© Monkey Business - Fotolia.com

Väter und Töchter – eine ganz besondere Beziehung

Der Vater ist der erste Mann im Leben einer Frau – und mit auch mit der wichtigste, prägt er doch ihr Bild von Männern im Allgemeinen und der Mann-Frau-Beziehung im Speziellen. Während die Mutter die emotionalen Bedürfnisse befriedigt, ist der Vater ein Testobjekt für jede Tochter: Wie komme ich bei Männern an?

Während die Mutter eine Identifikationsfigur und unbewusst auch eine Konkurrentin darstellt, ist der Vater ein Idol. Die Reibereien, die Söhne mit ihren Vätern haben, entfallen hier meist. Der Vater ist die erste große Liebe und er öffnet ihr das Fenster in eine Welt, die sie nicht kennt: Das Denken und Fühlen des Manns.

 

Töchter brauchen ihren Vater

Frauen, die ohne einen präsenten Vater aufgewachsen sind, suchen oft in jedem Mann nach ihm, ohne ihn jemals zu finden. Denn der Vater erfüllt wichtige Aufgaben im Leben eines Mädchens. Er führt sie aus der Welt der Emotionalität in die Ratio und zeigt ihr, dass man Situationen auch mit dem Verstand bewältigen kann. Der Vater ist der Beschützer im Rücken, auf den eine Tochter vertrauen kann und er ist auch ihr erster männlicher Bewunderer. Das gibt Selbstvertrauen, das sich auch in das erwachsene Selbstbild als Frau überträgt.

Ein Mann wie Papa

Die Partnerwahl einer Frau hängt immer mit ihrem Verhältnis zum Vater zusammen, denn jeder Mensch sucht unbewusst nach dem, was er kennt. Die Frau sucht nach einem Mann, der sie so behandelt, wie ihr Vater ihre Mutter oder auch sie selbst behandelt hat. Und wenn der Vater in der Kindheit gefehlt hat, weil er entweder gar nicht existent war oder seine Vaterrolle nicht erfüllt hat, dann wirkt sich auch dies auf die Auswahl der Beziehungspartner aus. Jeder Mann soll ihr das geben, was sie eigentlich von ihrem Vater hätte bekommen sollen: Anerkennung, Bewunderung, bedingungslose Liebe und Selbstvertrauen. Dies schafft oft enorme Probleme in Partnerschaften, da der Druck auf den Mann durch die Frau sehr groß wird.

Wenn die Beziehung zwischen Vater und Tochter gestört oder verletzt ist, dann prägt dies die Persönlichkeit und auch das emotionale Empfinden der Frau ungemein. Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe und sogar Lebensangst und Identitätsverlust können daraus entspringen. Töchter, die von ihren Vätern ständig unter Druck gesetzt worden sind, werden mitunter entweder zu knallharten Emanzen oder zu püppchenartigen Wesen, wenn sie gelernt haben, dass man Männer damit um den Finger wickeln kann. In der Pubertät suchen sich Töchter ohne Väter dann andere Männer, von denen sie sich Bestätigung erhoffen. Da wird geflirtet, was das Zeug hält – allerdings scheitert die Suche nach väterlicher Anerkennung garantiert, denn niemand kann den Vater ersetzen.

Töchter in der Pubertät

Eine schwierige Zeit beginnt, wenn die Tochter in die Pubertät kommt. Spätestens dann, wenn die Tochter erste weibliche Formen bekommt, ist Distanz angesagt. Diese entsteht zum Teil aus einem natürlichen Bedürfnis heraus, zum Teil aber auch durch eine starke Verunsicherung der Väter.: Das süße Kind sieht plötzlich aus wie eine Frau und benimmt sich vor allem auch so. Denn der Vater ist Übungsobjekt für die ersten Flirtversuche, Testperson dafür, wie die Tochter mit ihrer neuen Weiblichkeit bei Männern ankommt. Beim Vater fühlt sie sich sicher und kann sich dementsprechend hemmungslos ausprobieren.

