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Wenn Kinder nicht schlafen können

Gehst du oder geh ich? In ungefähr 25% aller frischgebackenen Familien stellt sich diese Frage ein oder vielleicht auch mehrmals pro Nacht. Das Baby schläft schlecht oder gar nicht, wacht nachts mehrmals auf und treibt seine Eltern an den Rand der Erschöpfung.

Unendlich viele Theorien versuchen zu erklären, warum ein Baby nachts nicht schläft. Genauso viele Methoden für die Lösung des Problems werden angeboten. Ob und was hilft, können die Eltern nur durch stetes Ausprobieren feststellen. Bei älteren Kindern kann nach Streßfaktoren und belastenden Situationen gesucht werden. Manchmal sind Schlafstörungen dann auch nur noch eine schlechte Angewohnheit, die sich mit einiger liebevoller Konsequenz auch wieder abgewöhnen lässt. Allerdings sollten organische Ursachen immer ausgeschlossen werden.

 

Organische Ursache

KISS-Syndrom
Das KISS-Syndrom ist eine Fehlstellung der Halswirbelsäule beim Säugling. Neben Symptomen wie Unruhe, häufiges Schreien und Problemen beim Trinken können auch Schlafstörungen auftreten.
http://www.medizinfo.de/kinder/probleme/kiss.htm

 

Atemprobleme
Atemprobleme können verschiedene Ursachen, wie zum Beispiel eine zu weiche Rachenmuskulatur, eine vorliegende Tonsillenhypertrophie (vergrößerte Mandeln) oder Nasenpolypen. Wird nachts die Luft knapp, wachen die Kinder dann auf.

Chronische Mittelohrentzündung
Die Entzündung tritt in wiederkehrenden Schüben auf und verursacht starke Ohrenschmerzen, die das Kind am Schlafen hindern.

Wachstumsschmerzen
Diese Beschwerden können im Alter von ein bis zwei Jahren auftreten und bis zur Pubertät anhalten. Die Kinder haben Schmerzen in den Beinen, die sie nachts wecken.
Lassen Sie mögliche organische Probleme unbedingt vom Kinderarzt abklären.

Was hilft, wenn es keine Krankheit ist?

Sind organische Ursachen ausgeschlossen, muss man die verschiedenen Möglichkeiten testen, um das Kind zum Ein- und Durchschlafen zu bewegen. Hat man eine wirksame Methode gefunden, gibt es leider keinerlei Garantie, dass sie langfristig funktioniert. Was heute noch wunderbar klappt, kann morgen schon erfolglos sein.

Rituale und Rhythmus
Säuglinge müssen sich erst in der Welt zurechtfinden. Ein Neugeborenes schläft zwischen 16 und 18 Stunden pro Tag und gerade in den ersten Lebensmonaten kann der Rhythmus noch nicht zum Tag-/Nachtrhythmus passen. Dies sollte sich allerdings spätestens bis zum sechsten Lebensmonat eingependelt haben. Um Ihr Kind dabei zu unterstützen, hilft ein regelmäßiger Tagesrhythmus mit stabilen (wenn auch nicht starren) Essens- und Schlafenszeiten. Das abendliche ins Bett bringen sollte sobald wie möglich zum gleichen Zeitpunkt stattfinden und vom immer gleichen Ritual begleitet werden. Dies hilft den Kleinsten, sich zu orientieren. Rituale werden für ältere Kinder immer wichtiger. Wird das abendliche Ritual immer auf die gleiche Art und Weise vollzogen, sind die Kinder sozusagen programmiert und schlafen nach der Gute-Nacht-Geschichte oder dem Schlaflied schnell ein und vor allem auch durch.

