Freundschaften unter Eltern haben einen ganz eigenen Charakter – man kommt schnell ins Gespräch, gibt sich gegenseitig Tipps und wenn man sich gut versteht, dann verabredet man sich für ein Spieltreffen der Kinder. Diese Freundschaften bringen für alle Beteiligten Vorteile. Daher macht es für Eltern Sinn, früh ein Netzwerk zu knüpfen.
Elternfreundschaften – wie, warum und woran man denken sollte
Ich kann es ganz offen sagen – als ich Vater wurde habe ich mich nicht auf den engen Kontakt zu anderen Eltern gefreut. Ich habe keinen Spaß an Small-Talk, habe wenige gute Freunde und darüber hinaus suche ich mir die Leute, mit denen ich meine Freizeit verbringe, sehr gut aus. Nun wird meine große Tochter 4 Jahre alt und ich muss zugeben, dass ich von Elternfreundschaften generell sehr positiv überrascht wurde. Das liegt auch daran, dass Elternfreundschaften ihre eigenen Regeln haben.
Eltern sind eine Schicksalsgemeinschaft – daher findet man schnell ein Gesprächsthema
Eltern mit Kindern in annähernd gleichem Alter haben meist ähnliche Probleme und die gleichen Freuden. So kommt man über die Kinder sehr schnell ins Gespräch – eine kurze Frage nach dem Alter und dem Namen und schon redet man über Themen, die einen wirklich betreffen. Dabei ist es egal, ob der Gegenüber ein Mann oder eine Frau ist – noch nie bin ich so problemlos mit dem anderen Geschlecht ins Gespräch gekommen wie in Begleitung meiner Kinder. Man weiß, dass die Unterhaltung normalerweise harmlos ist und sich in der Regel ausschließlich um das Thema Kinder und das (Über-)Leben mit ihnen dreht – und hier sind alle in derselben Schicksalsgemeinschaft.
Wie beim Dating unter Teenagern – viel kann, nichts muss passieren
Ob aus einer solchen Unterhaltung „mehr“ wird, das ergibt sich meist mit der Zeit. Dabei funktionieren Elternfreundschaften nach der Devise „viel kann, nichts muss“. Ob es bei einem kurzen Smalltalk bleibt, ob man sich Tipps gibt oder sich in Zukunft informiert, wann wo ein Kinderflohmarkt oder ähnliches stattfindet, darüber entscheidet die gegenseitige Sympathie. Das Ganze ist wie beim Dating unter Teenagern – geht man miteinander den nächsten Schritt? Geht man mit dem anderen nach Hause und veranstaltet dort ein Playdate für die Kinder? Gerade bei kleineren Kindern haben die Eltern hier die Zügel noch in der Hand und können entscheiden, mit wem man sich trifft. Wenn das gut läuft, dann schön, wenn nicht, dann bleibt es beim Smalltalk auf dem Spielplatz und niemand ist böse darüber. In dem Fall hat es eben nicht gepasst.
Warum Elternfreundschaften so wichtig sind
Sich mit anderen Eltern zu vernetzen macht viel Sinn:
- Ob es nur die Rückversicherung ist, dass andere Eltern ähnliche Probleme mit ihren Kindern haben oder man wirklich brauchbare Tipps für die Bewältigung der jeweiligen Phase erhält – der Austausch mit anderen in derselben Situation tut einfach gut.
- Über andere Eltern erfährt man viel über Flohmärkte, empfehlenswerte Produkte, gute Einkaufsmöglichkeiten oder Unternehmungen, die man selbst mit den Kindern machen könnte. Dazu ist der Austausch über Kinderkrippen und Kindergärten und deren Qualität nicht zu unterschätzen.
- Die Mitglieder der Schicksalsgemeinschaft „Eltern“ sind untereinander sehr hilfreich. Gerne wird Kleidung, die dem eigenen Kind nicht mehr passt, für kleines Geld weitergegeben oder verliehen. Ihr Kind braucht eine Skiausrüstung für den Winterurlaub? So etwas verleihen Eltern untereinander gerne, wenn man es gerade nicht selbst braucht. Auf diese Weise kann man einiges an Geld sparen.
- Bei den ersten Spieltreffen von Kindern werden Sie merken, dass es oft viel einfacher ist, zwei Kinder, die gut miteinander spielen, zu beaufsichtigen als eines, das sich selbst beschäftigen soll. So kann man als Elternteil des Gastkindes häufig nach einer gewissen Zeit wieder gehen und etwas erledigen.
- Gerade in Notfällen ist das Elternnetzwerk unbezahlbar. Sie stecken im Stau und können Ihr Kind nicht rechtzeitig vor der Schließung des Kindergartens abholen? In solchen Fällen sind oft andere Eltern, die eine Weile auf Ihr Kind aufpassen, die letzte Rettung.
Elternfreundschaften – so klappen sie
Es gibt ein paar Punkte, die dazu beitragen, dass Elternfreundschaften klappen:
- Fangen Sie früh damit an, Bekanntschaften zu schließen. Ab einem gewissen Punkt haben Eltern schon „ihr Netzwerk“ und dann ist es schwer, noch einen Termin für Playdates unter den Kindern zu finden.
- Seien Sie offen. Am Spielplatz oder auf dem Elternabend von Kindergarten oder Krippe kommt man wirklich schnell mit anderen Eltern ins Gespräch. Versuchen Sie, mit jedem, der Ihnen interessant erscheint, ein paar Worte zu wechseln. Sie werden schnell merken, ob man sich sympathisch ist.
- Bei kleinen Kindern entscheiden normalerweise die Eltern, mit wem man sich trifft. Spätestens im Schulalter suchen sich Kinder ihre Spielkameraden selbst aus. Unter drei Jahren spielen Kinder kaum miteinander, freuen sich aber, wenn ein anderes Kind neben ihnen spielt. Ab 3 Jahren knüpfen Kinder erste Freundschaften und fangen an, sich für Playdates zu verabreden. Irgendwann kommt sogar der Wunsch, bei den Freunden zu übernachten. Spätestens an diesem Punkt ist es vorteilhaft, wenn Ihr Kind Freunde mit Eltern hat, mit denen auch Sie klarkommen.
- Wann „passt es“ zwischen zwei kleinen Kindern? Natürlich müssen sie sich verstehen, aber oft führt auch häufiges Treffen und Vertrautheit dazu, dass Kinder sich anfreunden. Hilfreich sind: ähnliches Alter unter den Kindern (im Krippenalter können schon ein paar Monate viel ausmachen), gleiches Geschlecht, räumliche Nähe der Wohnungen und idealerweise die gleiche Gruppe im Kindergarten oder der Krippe. Und dann ist es wichtig, dass sich auch die Eltern untereinander einigermaßen verstehen.
In den meisten Fällen sind Elternfreundschaften eine Zweckgemeinschaft auf Zeit. Sehr wenige solcher Bekanntschaften bleiben bestehen, wenn etwa die Kinder unterschiedliche Schulen besuchen. Deswegen kommen sie auch mit wenigen Verpflichtungen und einer anfangs geringen Erwartungshaltung. Das kann sehr angenehm sein. Es gibt aber auch Elternfreundschaften, die Umzüge und Schulwechsel überstehen und ein Leben lang halten. Vieles kann, aber nichts muss …