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Psychische Auffälligkeiten bei Kindern – was kann es sein?

Kinder machen im Laufe ihrer Entwicklung verschiedene Phasen durch und wirken mehr als einmal auf Eltern reichlich „seltsam“. Meist handelt es sich tatsächlich nur um eine problematische Phase, die auch wieder vergeht. Es gibt allerdings Warnzeichen, die auf eine tatsächliche Störung hinweisen können.

Grundsätzlich gibt die Dauer einer Auffälligkeit Aufschluss darüber, ob es sich dabei eventuell um eine psychische Störung handelt. Dauert seltsames oder problematisches Verhalten über einen längeren Zeitraum an, kann dies ein erster Hinweis sein. Erscheint Ihnen Ihr Kind ungewöhnlich und entsteht dadurch ein Leidensdruck bei Ihnen wie beim Kind, wird es Zeit für professionelle Unterstützung.

 

Angststörungen

Allgemein sind Ängste bei Kindern, speziell in wahrgenommenen Gefahrensituationen, nicht ungewöhnlich. Wenn die Angst ein übersteigertes Ausmaß annimmt und sich zum Beispiel in dauerhaft starker Trennungsangst, Phobien oder Panikattacken äußern oder sogar zu einer generellen Angststörung werden und dies über Monate anhält, besteht Handlungsbedarf.

In Deutschland sind laut Erhebungen des Robert-Koch-Instituts (BELLA-Studie) etwa 10 % der Kinder und Jugendlichen von Angststörungen betroffen. Damit gehört diese psychische Auffälligkeit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.

 

ADHS

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) gehört wohl zu den bekanntesten psychischen Auffälligkeiten im Kindesalter. Als Kernsymptome werden

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen,
  • Impulsivität,
  • große Unruhe

definiert. Auch hier gilt: nicht jedes lebhafte und unkonzentrierte Kind leidet gleich an ADHS. Der Unterschied liegt im Ausmaß der Symptome, Jungen sind dabei 3- bis 6-mal häufiger betroffen als Mädchen. Dies kann allerdings auch an einer erhöhten Dunkelziffer liegen, da sich ADHS bei Mädchen oft in Form von übermäßiger Verträumtheit, aber ohne die körperlichen Symptome äußert. 

 

Autismus-Störungen

Autismus-Störungen zeigen sich durch ein reduziertes Interesse an Sozialkontakten, einem schwachen Verständnis für soziale Situationen und stereotype Verhaltensweisen oder eingeschränkte Interessen. Gerade beim frühkindlichen Autismus kommt es zu Besonderheiten und Verzögerungen in der Sprachentwicklung, Probleme bei der Sauberkeitsentwicklung oder einer Störung im Schmerzempfinden. In ihrer Ausprägung können diese Symptome mehr oder weniger stark vorkommen, eine Heilung gibt es bislang nicht.

 

Depression

Welche Symptome eine Depression bei Kindern zeigt, hängt vom Alter ab. Bei Kindern bis zu 6 Jahren kommt es häufig zu gesteigerter Ängstlichkeit, körperlichen Beschwerden oder Verhaltensproblemen. Ältere Kinder zeigen wenig Selbstwertgefühl und generelle Gleichgültigkeit. Wechseln die Zustände zwischen depressiver und extrem guter Stimmung, kann eine bipolare Störung (früher manisch-depressiv) vorliegen. Unbehandelt können Depressionen starke Auswirkungen haben und sogar bis zum Suizid führen.

 

Essstörungen

Leiden Kinder und Jugendliche an Essstörungen, sind verschiedene Formen möglich, zum Beispiel Magersuch, Ess-Brechsucht (Bulimie) oder übermäßig maßloses Essen (Binge Eating Disorder). Essstörungen liegen meist tiefliegende psychische Probleme zugrunde, unbehandelt kann nicht nur die Seele, sondern auch der Körper Schaden nehmen. Ab der Pubertät liegt der Anteil an essgestörten Mädchen über dem von Jungen.

 

Schulphobie

Verweigert oder schwänzt Ihr Kind häufig die Schule, kann das verschiedene Ursachen haben. Einen einheitlichen Befund gibt es für diese psychische Auffälligkeit nicht. Meist liegt der Grund in einer Überforderung oder Angst, der das Kind mit diesem Verhalten ausweichen will. Hier gilt es, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Schulangst kann auch eine Folge von Angststörungen, Störungen im Sozialverhalten oder Depressionen sein. 

 

Störungen im Sozialverhalten

Aggression und asoziales Halten gehen mit Grausamkeit, Destruktivität oder Wutausbrüchen einher. Dauert die Störung im Sozialverhalten längerfristig an, ist eine Behandlung nötig. Früh erkannte Störungen in diesem Bereich sind gut behandelbar. Kinder, die das dissoziale Verhalten bereits vor dem 10. Lebensjahr aufweisen, haben eine schlechtere Prognose auf Besserung bzw. Heilung als ältere Kinder.

 

Wer kann helfen?

Eltern denken häufig zu lange, dass Sie mir Ihrem auffälligen Kind selbst zurechtkommen und sich das Problem schon von selbst legen wird. Doch gerade dann, wenn die Belastung deutlich steigt, sollten Sie handeln. Erster Ansprechpartner bei Auffälligkeiten ist der Kinderarzt. Dieser übernimmt dann die weiteren Schritte und überweist Ihr Kind an einen Kinderpsychologen oder -psychiater, je nach Art der Störung können Familientherapien oder andere Therapieformen helfen.