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Es ist doch nur ein kleiner Klaps – Aggressionen gegen Kinder und wie man ihnen vorbeugt

Ein kleiner Klaps hat noch niemandem geschadet! Diese oder ähnliche Formulierungen werden gern aus der Mottenkiste geholt, wenn es darum geht, das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Wie genau sich Schläge auswirken, wird kontrovers diskutiert. Unstrittig ist jedoch, dass sie Auswirkungen haben. Doch was muss eigentlich passieren, bevor ein Kind geschlagen wird? Reicht als Gegenmittel die Überzeugung allein aus, dass Erziehung immer ohne physische Gewalt auskommen muss? Oder ist man selbst einfach irgendwann an einem Punkt, an dem man nicht mehr weiter weiß?

Kinder sind etwas Wundervolles! Sie bereichern unser Leben, sie geben uns oft eine völlig neue Einstellung zum Leben und sorgen dafür, dass wir nicht stehenbleiben, sondern uns weiterentwickeln. Wir sehen, wie sie größer werden, sich entwickeln und irgendwann ihre eigenen Wege gehen. Bis es soweit ist, vergeht jedoch viel Zeit. Auch Zeit, die an den elterlichen Nerven nicht spurlos vorübergeht. Denn so wundervoll Kinder auch sind, sie können das eigene Nervenkostüm auch bis aufs Äußerste strapazieren. Das ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt.
 

Die Faust in der Tasche

Spätestens, wenn Sie Kinder haben, die schon in der Pubertät sind, wissen Sie, dass der Nachwuchs Sie zur Weißglut bringen kann. Aber auch kleinere Kinder können die Toleranzgrenze ihrer Eltern mächtig auf die Probe stellen. Nur im Fernsehen gibt es Familien, die immer gut drauf sind, sich gegenseitig immer verstehen und das Wort „Krise“ aus ihrem Wortschatz einfach gestrichen haben. Im wirklichen Leben sieht die Sache anders aus. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Wenn Ihr Kind Sie so weit gebracht hat, dass Sie die Faust in der Tasche ballen, sollten Ihre Alarmglocken leuchten, denn dann stehen Sie womöglich kurz davor, die Hand gegen das eigene Kind zu erheben.

 

Der Schlag als Ausnahme?

Jeder Schlag, den ein Kind aushalten muss, ist ein Schlag zu viel. Doch Sie sind schon viel früher an einem kritischen Punkt, wenn Sie merken, dass sich Aggressionen in Ihnen anstauen. Sie können zu einem Verhalten führen, das schädlich auf Ihr Kind wirkt. Wenn Sie Ihr Kind regelmäßig anschreien, geht das auch nicht spurlos an ihm vorbei. Diese Form von psychischer Gewalt hat zum Teil ähnliche Folgen wie körperliche Züchtigung. Trotzdem stellt sich die Frage, ob Ihr Ausbruch eine einmalige Sache ist oder regelmäßig vorkommt. Aggressives Verhalten gegenüber Ihrem Kind ist nicht schön. Aber auch nicht verboten, denn wenn Menschen miteinander umgehen, kommt es immer auch zu Konflikten, auch mit dem eigenen Kind. Ihre Verantwortung ist jedoch viel größer als beim Umgang mit anderen Menschen. Falls Ihre Hand tatsächlich einmal „ausgerutscht“ ist, bedeutet das nicht das Ende der Welt. Aber einen Vertrauensverlust bei Ihrem Kind.

  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Ihr Verhalten. Aber rechtfertigen Sie sich nicht. So besteht immer die Gefahr, dass Ihr Kind letztlich mit dem Gefühl aus der Problematik herausgeht, dass es selbst schuld ist an Ihrem Fehlverhalten.
  • Achten Sie in der Folge darauf, ob Ihr Kind sich anders verhält, ob es ängstlich wirkt oder sich zurückzieht. Je nachdem, wie stark das Urvertrauen vorher ausgeprägt war, kann auch lautes Gebrülle oder sogar ein kleiner Schlag (weitgehend) folgenlos bleiben. Oder weitreichende Auswirkungen haben.

 

Runterfahren vor dem Hochkochen

So nervenaufreibend Erziehung auch sein kann, meist liegt es nicht am Kind, wenn Sie an einem Punkt angekommen sind, an dem Sie am liebsten explodieren würden. Denn auch wenn der Nachwuchs uns den letzten Nerv rauben kann, sind wir in aller Regel dennoch in der Lage, uns zu kontrollieren. Können wir das nicht mehr, liegt es vielleicht am eigenen Stress. Zu wenig Zeit, zu viele Sorgen im Beruf, finanzielle Verpflichtungen oder Ärger mit der Partnerin. Die Gründe sind vielfältig, doch oft können wir sie selbst beheben oder zumindest dafür sorgen, dass daraus keine Ungerechtigkeiten für unsere Kinder erwachsen. Ausreichend Zeit zum Entspannen gehört ganz sicher zu den einfachsten Maßnahmen, um der Erziehung besser gewachsen zu sein. Und auch wenn das nicht immer möglich scheint, ist es doch ganz wichtig, um im Umgang mit den Kindern souverän zu bleiben. Wenn Sie sich regelmäßig herunterfahren, kochen Sie nicht so schnell hoch.

 

Wenn nichts mehr geht

Häusliche Gewalt in Familien gibt es viel häufiger, als man glauben möchte. Und auch hier sind die Gründe an den unterschiedlichsten Baustellen zu suchen. Die größten Schwierigkeiten haben Familien, die nicht bereit sind, das Problem zu akzeptieren und der Meinung sind, sie müssten es alleine lösen. Natürlich gibt niemand gern zu, dass er überfordert ist und die Erziehung womöglich regelmäßig mit physischer oder psychischer Gewalt verbunden ist. Doch dieses Zugeben ist unumgänglich, wenn man etwas an der Situation ändern möchte. Denn so zwiespältig das auch klingen mag, viele Betroffene sind sich darüber bewusst, was für schlimme Schäden sie bei ihren Kindern anrichten. Aber sie trauen sich nicht, fremde Hilfe anzunehmen. Dieses Nichteinsehenwollen hat für die Kinder traumatische Konsequenzen, die womöglich unheilbare Folgen haben. Auch der eine kleine Klaps schadet dem Kind. Und jeder, der dazukommt, noch viel mehr.