Konzepte zum Abgewöhnen
Manchmal kommt es bei älteren Kindern vor, dass die nächtliche Unruhe nicht wirklich einem Bedürfnis entspringt, sondern eine schlechte Angewohnheit oder sogar ein Machtkampf ist. Hier hilft liebevolle Konsequenz. Psychologen, Erziehungswissenschaftler und Eltern haben verschiedene Methoden entwickelt, mit denen man einem Kind beibringen kann, zu akzeptieren, dass die Nacht zum Schlafen da ist. Die populärste Methode wird wohl in dem Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" (Ferber-Methode) dargestellt. Wer sich dafür entscheiden möchte, sein Kind "nach Plan" schreien zu lassen, dem kann dieses Buch sicher eine gute Hilfe sein. Sanftere Methoden vermittelt zum Beispiel „Das sanfte Schlafprogramm nach Dr. Jay Gordon“, der im Übrigen ausdrücklich betont, dass Schlafprogramme niemals bei Kindern unter einem Jahr angewandt werden sollen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Ferber-Methode, allerdings wird das Kind dabei nicht allein zurückgelassen. Das Grundprinzip hierbei ist vielmehr, dem Kind einerseits zu vermitteln, dass es nicht verlassen wurde. Andererseits wird aber auch deutlich gemacht, welches Verhalten erwünscht ist: Das Kind soll die Nacht allein in seinem Bett verbringen – schlafend.

Unkonventionelle Methoden für Säuglinge
Wer am Rande der Verzweiflung ist, greift auch zu unkonventionellen Methoden. Eine davon ist das sogenannte Pucken. Dabeit wird der Säugling sehr fest und stramm in ein Tuch eingeschlagen, so dass er sich nicht mehr bewegen kann. Die meisten Babys mögen das Gefühl des eng Umschlossenseins, da sie es noch aus dem Mutterleib kennen. Weiterer Vorteil ist, dass die Säuglinge sich durch ihr Zappeln nicht selbst wieder wecken können. Manche Babys schlafen wunderbar im Auto – wenn es fährt oder im Kinderwagen. Vielleicht hilft auch die Wiege neben dem Elternbett, die die ganze Nacht von Mama oder Papa angestupst wird. Für ganz verzweifelte Eltern bietet sich eine elektrisch betriebene Wippe oder Schaukel an. Versuchen Sie, was Ihnen einfällt und schrecken Sie auch vor den seltsamsten Versuchen nicht zurück – hier heiligt der Zweck die Mittel. Hauptsache, es hilft.
http://www.pucken-info.de/

 

Hilfe von außen - Sozialpädiatrische Zentren

Wenn nichts hilft, dann gibt es als letzte Möglichkeit für hilfesuchende Eltern noch die sozialpädiatrischen Zentren, umgangssprachlich auch Schreiambulanzen genannt. Hier arbeiten Kinderärzte, Physiotherapeuten und Psychologen zusammen, um Kinder bis zu drei Jahren zu behandeln, die von sogenannten Regulationsstörungen betroffen sind. Bei Bedarf werden auch die Eltern psychologisch beraten. Die Erfolgsquote in solchen Zentren ist gut und rechtzeitig behandelte frühkindliche Regulations- und Beziehungsstörungen haben eine gute Prognose. Fragen Sie Ihren Kinderarzt nach dieser Möglichkeit.
 

Und wenn nichts hilft?

Beim Umgang mit dem schlaflosen Kind müssen alle Beteiligten herausfinden, wie sie sich am besten mit der anstrengenden Situation arrangieren können. Manche Familien entscheiden sich dafür, das Kind nachts schreien zu lassen – diese Methode ist sicherlich nicht geeignet, um das Kind gut auf das Leben vorzubereiten. Andere Eltern nehmen den unruhigen Sprössling mit ins Familienbett und schlafen meist erheblich ruhiger. Alternativ kann ein Elternteil mit dem Kind nachts ins Kinderzimmer umziehen. All diese Maßnahmen sind wahrscheinlich erfolgreich, da ein Säugling oder Kleinkind, das nachts seine Eltern einfordert, ein Bedürfnis hat.

Wer mit seinem Kind aufmerksam umgeht, wird wissen, dass kindliche Bedürfnisse, die nachhaltig gestillt werden, irgendwann von ganz allein verschwinden. Diese Erkenntnis hilft manchmal, auch schwierige Zeiten mit dem geliebten Quälgeist zu überstehen.