In der Psychologie bezeichnet Selbstwirksamkeit die Gewissheit, neue und schwierige Aufgaben bewältigen zu können. Diese Gewissheit erreicht ein Kind, wenn es durch Erfolgserlebnisse das Selbstbewusstsein erlangt hat, Herausforderungen anzugehen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass Eltern darauf vertrauen, dass ihr Kind die Kompetenz hat, etwas zu schaffen und ihm die nötigen Freiräume lassen. Unterstützung bietet das Prinzip: „Hilf mir es selbst zu tun“ von Maria Montessori.
Selbstwirksamkeit – Was steckt dahinter?
Wer seine eigenen Fähigkeiten gut einschätzen kann, vertraut sich und ist in der Lage, sein Handeln zu reflektieren. Dazu muss ein Kind Erfahrungen machen dürfen und selbst erkunden, was es kann und an welchen Stellen es (noch) scheitert. Es lernt damit, dass es nicht hilflos ist, sondern sein Leben gestalten kann. Je früher ein Kind die Selbstwirksamkeit entwickelt umso leichter fällt es ihm, mit neuen Herausforderungen umzugehen.
Selbstwirksamkeit als Erziehungsgrundlage
Auch bei diesem Lernprozess spielt das elterliche Vorbild eine wichtige Rolle. Wie gehen Sie selbst an neue Aufgaben heran? Leben Sie nach dem Motto „Ja, ich schaffe das“ oder neigen Sie eher zu Pessimismus und Selbstzweifeln. Ihr erlerntes Verhalten, also Ihre eigene Selbstwirksamkeit oder deren Fehlen, wird sich auf das Kind übertragen. Wer sich vom Familienleben überfordert fühlt, ist kraftlos und unsicher und kann auch seinem Kind schwer vermitteln, dass es Vertrauen in sich selbst und ins Leben haben darf.
Selbstwirksamkeit stärken
Um die Selbstwirksamkeit des Kindes, aber auch die eigene Einstellung zu verändern, gibt es einige wirksame Mittel. Gerade wer selbst eher pessimistisch ist, sollte diese Tipps beherzigen – auch wenn es manchmal schwerfällt.
Feedback geben
Detailliertes Feedback statt pauschalem Lob oder Tadel hilft Ihrem Kind bei der Selbstreflektion und einer realistischen Selbsteinschätzung. Nichts ist nur gut oder nur schlecht. Machen Sie dabei auch Ihre Wahrnehmung, wie es dem Kind mit einem Erfolg oder Misserfolg geht, zum Thema.
Auch kleine Dinge zählen
Wertschätzen Sie auch scheinbare Kleinigkeiten. Trägt Ihr Kind seinen Teller ohne Aufforderung weg oder übernimmt es freiwillig kleine Aufgaben im Haushalt, würdigen Sie das auf natürliche und ehrliche Weise.
Niederlagen besprechen
Scheitert Ihr Kind, zum Beispiel an einer Klassenarbeit oder an einer schwierigen Bastelaufgabe, besprechen Sie mit ihm, wo die Schwierigkeiten liegen und wie es beim nächsten Mal besser klappen kann.
Vertrauen Sie in Ihr Kind
Auch wenn das manchmal schwerfällt, trauen Sie Ihrem Kind etwas zu! Möchte Ihr Kind eigenständig eine Aufgabe übernehmen, dann stärken Sie seinen Glauben an sich selbst und lassen Sie zu, dass es seine eigenen Wege geht. Macht Ihnen der Gedanke Angst, prüfen Sie genau, ob Ihre Ängste real sind oder vielleicht nur in Ihrer eigenen Angst begründet sind.
Lassen Sie Ihr Kind machen
Auch wenn Ihr Kind etwas anders macht als Sie es für richtig halten, lassen Sie dies zu. Viele Wege führen nach Rom und damit auch zum Erfolg. Ihr Kind ist anders als Sie und findet deshalb auch andere Methoden, um Aufgaben zu lösen. Gelingt sein Plan, dann hat es sein ganz eigenes und stärkendes Erfolgserlebnis.
Hilf mir, es selbst zu tun
Der Leitspruch von Maria Montessori, der Begründerin der Montessori-Pädagogik lautet:
„Hilf mir, es selbst zu tun. Zeig mir, wie es geht. Tu es nicht für mich, ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht enger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir auch Fehler zu, denn aus ihnen kann ich lernen.“
Die Pädagogik zielt darauf ab, dem Kind zur Selbständigkeit zu verhelfen und dem Kind in seiner Entwicklung zu vertrauen. Der verständnisvolle Umgang mit dem Kind und die Achtung seiner Einzigartigkeit fördert das Selbstbewusstsein und das Vertrauen des Kindes in seine eigenen Fähigkeiten - und damit auch die Selbstwirksamkeit.