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Weihnachten: Familientradition, Erziehungswaffe und überall Liebe

Jede Familie feiert anders Weihnachten. Die Weihnachts-Erinnerungen von Mate Tabula sind auch sehr speziell. Und dennoch hätte er gerne jeden Monat etwas wie Weihnachten. Als Erziehungswaffe und wegen der wundersamen Erlebnisse mit seinen Kindern.

Neulich hat eine Bekannte auf Facebook gepostet: 
„Scheiß Weihnachten, bin ich froh, wenn es vorbei ist.“ 
Ich kann das verstehen. Die einen hassen sie, die anderen lieben sie. Keine andere Zeit im Jahr polarisiert die Menschen so wie die Weihnachtszeit.

Lebkuchen im September, Last Christmas im Oktober und im November funkeln die ersten Sternchen über den Straßenlaternen deiner Stadt und machen dir klar – bald ist es so weit. Festtagsbraten, Feiertagswein und ´ne Menge Familytime. Das schmeckt nicht jedem – vor allem den Einsamen nicht. 

In meiner kroatischen Familie war es lange Tradition, dass wir uns Heiligabend betrinken und einander im Anschluss nette Sachen ins Ohr brüllen. Mein Vater zum Beispiel sagt da gerne mal, ich sei ein Nichtsnutz und ich erwidere dann gerne, er könne mich mal. 

Seit ich selbst Kinder habe, ist es aber viel entspannter geworden. Jetzt betrinken wir uns zwar auch an Heiligabend, streiten aber nicht mehr. Stattdessen schauen wir den Kindern beim Streiten zu: „Heya, Das ist mein Bagger.“ „Ich will doch nur damit spielen.“„Du kannst das nicht.“ „Du kannst mich mal.“ 

 

Das beste Mittel für brave Kinder

Herrlich. Man braucht einfach Familie, um Weihnachten richtig schön abzufeiern. Die Kinder sprechen von nichts anderem als von dem Christkind, dem Weihnachtsmann und den Geschenken, die sie sich wünschen. Und wir Eltern bekommen für eine kurze Zeitspannte das beste Druckmittel, um Kinder zum Hören zu bringen. 

„Wenn du jetzt nicht sofort deine Zähne putzt, sage ich dem Christkind, wie unartig du bist. Dann gibt es dieses Jahr als Geschenke nur Spinat und Zuchini.“ 

Was denkt ihr, wie sorgfältig meine Große nach einem solchen Satz ihre Mundhygiene pflegt. Da wird sogar Zahnseide verwendet. 

In solchen Momenten wünsche ich mir für jeden Monat eine solche Supererziehungswaffe. Einen Held oder eine Heldin, die am Ende des Monats Kindern Geschenke bringt, wenn sie die Tage zuvor superbrav waren. Im Januar ist es der January Man, im Februar der Valentines Boy und im Sommer kommt Ice Cream Woman mit ihrem Kühlwagen daher – whoop, whoop, zwei Kugeln Straciatella bitte.  

 

HDGDL, kleine Socke

Eigentlich ist mit Kindern ja eh das ganze Jahr über Weihnachten. Ein ständiges Staunen, Wundern und Innehalten. Unsere Kleine praktiziert nahezu täglich das Gebot der Nächstenliebe. Sie liebt alles, was ihr nahe steht – die Mama, den Papa, die Schwester, ihre Puppe Lilly und Gummibärchen. 
„Da bist du ja, mein roter Bär. Ich werde dich jetzt essen. Weil in meinem Bauchi wird es dir schön gut gehen.“ 

Wenn sie ihre Socke verlegt und sie wieder findet, sagt sie Sätze wie: „ Meine liebe kleine Socke, ich hab dich so vermisst.“ Dann schmust sie die Socke und mir wird ganz warm ums Herz. 

Die Große ist zwar schon etwas abgeklärter, aber nicht weniger einfühlsam. Dieses Jahr wollte sie dem Nikolaus Geld hinlegen, weil sie fand, es sei ganz schön teuer, wenn man so viele Geschenke kaufen müsse.

 

Lecker Schmaus für Nikolaus

Ich habe ihr erklärt, dass sie sich da keine Sorgen machen müsse. „Der Nikolaus ist mit einem IT-Start-Up ziemlich reich geworden und kann sich das schon leisten. Es reicht, wenn wir ihm Kekse und Kakao hinstellen.“ 
Da sagte die Große: „Okay, aber keine Kekse. Und kein Kakao. So wie der Nikolaus aussieht mag er lieber Schinkensandwich und ein Helles.“ 

Genau so wurde es gemacht. Und als die Kleinen schliefen, kam Papa Mate Klaus und stärkte sich mit Brot und Bier. Alles ruhte, alle schliefen, ich setzte mich im Schneidersitz vor die Stiefel, aß ein Stück, nahm einen Schluck und bereitete mich dann seelenruhig auf die weihnachtlichen Gespräche mit meinem Papa vor. Ommm, seine Worte werden durch meinen Gehörgang schweben wie zarte Schneeflocken durch eine stille Winternacht. Und wenn sie genug geschwebt sind, schmilzt sie die Liebe einfach dahin. Denn auf die kommt es doch jedem an – Weihnachten hin, Weihnachten her. 

 

Mate Tabula ist Autor, Texter und Geschichtenerzähler aus Germering bei München. Er hat ein Frau, zwei Töchter und eine Schilddrüsenunterfunktion. Mehr über ihn und sein Leben erfahrt ihr hier