Kindern bereichern das Leben ihrer Eltern auf vielfältige Weise, keine Frage. Ein Vater stellt sich jedoch nach der Lektüre zur Entwicklung der Elternrolle, die Frage, wo denn der Spaß bei der ganzen Sache bleibt. Hat man als Elternteil noch Spaß? Das kommt auf die Definition an …
Eltern sein – viele Freuden, aber kein Spaß?
Meine Frau las vor kurzem ein amerikanisches Erziehungsbuch mit dem Titel „All Joy and No Fun: The Paradox of Modern Parenthood“ (vage übersetzt: Rundum Freude, aber kein Spaß: Das Paradox moderner Elternschaft). Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie Kinder das Leben ihrer Eltern zum einen bereichern und zum andern aus den Fugen werfen – und zwar in Bereichen wie Partnerschaft, Beruf, Verhalten, Freizeitaktivitäten, Freundschaften, sowie der Wahrnehmung von sich selbst und der Umwelt. Unter anderem stellt die Autorin fest, dass sich die Elternrollen in den letzten Jahrzenten drastisch verändert haben, viel komplexer und weniger klar als früher geworden sind.
Je länger ich darüber nachdachte, desto passender fand ich den Titel des Buches. Füllen Kinder uns Eltern nicht mit Freude aus? Und bleibt der Spaß nicht häufig auf der Strecke?
Der Unterschied zwischen Freude und Spaß
Um mein Bauchgefühl zu bestätigen sah ich mal bei Wikipedia nach, was dort zum Thema „Freude“ und „Spaß“ steht.
Laut Wikipedia ist Freude eine „Beglückung“, ein „Frohgefühl“. Ein tiefes Gefühl also, das länger anhält und einen trägt. Keine Frage, Kinder geben ihren Eltern eine solche „Beglückung“, eine solche Freude – oft ganz einfach dadurch, dass es sie gibt. Der Sinn oder die Richtung, den sie dem Leben ihrer Eltern geben, zum Beispiel. Der Stolz, den Eltern für ihr Kind und seine Entwicklung empfinden oder auch die Liebe, die sie zum Kind empfinden und die sie ausfüllt.
Spaß wird dagegen als „Zerstreuung, Zeitvertreib, Vergnügen“ definiert. Also etwas Persönliches, oft Egoistisches, Sinnloses, mit dem man sich die Zeit vertreibt. Zeit jedoch ist etwas, was Eltern nach der Geburt ihres Kindes nun nicht mehr im Übermaß haben, ganz im Gegenteil. Um diese Zeit, die man sich mit „Spaß“ vertreiben kann, muss man als Eltern kämpfen. Gerade die Zeit als Paar ist nur schwer zu finden und man muss sie sich mit Hilfe von Babysittern und Großeltern schaffen.
Als Elternteil bestimmt man nicht mehr frei über seine Zeit – oder sein Leben
Es ist nun einmal so, dass man als Eltern einen guten Teil seiner persönlichen Selbstbestimmung aufgibt. Der größte Teil der „freien Zeit“ (also der, die nicht mit Gelderwerb oder Haushalt verbracht wird) dreht sich um das Kind. Dessen Möglichkeiten und Bedürfnisse begrenzen das, was man tun kann. Somit steht man nicht mehr im Mittelpunkt des eigenen Lebens – zumindest nicht mehr unangefochten. Dessen muss man sich als Elternteil klar werden und man muss es bis zu einem gewissen Grad akzeptieren. Man tauscht dies gegen die schönen Seiten des Eltern-seins ein.
Nicht von ungefähr haben verschiedene Studien festgestellt, dass Paare mit Kindern nicht selbstverständlich glücklicher sind als kinderlose. Grund dafür sind die Opfer, die Eltern für ihre Kinder bringen.
Kinder verlangen ihren Eltern extrem viel ab – gerade in den ersten Jahren. Der Stress, permanent für das Kind da zu sein, der Druck, alles richtig zu machen, die Sorge, ob es dem Kind gut geht und es sich richtig entwickelt, die Angst vor den Dingen, die alle passieren könnten. Das alles ohne freie Tage, unter Schlafentzug und für „Gotteslohn“. Wäre Elternschaft ein Job, dann würde es auf die Jobbeschreibung hin wenige Bewerbungen geben (hier ein cooles Video, in dem Bewerber mit der Stellenbeschreibung einer Mutter konfrontiert werden).
Wie also kann man all diesen Anforderungen als Elternteil begegnen?
Auch in dem oben genannten Buch wird der Druck, der auf den Eltern von heute lastet, zum Thema gemacht. Dieser Druck kommt zum Teil von außen, zu einem eher noch größeren Teil setzen sich Eltern jedoch selbst unter Stress.
Ein möglicher Weg, dem zu entkommen, kann eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit dem Kind sein. Die perfekten Eltern gibt es nicht, jeder macht Fehler – oft, ohne es zu wissen – und wir alle haben physische und psychische Grenzen. Eltern sollten sich regelmäßig versichern, dass sie ihren Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen nachkommen und sich so gut, wie sie es können, um ihr Kind kümmern. Mehr kann man nicht erwarten. Auch etwas mehr Vertrauen in das eigene Bauchgefühl für das, was dem eigenen Kind gut tut, ist meist nicht schlecht.
Darüber hinaus sollten Eltern sich regelmäßig kleine Inseln der Erholung gönnen – auch, wenn sie sich diese erkämpfen müssen. Hierbei ist Zeit außer Haus – ganz ohne Kind – wichtig. In Absprache mit dem Partner bzw. der Partnerin sollte man diese Auszeiten finden.
Auch Zeit als Paar – auch hier ganz ohne Kind – ist hin und wieder sehr wichtig. Ein Kind verändert die Beziehung sehr und die Partnerschaft muss ab und zu „re-bootet“ werden.
Zum Abschluss ein paar Worte des Trostes
Ja, Eltern haben weniger Zeit für persönlichen Spaß. Aber die Freuden bleiben – ein Leben lang. Kinder – und die Zeit, die man mit ihnen verbringt – sind eine Investition in die Zukunft, vor allem in die eigene. Denn aus den gemeinsamen Erlebnissen werden Erinnerungen. Der Druck, der Stress, die Anstrengungen vergehen, aber die Kinder und die Freude an ihnen bleiben bestehen.