. Jungs sehen ihren Papa gerne als Vorbild an, viele von ihnen möchten so sein wie er. Für Jungen ist der Vater besonders wichtig für die Entwicklung eines ersten Rollenverständnisses. Söhne lieben es, mit ihrem Vater zu spielen, denn die Spiele mit Papa sind oft anders als mit der Mama. Für einen Sohn ist es etwas ganz besonderes, wenn sich der Papa nach der Arbeit Zeit für ihn nimmt und ihn zum Beispiel bei handwerklichen Dingen zu Hause teilhaben lässt. Gemeinsam mit dem Vater zum Angeln oder Campen zu fahren, ein Baumhaus zu bauen und Dinge zu tun, die Mama meist nicht macht, das ist für den männlichen Nachwuchs das ganz besondere der Vater-Sohn-Beziehung.
In der Pubertät wird Papa plötzlich schwierig!
Bis zur Pubertät nehmen Väter gegenüber ihren Söhnen also meist die Vorbildrolle ein.
Mit dem Einsetzen der Pubertät kommt es oft zu einer Wende in der Vater-Sohn-Beziehung. Söhne suchen sich dann oft andere Vorbilder, die unter Umständen genau das Gegenteil ihres eigenen Vaters verkörpern. Eine schwierige Phase stellt dies allemal dar und Konflikte in der Vater-Sohn-Beziehung sind ab dieser Zeit oft vorprogrammiert. Der Sohn beginnt nach anderen Idealvorstellungen zu leben als der Vater. Der Vater möchte dies oft unterbinden und arbeitet häufig mit Strenge, um seinen Willen durchzusetzen.
Trotz immer wiederkehrender Konflikte und Streitthemen: Die Zeit der Pubertät ist die Phase der Identitätsfindung für Ihren Sohn. Unbestritten ist dies kein leichter Lebensabschnitt in der Entwicklung Ihres Kindes. Folgende Dinge sind aber gerade jetzt besonders wichtig:
- Seien Sie für Ihren Sohn da, aber lassen Sie ihm seine Freiräume: Während Sie noch vor einigen Jahren der alleinige Star und das einzige Vorbild für Ihren Sohn waren, beginnt er nun, sich mit anderen männlichen Figuren außerhalb der Familie zu identifizieren. Stars aus den Medien oder andere Mitschüler werden nun wichtig und als besonders cool wahrgenommen. Zeigen Sie keine Eifersucht, sondern signalisieren Sie Ihrem Sohn, immer ein offenes Ohr für ihn und seine Anliegen zu haben. Wenn er gerade keine Lust auf Familienunternehmungen hat und lieber mit seinen Freunden oder einem Mädchen losziehen will, so zeigen Sie Verständnis und lassen es zu. Natürlich muss Ihr Sohn sich jedoch auch an altersentsprechende Regeln und Grenzen halten, die Sie ihm vernünftig und ruhig erklären.
- Bleiben Sie sich selber treu und verbiegen Sie sich nicht: Auch wenn Sie jetzt viel Verständnis für die veränderte Lebenswelt und die neuen Interessen Ihres Sohnes zeigen, bleiben Sie immer Sie selbst. Sie sollten sich niemals verstellen, um Ihrem Sohn zu gefallen. Legt Ihr Sohn Verhaltensweisen an den Tag, die ihnen nicht gefallen, so sprechen Sie ruhig und ehrlich mit ihm darüber. Wichtig ist, dass Sie weiterhin Ihren Standpunkt vertreten und sich treu bleiben. Nur so ist es möglich, dass Ihr Sohn zu Ihnen aufschaut und sich an Ihnen orientieren kann. Hierzu gehört auch das Aufstellen von Regeln, die Sie jedoch gemeinsam mit Ihrem Nachwuchs erarbeiten sollten.
- Setzen Sie auf Gemeinsamkeiten und Abenteuer: Unternehmen Sie etwas mit Ihrem Sohn, woran Sie beide Spaß haben und was Sie miteinander verbindet. Ein Vater-Sohn-Wochenende, eine gemeinsame Bergtour, Kanufahren, Tauchen oder Klettern. Solche gemeinsamen Aktivitäten stärken die Vater-Sohn-Beziehung und schaffen ein Wir-Gefühl. Ihr Sohn kann sich dabei Verhaltensweisen von Ihnen abschauen, die man in der Form mit Worten nicht transportieren kann. Unterbewusst werden Sie Vorbild und Orientierungshilfe für Ihren Sohn, Voraussetzung für Wertschätzung, eine Beziehung auf Augenhöhe und gegenseitigen Respekt.
Die Moral zum Schluss: Seien sie Ihrem Sohn ein Partner!
Konflikte und unterschiedliche Ansichten von Vätern und Söhnen wird es immer wieder geben, vor allem die Zeit der Pubertät gestaltet sich schwierig. Nicht jeder Mensch ist gleich und das ist gut so. Versuchen Sie als Vater, Ihren Sohn zu einem selbstständig denkenden Menschen zu erziehen. Und vor allem: Lernen sie, dass Ihr Sohn nicht so sein oder werden muss wie Sie. Versuchen Sie nicht, Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse auf Ihren Sohn zu projizieren. Ihre Vater-Sohn-Beziehung wird dann gut und partnerschaftlich bleiben, wenn Sie auch Dinge akzeptieren, die Ihr Sohn im späteren Leben anders macht als Sie. Im Klartext: Auch wenn Sie Rechtsanwalt sind, muss Ihr Sohn nicht zwingend auch diesen Beruf ergreifen. Erkennen Sie das an und schätzen das wert, was er tut. Dies ist auf jeden Fall ein wichtiger Grundstein einer guten Vater-Sohn-Bindung, die für das ganze Leben von gegenseitiger Achtung, Liebe, Respekt und Toleranz geprägt sein sollte!