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Wie viel Spielzeug braucht ein Kind?

Unsere Gesellschaft ist es gewöhnt, Zuneigung und Materielles zu vermischen. So sieht man in deutschen Kinderzimmern oft ein Übermaß an Spielzeug – entstanden ist diese Fülle aus dem Wunsch, seinem Kind etwas Gutes zu tun und es ihm an nichts mangeln zu lassen. Problem bei der Sache ist: Dem Kind tut zu viel Spielzeug nicht unbedingt gut.

Opa erzählt: Wir hatten damals kaum Spielzeug. Ein paar Bauklötze, zwei Bilderbücher und einen Lkw aus Metall, das war es dann auch schon. Die Kinder von heute werden wohl entsetzt die Augen ob dieses „Mangels“ aufreißen. Allerdings hatte „der arme spielzeuglose Opa“ von etwas anderem mehr als genug, nämlich von seiner Fantasie – und die reichte mit Sicherheit aus, um das Fehlen von Spielzeugmassen zu kompensieren.

 

Spielzeug macht glücklich?

Das denken viele Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel. Dementsprechend wird ein Kind bei jeder Gelegenheit mit neuem Spielzeug beglückt. Was steckt dahinter? Zum einen sicher der Wunsch, seine Zuneigung zu zeigen. Wer viel schenkt, liebt viel und wer viel hat, ist etwas - das haben viele Erwachsene selbst als Kind gelernt. Und natürlich: Die leuchtenden Kinderaugen, wenn Onkel Peter einen neuen Playmobil-Trecker mitbringt, sind eine Riesenbelohnung und geben ein gutes Gefühl. Da stellt sich dann doch mal die Frage: Wen macht Spielzeug eigentlich glücklich? Das Kind oder eher den schenkenden Erwachsenen?

Für Kinder ist das Spielzeugglück oft nur von kurzer Dauer. In dem Wust an Dingen, die sich um es herum auftürmen, ist das neue Geschenk schnell eines von vielen, das die Reizüberflutung und Übersättigung nur verstärkt. Denn Kinder, die zu viel Spielzeug haben, stumpfen ab – wie es uns allen geht, wenn wir von etwas überschüttet werden.

Die Fantasie bleibt auf der Strecke

Viel Spielzeug und Fantasielosigkeit unmittelbar in Bezug zueinander zu setzen, wäre ungerecht den Kindern gegenüber. Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass ein Übermaß an Spielzeug sich negativ auf die Kreativität auswirkt. Dies hängt von der Art der Spielsachen ab, aber auch davon, dass das Kind nicht mehr gefordert ist, zu improvisieren. Braucht es Puppenmöbel, findet es die im Puppenhaus – wo ein Kind mit wenig Spielzeug vielleicht anfängt, selbst welche aus Pappe zu bauen. Ist ihm langweilig, dann ist sofort die Auswahl an Hörspielen zur Stelle. Der Konsum, den die Erwachsenen um ein Kind herum anhäufen, entbinden von der Notwendigkeit, sich etwas auszudenken – dies führt dann oft dazu, dass es gar nicht mehr denkt und inmitten seiner vielen Spielsachen sitzt und nichts mit sich anzufangen weiß.

Sinnvolle Geschenke – Was Kinder zum Spielen brauchen

Ja aber irgendwas muss man doch auch schenken! Ein aktuelles Thema zu jeder Jahreszeit. Denn schenken gehört zum guten Ton – viel schenken hilft viel, ist die weit verbreitete Meinung unter allen, die mit Kindern zu tun haben. Sich selbst kann man ja dabei noch einigermaßen unter Kontrolle halten, doch wie sieht es mit der Verwandtschaft aus? Zuallererst sollte man darauf bestehen, dass keine Geschenke ohne Rücksprache mit den Eltern oder auch dem Kind stattfinden. Was braucht ein Kind überhaupt? Womit spielt es am liebsten, welche Ideen haben die Eltern? Diese Fragen sollten sich alle, die Kindern etwas schenken wollen, stellen, und zwar vor dem Kauf.

Wird Ihnen die Frage gestellt, was Ihr Kind denn brauchen könnte, können sie schon mal darauf hinweisen, dass es bereits alles hat. Leider lassen sich vor allem Großeltern oft nicht damit zufriedenstellen, dass sie eben nur eine Kleinigkeit schenken sollen. Alternativ kann man dorthin die „großen“ Anschaffungen wie Fahrrad, Hochbett oder den ersten Computer hin verlagern. Eine prima Alternative für kleine und große Kinder ist, dass die Großeltern wirklich nur eine Kleinigkeit schenken und einen Geldbetrag auf ein Konto überweisen, der dann für eine wichtige große Anschaffung verwendet werden kann.

Auf in den Kampf – Die Spielzeugflut eindämmen

Wenn Sie es jetzt anpacken wollen und das Kinderzimmer vom Übermaß an Spielsachen befreien wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Verschenken Sie, was Ihr Kind nicht mehr braucht oder noch nie gebraucht hat. Alternativ können Sie die Sachen auch auf dem Flohmarkt oder bei eBay verkaufen.
  • Es gibt bald Nachwuchs in der Verwandtschaft oder im Freundeskreis? Dann können Sie nachfragen, ob das ein oder andere Spielzeug dort vielleicht einen neuen Besitzer finden kann.
  • Hat Ihr Kind viel pädagogisch wertvolles Spielzeug, nur von allem zu viel, dann räumen Sie einen Teil – den größten Teil – in den Keller. Wenn Sie in einigen Monaten das Spielzeug austauschen, wird Ihr Kind begeistert sein. Ein Neukauf ist dann unnötig.

Überprüfen Sie das nächste Mal, wenn Sie ein Geschenk für Ihr Kind aussuchen wollen, ganz genau Ihre Motive. Warum schenken Sie und was wollen Sie damit erreichen? Es macht nichts, wenn Ihre Beweggründe nicht ganz selbstlos sind, denn dahinter steckt die Liebe zum Kind. Rufen Sie sich allerdings immer ins Gedächtnis, dass sich die echte Liebe und Zuneigung, die Sie ihrem Kind entgegenbringen, nicht durch materielle Dinge ausdrücken lässt.