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Vom Vor-Papa zum Voll-Papa – ein Leben im Wandel

Mit den Kindern verändert sich für Eltern vieles – zum Beispiel auch die Bedeutung von Wörtern wie „Wochenende“, „Urlaub“ oder „Stille“, die in der Vor-Kinder-Zeit allesamt für Entspannung standen. Doch bei allem Stress, den Kinder so mit sich bringen, stellt Autor Andreas Clevert fest – man würde es doch gar nicht anders haben wollen, oder?

In grauer Vorzeit, da gab es ein Leben als Vor-Papa. Vor-Papas sind ganz normale junge Erwachsene, die sich im Leben nur mit sich selbst beschäftigen. Und der irrigen Meinung sind, sie hätten keine Zeit und hetzten durchs Leben. *Lach*

 

Ich kann mich an meine Vor-Papa-Zeit kaum mehr erinnern. Märchenhaft kommt es mir vor, unwirklich, das kinderlose Leben damals. Wörter wie ‚Wochenende‘ und ‚Urlaub‘ hatten noch einen verführerischen Klang - nach Entspannung, Stille.

„Stille“ und „Urlaub“ standen früher einmal für Entspannung

Stille. Gutes Beispiel. Heutzutage ist ‚Stille‘ ein Alarmzeichen. Krakeelten die Kinder gerade noch herum -  dumpfer Ton und plötzliche Ruhe. Meist sollte man dann schon mit einem ‚cool pack‘ angelaufen kommen. Beulen werden dadurch wirklich nicht so groß.

Urlaub. Wenn sich nicht einer gerade speziell in Kinderanimation verliebt hat, ist dies ja immer noch die Periode im Jahr, wo die Familie die allermeiste Zeit gemeinsam verbringt. Gerne, ja. Aber mit Urlaub in der Definition der Vor-Papa-Zeit hat das eigentlich nichts mehr zu tun. Ja, ok. ‚Abenteuerurlaub‘, ‚Aktivurlaub‘, diese Varianten aus der grauen Vorzeit überlappen sich schon mal mit heutigen Papaerlebnissen.
War das Abenteuer damals ein Trecking-Trail am Steilhang, ist es heute, Sprössling Nr.2 vom Baum runterzuholen. Der Thrill ist in beiden Fällen da, glauben Sie es mir.

Im damaligen Aktivurlaub sind Sie auch früh aufgestanden, eine Runde am morgendlichen Strand entlang gejoggt und dann das leckere Müsli vorbereitet. Heute stehen Sie auch früh auf. Mag sein, dass der Nachwuchs an Ihrem Bett steht und sagt: „Ich kann nicht mehr schlafen.“ Oder Ihre Frau knufft Sie im Zeltschlafsack an und sagt: „Hej, der Kleine ist weg!“ Wow,  so schnell sind Sie damals nicht am Strand entlanggejoggt, wie Sie jetzt die Strecke nach Ihrem Kleinen absuchen. Verspreche ich Ihnen. Und Müsli bereiten Sie heute immer noch liebevoll vor. Mit frisch geschnittenem Obst. Für alle. Wenn Sie sich endlich ans Müslischlabbern machen wollen, sind allerdings alle anderen schon fertig. Frühstück ist durch für heute.

Es geht auch anders, aber …

Aber seien wir doch ehrlich, manche dieser Vor-Papas sind irgendwie in dieser Zeit stehen geblieben und nie Papas geworden. Statt grauer Vorzeit jetzt graue Schläfen. Über jugendlich-modischen Jeans wölbt sich der Bauchansatz. Die Falten kommen von der Sonne (oder Sonnenbank), die Freizeitbeschäftigung ist die hingebungsvolle Pflege des Weinkellers. Und hetzen immer noch dem Sinn des Lebens hinterher.

Ehrlich, wollen wir Papas doch nicht, oder?

 

zum Autor:
Andreas Clevert, Jahrgang 1970, ursprünglich aus Esslingen stammend, lebt mit seiner spanischen Frau und seinen drei Jungs/Söhnen  (*2008, *2010 und *2013) in Bonn. Mehr von seinen Erlebnissen lesen Sie unter www.vaterdasein.wordpress.com