Mein Baby, der Frauen-Magnet

Kleine Babys üben auf Frauen eine scheinbar unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Diese Erfahrung machen viele frischgebackene Väter, die mit ihren Kindern unterwegs sind. Unserem Autor kam es fast surreal vor, als er mit seiner drei Wochen alten Tochter Lilly über eine Kunstmesse ging. Er genoss die Szene und dachte an entgangene Gelegenheiten …

So etwas hatte ich noch nie erlebt.

Ich betrat eine große Halle, die überwiegend mit meist attraktiven Frauen gefüllt war - und diese Frauen sahen mich an, wenn ich an ihnen vorbeiging. Dabei schauten sie nicht einmal verschämt, zögerlich, sie riskierten keinen kurzen Blick. Nein, sie sahen mich offen und unverholen an und lächelten. Ich bin mir sicher, das kam schon einmal in den Träumen vor, die ich als Teenager hatte. Nun war es wahr geworden.

Vielleicht sollte ich sagen, dass ich vielleicht nicht hässlich bin, aber definitiv nicht in der Liga von George Clooney oder Brad Pitt zu Hause bin. Ich kannte es, dass Frauen einmal einen Blick riskierten, dann aber schnell wegsahen – Frau will ja nicht zu offensichtlich Interesse zeigen.
An diesem Tag war alles anders. Und schnell wurde mir klar, dass ich nicht in ein Paralleluniversum gebeamt wurde, in dem akuter Männermangel bestand oder ich ein besonders einmaliges und tolles Shirt trug. Nein, ich ging lediglich mit meiner drei Wochen alten Tochter Lilly über eine Kunstmesse und hatte sie im Tragetuch vor meiner Brust.

Von Lilly sah man nicht viel. Sie schlief tiefenentspannt in ihrem Tuch, lediglich ihre nackten kleinen Füße waren sichtbar, während meine Frau und ich durch die sommerheiße Halle von einem Stand zum anderen gingen. Genau diese Füße waren offensichtlich ein Schlüsselreiz, dem kaum eine Frau von Ende Zwanzig bis Anfang Sechzig widerstehen kann. Die jüngeren Frauen schauten interessiert und lächelten mich anerkennend an. Wenn ich dann einen Schritt auf sie zuging – gaaaanz zufällig – kam man mit ihnen leicht über die Kleine ins Gespräch. Die Damen jenseits der 40 jedoch waren deutlich offensiver und waren über den Mann mit dem Baby im Tragetuch ganz aus dem Häuschen. Gerade von ihnen wurden wir auf Schritt und Tritt gefragt, wie alt denn die Kleine sei und wie sie wohl hieße, es wurde versucht, einen Blick von ihr unter dem Tuch zu erhaschen (meist vergeblich) und speziell die ach so kleinen Füße lösten wahre Begeisterung aus.

 

Meiner Frau war das fast zuviel

Meiner Frau war es fast zu viel. Sie war es nicht gewohnt, dass ihr Mann so offensiv von fremden Frauen angesprochen oder auch angelächelt wurde. Es befremdete sie, dass sie kaum wahrgenommen wurde und dass die anderen Damen so distanzlos waren. Wo sieht man das auch sonst?

Ich genoss die ganze Szene einfach. Sicher, die Blicke schmeichelten meiner Eitelkeit. Aber ich wusste doch, dass sie ausschließlich unserer Tochter galten. Und das befriedigte meinen noch jungen, aber bereits voll aufgeblühten Vaterstolz.

Meiner Frau erklärte ich, dass die Frauen so offensiv in ihrer Kontaktaufnahme seien, weil die Situation „sicher“ sei. Ein Mann mit einem Baby, dazu begleitet von seiner Frau. Da ist doch alles „klar“. Wer kann in dieser Situation an Anmache denken, wenn eine Frau einen Mann anspricht?

Aber tief in mir dachte ich – so ein Baby hätte ich mir einmal ausleihen sollen, als ich noch Junggeselle war. Das wäre interessant geworden …