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Bauchschläfer – Eine schwere Lage für Eltern

Für Eltern ist es sehr erfreulich, wenn sich das Baby das erste Mal selbst auf den Bauch dreht. Denn diese Drehung ist der erste Schritt zum Krabbeln, was wiederum eine Vorstufe vom Laufen ist. Doch haben kleine Kinder den Dreh raus, ist das für viele Eltern auch ein Grund zur Sorge. Denn die Bauchlage steht unter dringendem Verdacht, eine Ursache für plötzlichen Kindstod zu sein.

Es gibt viele Fakten, um die sich fast schon mystische Legenden ranken, wenn es um Babys, ihre Krankheiten und ihr Verhalten geht. Macht Daumenlutschen später die Zähne krumm? Können Kinder vom Schnuller abhängig werden? Und so weiter und sofort.

 

Auch die kleinen Bauchschläfer sind ein solcher Fall. Hier ist die Frage: Besteht für Bauchschläfer eine erhöhte Gefahr, an plötzlichem Kindstod zu sterben? Kurz gesagt, Bauchschläfer sind nicht grundsätzlich lebensgefährdet. Kleine Babys, die gerade gelernt haben, sich selbstständig auf den Bauch zu drehen tun das auch im Schlaf, dagegen können Sie als Eltern nichts ausrichten. Aber Sie können dem Kind eine Umwelt schaffen, in dem Bauchschlafen weniger Gefahren birgt.

 

Keine Panik wenn Ihr Kind sich dreht

Der plötzliche Kindstod ist eine tragische Diagnose, für die Ärzte oft keine dedizierte Erklärung haben und die sie erst nach einer Reihe umfassender Untersuchungen stellen. Dabei ist keine Krankheit, Verletzung oder vererbliche Ursache für den Tod des Kindes verantwortlich zu machen. Der plötzliche Kindstod kann leider jedes Kind erwischen und so jede Familie unerwartet treffen. Ursachen sind neben einer ungünstigen Schlafposition auch rauchende Eltern oder Überhitzung des Kindes.

Obwohl Bauschschlafen also keine Todesursache ist, ist die Schlaflage trotzdem ein Risikofaktor. Rund 200 Kinder sterben in Deutschland tatsächlich, weil sie sich nicht selbst wieder auf den Rücken drehen können. Bevor Sie jetzt aber anfangen, Ihr Kind am Bett festzuzurren oder es in der Nacht zu überwachen, stellen Sie fest, ob Ihr Kind zu einer gefährdeten Gruppe gehört. Das sind zum Beispiel früh geborene Kinder, Mehrlingsgeburten oder Kinder mit vielen älteren Geschwistern. Auch wenn bereits Geschwister an plötzlichem Kindstod verstorben sind, besteht ein erhöhtes Risiko.
Auch Kinder, die im Schlaf stark schwitzen oder erblassen oder deren Arme und Beine erblauen sind verstärkt gefährdet, an plötzlichem Säuglingstod zu sterben.

Doch auch ohne diese Vorzeichen und unabhängig von Umgebung und gesellschaftlicher Gruppe kann der plötzliche Kindstod auftreten.
Der Knackpunkt scheint, so vermuten Ärzte und Forscher, also die Schlafzeit zu sein, denn meist geschieht das furchtbare Ereignis zur Schlafenszeit, weswegen die Bauchschschläfer als besonders gefährdet gelten. Gerade, wenn die Bauchdrehung eine neuerlernte Fähigkeit des Babys ist, es aber den Rückweg noch nicht kennt, kann das besorgniserregend sein, da das Baby dann mit dem Gesicht nach unten schläft und die Luftzufuhr gestört sein kann.

 

Wie kann man dem kleinen Bauchschläfer helfen?

Eltern hören, lesen und sehen viel über die furchtbare Todesursache, die Familien immer völlig unvorbereitet trifft und lassen sich daher viele Gegenmaßnahmen gegen den Tod im Schlaf einfallen. Sie errichten wahre Festungen aus Kuscheltieren, Kissen und Rollen im Kinderbettchen, stehen mehrmals pro Nacht auf um nach dem Kind zu sehen oder schlafen gar nicht.
Das Kind dreht sich so oder so um, auch wenn Sie es überall mit Hindernissen ummauern. Wichtig ist dann aber, dass eben nicht unnötig viele Stofftiere und Kissen im Bettchen liegen, in denen das Baby seinen Kopf vergraben und somit Atemprobleme bekommen kann. Diese Maßnahme ist also eher kontraproduktiv.

Auch das regelmäßige Aufstehen bringt nicht den erhofften Erfolg, sondern hält Sie nur vom Schlaf ab. Und Ihr Baby wird sich ohnehin wieder umdrehen, Sie werden es nicht verhindern. Holen Sie Ihr Kind in Ihr Schlafzimmer - der ideale Schlafplatz ist im eigenen Bettchen, im Elternschlafzimmer. So haben Sie Ihr Kind in der Nähe und hören, wenn etwas nicht stimmt.

 

Lieber Training statt Sorgen

Zur Vorbeugung trainieren Sie mit Ihrem Kind: Legen Sie Ihr Kind konsequent auf den Rücken, wenn Sie es ins Bett legen, so entsteht Vertrautheit mit der Position. Am Tage können Sie das wichtige Training spielerisch in den Tagesablauf einbauen, indem Sie das Kind schon früh mit der Bauchlage vertraut machen. Legen Sie dazu Ihr Kind im zweiten oder dritten Monat öfter auf den Bauch und lassen Sie es seine Rücken-, Arm- und Bauchmuskeln trainieren.
So lernt das Kind, sich besser abzustützen und irgendwann, durchschnittlich zwischen dem fünften und neunten Monat, werden Sie beobachten, wie Ihr Kind dann auch den Rückdreh raus hat.

Seien Sie also nicht panisch oder verfallen in Angst, wenn Sie Ihren Säugling das erste Mal auf dem Bauch liegen sehen. Der Mythos um die großen Gefahren des Bauchschlafens kann ganz leicht entzaubert werden, wenn Sie stets an eines denken: Dass Ihr Kind der plötzliche Kindstod ereilt, ist sehr sehr unwahrscheinlich (2005 lag das Risiko bei 0,04%). Mit einem guten Training und einem adäquaten Schlafplatz können Sie das Risiko für Ihren kleinen Bauchschläfer ganz erheblich weiter vermindern. Nach dem ersten Geburtstag sinkt die Gefahr des plötzlichen Kindstodes deutlich – je nach Studie treten „nur“ 2-6% der Todesfälle nach dem ersten Geburtstag. Und dann können auch Sie hoffentlich langsam wieder besser schlafen!