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So jung und schon Eltern?! Über Herausforderungen und Vorurteile

Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittsalter, in dem eine Frau Mutter wurde, fast 29 Jahre, in den 1960ern lag es noch bei 23 Jahren. Generell werden Eltern immer älter – wer sich heute mit 18, 19 oder 20 Jahren bewusst für ein Kind entscheidet, gilt bestenfalls als Kuriosum und wird im schlimmsten Fall als verantwortungslos bezeichnet.

Einer der Hauptgründe, warum das Durchschnittsalter der deutschen Eltern steigt, ist Angst – davor, dass die Existenz gefährdet wird und das Geld nicht reicht, um das eigene Kind sorgenfrei aufwachsen zu sehen. Dabei hat eine frühe Elternschaft einige Vorteile für die Eltern und fürs Kind. Blickt man zurück, war es ganz normal, sich schon in jungen Jahren um ein Kind zu kümmern. Dennoch werden junge Eltern häufig mit Missfallen betrachtet. Und es ist auch wirklich nicht ganz leicht, mit Anfang zwanzig schon die Verantwortung für ein Kind übernehmen zu müssen.

 

 

Junge Eltern – Leben verpfuscht?

Wer jung ist, hat viel vor sich. Ausbildung, Studium, Erfahrungen sammeln und Karriere machen steht bei den meisten jungen Menschen auf dem Lebensplan zwischen 20 und 30. Ein Kind kommt in diesen Plänen selten vor und so trifft eine ungewollte Schwangerschaft vor allem die jungen Mütter häufig schwer. Die jungen Väter haben es ein wenig leichter, wie die Realität beweist: Der Großteil der Frauen, die um die 20 schwanger wurden und ein Kind bekamen, sind alleinerziehend. Einfacher ist es da für die Paare, die sozialen Rückhalt finden. Wenn die Eltern, Großeltern oder andere Verwandte sich mit um das Kind kümmern, wird es für alle leichter. Ausbildungen können beendet werden und trotz der großen Verantwortung, ein Kind versorgen und großziehen zu müssen, bleibt noch ein wenig Freiheit.

 

Die eigenen Bedürfnisse zurückstellen

Vielen jungen Eltern fällt es schwer zu akzeptieren, dass mit der Geburt des Kindes das Baby im Mittelpunkt des eigenen Lebens steht. Während die Freunde Party machen sitzt man als Elternteil zu Hause und kümmert sich um sein Kind. Viele der Freunde können dies nicht nachvollziehen und die jungen Eltern fühlen sich sozial isoliert. Viele junge Eltern haben das Gefühl, etwas von ihrer Jugend zu verpassen und reagieren mit Frust auf die Situation.

 

Warum junge Eltern sich häufig trennen

Wer 20 ist, ist noch längst kein fertiger Erwachsener. Das zeigt sich häufig in den Beziehungen. Kommt in diese ohnehin schwierige Phase noch die Babykomponente hinzu, führt das oft zu Trennungen. Viele sehr junge Väter fühlen sich weder der Erschöpfung der Mutter, noch der Verantwortung und Arbeit, die ein Baby bedeutet, gewachsen. Und weg sind sie. Leider trifft es sehr viele junge Frauen, die es dann als alleinerziehende Mütter wirklich schwer haben. Als junges Paar mit Kind sollte man sich deshalb so schnell wie möglich Hilfe suchen, auch wenn es schwer fällt. Denn einem Kind geht es immer am besten, wenn es beide Elternteile um sich hat. Ebenso ist es für Mutter wie Vater leichter, das Kind großzuziehen, wenn sie an einem Strang ziehen.

 

Junge Eltern – Kinder als Lebensunterhalt

Ein Grund, warum junge Eltern in unserer Gesellschaft eher schräg von der Seite betrachtet werden, liegt in einem Phänomen unserer Zeit. Hartz IV, die Sozialleistung, die in Deutschland mehr als 7,5% der Bevölkerung erhalten, wird oft zur Einnahmequelle. Denn jedes Kind hat einen generellen Anspruch. Neben dem Grundanspruch werden in der Schwangerschaft und auch später für das Kind verschiedene Zuwendungen vom Staat geleistet. Längst nicht so viel, um in Saus und Braus zu leben, sondern genug, um die Grundbedürfnisse des Kindes zu befriedigen, wenn klug gehaushaltet wird. Wer selbst Hartz IV bezieht, kann das „Einkommen“ mit jedem Kind aufbessern. Und so kommt es, dass sehr junge Frauen, die selbst noch fast Kinder sind, Kinder bekommen und anschließend überfordert sind.

 

Die frühe Elternschaft und ihre Vorteile

Wer früh ein Kind bekommt, hat vielleicht keine freie Jugend, in der er sich hemmungslos ausleben und ausprobieren darf. In der Zeit, in der die Freunde Party machen, ist man selbst damit beschäftigt, Geld zu verdienen und sich ums Kind zu kümmern. Doch knapp 20 Jahre weitergedacht, sieht die Sache anders aus: Während die späten Eltern sich in den 40ern mit ihren aufmüpfigen Teenagern herumärgern, haben die jungen Eltern ihre Freiheit zurück – und das im besten Alter. Wer mit Ende 30 das Kind schon aus dem Haus hat, dem stehen viele Möglichkeiten offen, das Leben zu genießen und die eigene Gegenwart zu gestalten. Auch zum Karrieremachen ist es noch nicht zu spät und wer jetzt beruflich noch einmal durchstartet, hat bereits jede Menge Lebenserfahrung vorzuweisen.

Es fällt den jungen Eltern meist schwer, ihre eigenen Wünsche und Ziele für ein Kind zurückzustellen. Meist ist die Aufgabe größer und anspruchsvoller als gedacht. Wir sollten es den Paaren diese Aufgabe deshalb nicht durch Missgunst und gesellschaftliche Ächtung noch schwerer machen.