In unserem neuen Segment „Angry Dads“ dürfen Väter ihre Meinung zu einem Thema rund um Kinder kundtun, wobei sie auch nicht unbedingt politisch korrekt sein müssen. Hier erzählt ein Vater von Kindern, die vor lauter Spielzeug gar nicht mehr wissen, was sie spielen sollen. Vielleicht sollte man einfach weniger Spielzeug schenken?
Angry Dads – Schluss mit dem Geschenketerror, Spielzeug macht Kinder nicht glücklich
Jedes Kind liebt Spielzeug und für die Eltern ist es eine Freude, zu beobachten, wie ihr Kind mit der Hilfe von Spielzeug seine Fähigkeiten trainiert.
Die folgende Überlegung soll jedoch dahin gehen, ob man seinem Kind in dieser Hinsicht auch zu viel des Guten bieten und das Kind damit eher belasten als glücklich machen kann.
Zuviel Spielzeug ist eben auch zu viel des Guten
Kürzlich feierte unser Sohn seinen vierten Geburtstag. Er hat eine recht große Familie und alle wollten natürlich mit ihm feiern und ihm eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen.
Eine Woche zuvor feierte seine Cousine ihren dritten Geburtstag. Dieselbe Familie, das gleiche, eher nicht so schöne, Bild: ein verwirrtes, überfordertes, frühzeitig ermüdetes und daher ziemlich quengeliges Kleinkind, umringt von hoch motivierten Erwachsenen, die alle mal knuddeln wollten, ertrinkend in Geschenkpapier und Schleifenband.
Inzwischen sind alle Geschenke sortiert, einmal flüchtig angeschaut, dann in verschiedene Zimmerecken verbannt worden. Wirklich spielen tut mein Sohn - wie vor seinem Geburtstag auch - mit zwei verbeulten Spielzeugautos, die bereits zwei kleine Vorbesitzer hatten, und mit Buntstiften und Papier. Im Moment malt er Wikingerschiffe in allen Varianten. Dann liebt er es noch, vorgelesen zu bekommen. Die Astrid-Lindgren-Geschichten, die ihm besonders gefallen, habe ich vom Flohmarkt. Fünf Euro für einen ganzen Stapel Bullerbü-Idylle.
Vielleicht haben kleine Kinder einfach noch nicht gelernt, zu konsumieren?
Was folgere ich aus diesen Beobachtungen? Dass viele Menschen meinen Sohn gern haben und ihm eine Freude machen wollen, was wunderbar ist. Allerdings machen viele materielle Geschenke einem Kind in diesem Alter offenbar gar keine Freude. Im Gegenteil wirkt es eher ziemlich unglücklich. Selbst mit etwas Abstand zum eigentlichen Geburtstagsevent steigt nicht unbedingt das Interesse an den vielen lieb gemeinten Präsenten.
Es scheint, als hätten kleine Kinder noch nicht gelernt, zu konsumieren. Es nervt sie eher als dass es ihnen Spaß macht. Wenn Sie mich fragen: ein gesunder Instinkt.
Jemand erzählte mir vor kurzem, dass seine kleine Tochter zuweilen frustriert und ratlos in ihrem Zimmer sitzt, weil sie nicht wüsste, mit welchen ihrer Spielsachen sie spielen soll. Sie würde alles hervorholen, sich zwei Minuten damit befassen und es dann zur Seite legen, weil sie etwas anderes entdeckt hätte. Irgendwann würde sie dann an allem die Lust verlieren. Die Situation hätte sich erst gebessert, als seine Frau beherzt eingegriffen hätte, mit einem großen blauen Müllsack in das Zimmer ihrer Tochter marschiert wäre und zwei Drittel der Spielsachen auf dem Dachboden zwischengelagert hätte. Seither ginge es viel besser. Ab und zu würde eine Sache ausgetauscht, aber die Anzahl der Dinge bliebe limitiert. Seitdem würde seine Tochter viel bewusster auswählen und könnte sich länger auf eine Sache konzentrieren.
Die einzigen, die sich an überflüssigen Sachen freuen, sind die, die sie produzieren
Wenn ich meinen Sohn dabei beobachte, wie er während eines Spaziergangs Stöcke und Steine zum spielen nutzt und dabei absolut nichts Buntes aus Plastik, Gummi oder Metall vermisst, dann frage ich mich, für wen genau all das Zeug eigentlich gemacht wird. Mein Sohn schaut noch kein Werbefernsehen, er hat im Grunde noch keinen Konsumzwang. Er gehört auch nicht zu denen, die immer alles sofort haben wollen, weil ein Spielkamerad es hat oder weil es im Laden im Regal liegt. Wenn mein Kind also all die Dinge nicht braucht und ich all die Dinge garantiert nicht brauche, wer braucht sie dann? Haben Sie mal eine dieser erschreckenden Dokumentationen darüber gesehen, was Plastikmüll aus unserem Planeten macht? Die Umwelt also braucht all das beschichtete Papier, all das Kunststoffband und all die darin eingewickelten Spielsachen aus Plastik bestimmt auch nicht.
Die einzigen, die sich wirklich an der Präsenz dieser vielen überflüssigen Sachen erfreuen, sind die, die sie produzieren und die, die sie vertreiben.
Und nur um der Spielzeugindustrie einen Gefallen zu tun, werde ich meinen Sohn sicher nicht weiter zumüllen mit all diesen Dingen, und seien sie auch noch so lieb gemeint.
Ich werde mir etwas ausdenken, um die Spielzeugflut in Zukunft ein wenig einzudämmen. Wie gehen Sie damit um?
Anmerkung:
Die Beiträge in der Rubrik „Angry Dads“ spiegeln die Meinung des Autors und nicht unbedingt die der gesamten Redaktion von vaterfreuden.de wieder.
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