Hinzu kommt, dass sich die Töchter mehr und mehr auch für Jungs interessieren. Stolz, Eifersucht und Angst vermischen sich und können dazu führen, dass selbst tolerante und großzügige Väter ihre Tochter plötzlich stark reglementieren – was Aussehen, Freiheiten und Freunde betrifft. Das Gefühl der Scham, das in der Pubertät zwischen Vater und Tochter entsteht, bringt Verwirrung für beide Seiten. Die ohnehin leicht verstörte Tochter fühlt sich vom Vater abgelehnt, der Vater wird durch die veränderte Situation meist ebenso mit seltsamen Gefühlen konfrontiert, Gespräche darüber sind selten möglich.

Väter dürfen sich jetzt nicht zurückziehen, sondern müssen Strategien entwickeln, um mit der veränderten Situation erwachsen und verantwortungsvoll umzugehen. Damit es nicht zu peinlichen oder unangenehmen Situationen kommt, können einige Umstrukturierungen im Familienleben und im Umgang miteinander sinnvoll sein:

  • Auch wenn Nacktheit bis jetzt in Ihrer Familie normal war, könnten ab jetzt Bademäntel angebracht seinwerden. Die meisten Mädchen wollen sich nicht nackt zeigen und vor allem auch den Vater nicht in seiner ganzen nackten Pracht sehen müssen.
  • Ist die Tochter im Bad und badet oder duscht, ist das Betreten für den Vater tabu.
  • Kuscheln ist natürlich nachwievor erlaubt, wenn sich alle damit wohl fühlen.

Achtsam müssen Väter auch besonders dann sein, wenn Freundinnen zu Besuch sind. Sperren Sie selbst das Badezimmer ab, wenn Ihre Tochter Besuch hat und Sie duschen oder baden und laufen Sie auch nicht nackt oder spärlich bekleidet durch die Wohnung. Denn was in Ihrer Familie vielleicht ganz unspektakulär ist, kann bei anderen komisch ankommen. Der Verdacht des sexuellen Missbrauchs ist dann nicht mehr weit.

Die Avancen Ihrer Tochter sollten Sie freundlich, aber konsequent ignorieren, soweit dies möglich ist. Wenn sie es übertreibt, sollten Sie das Gespräch suchen und Ihrer Tochter erklären, dass sie bestimmte Verhaltensweisen an iIhr nicht schätzen und tolerieren – ganz so, wie Sie es in anderen Bereichen auch tun würden. Was Sie auf keinen Fall tun sollten, ist Sprüche wie folgenden einsetzen: „„Ja, junge Dame, Du siehst gut aus, aber ich bin der falsche Adressat. Und ganz abgesehen davon hast du es mit dem Makeup übertrieben“. Damit weisen Sie Ihre Tochter unnötig zurück und vermitteln iIhr gleichzeitig, dass Sie Kritik an Ihr bzw. Ihrem Aussehen üben. Teenager in diesem Alter sind sehr empfindlich und unnötige Spitzen sollten Sie deshalb vermeiden. Es ist sogar ausgesprochen wichtig, dass eine Tochter in dieser Phase von iIhrem Vater als hübsch empfunden wird, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Komplimente schaden keinesfalls.

Gibt es ein „Problem“, sollten Sie es ganz klar ansprechen. Sagen Sie Ihrer Tochter, dass Sie sie lieben, dass Sie aber Ihr Vater sind und keiner der Jungs aus Ihrer Klasse; dass es Grenzen gibt, die Sie nicht überschritten sehen wollen – Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, die väterliche Autorität ausüben, aber bitte immer respekt- und liebevoll.

Bleiben Sie ganz ruhig – auch das ist nur eine Phase wie alle anderen im Leben Ihres Kindes auch. Ein lockerer aber wacher Umgang mit der neuen Situation lässt Ruhe und Frieden einkehren. Nach einer Weile haben sich alle daran gewöhnt und Sie und Ihre Tochter haben einen neuen und angemessenen Umgang miteinander gefunden.

Denken Sie immer daran: im Leben Ihrer Tochter wird es einige Männer geben, die sie prägen: Lehrer, Freunde, Geliebte, einen Ehemann. Lediglich ein Fixpunkt bleibt stets bestehen: Sie, Ihr Vater

Zum Weiterlesen:
http://www.optikur.de/psychologie/gesellschaft/familie/vater-tochter/
http://eltern.t-online.de/pubertaet-probleme-in-der-vater-tochter-beziehung/id_20478030/index
 

Hier geht es übrigens zum entsprechenden Artikel über Väter und ihre Söhne...