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Kinder müssen weinen – das gehört einfach dazu

Im Alter von circa sechs Wochen schreien viele Babys zwei bis drei Stunden pro Tag, manche sogar mehr. Schreien und Weinen ist ganz normal – denn ein anderes Ausdrucksmittel haben Säuglinge noch nicht. Auch ältere Kinder weinen, zu den unterschiedlichsten Anlässen. Die Devise heißt hier – trösten statt ablenken.

Die Gründe, warum Babys und Kinder weinen, sind vielfältig. Angst, Frust, Hunger, Schmerzen, Wut. Weinen ist das Ausdrucksmittel des Kindes immer dann, wenn seine Bedürfnisse nicht erfüllt sind. Aber das Weinen hat auch den Sinn, Stress abzubauen und für Entspannung zu sorgen. Deshalb ist es in solchen Fällen wichtig, das Kind nicht abzulenken, sondern es weinen zu lassen und ihm dabei tröstend zur Seite zu stehen. Dies gilt natürlich nicht, wenn das Kind in Not ist, Hunger oder Durst leidet oder gar verletzt ist.

Wenn Babys weinen

Babys weinen immer dann, wenn sie unzufrieden oder gestresst sind. Das kann eine volle Windel sein, vielleicht friert oder schwitzt das Kind, hat Hunger oder sehnt sich nach Körperkontakt. In diesen Fällen lässt sich das Schreien leicht abschalten, indem einfach das „Problem“ des Babys beseitigt wird. Schwieriger ist es schon, wenn das Baby Bauchschmerzen hat, übermüdet ist oder einfach ohne erkennbaren Grund schreit. Dann ist es vielleicht gestresst und baut diesen Stress durch anhaltendes Weinen ab. Meist beginnen die Attacken in den frühen Abendstunden, viele Babys haben regelmäßig ihre Schreistunde am Abend. Zum Schweigen bringen lassen sich Babys dann kaum. Was sie jetzt brauchen ist Körpernähe und das Gefühl, geliebt zu werden. Lassen Sie Ihr Kind auf keinen Fall irgendwo allein hinter verschlossenen Türen brüllen. Nehmen Sie es auf den Arm und stehen Sie mit ihm gemeinsam diese aufregende Zeit durch. Auch wenn es anstrengend und scheinbar sinnlos ist: Sie vermitteln Ihrem Baby damit ein wichtiges Stück Urvertrauen und das Gefühl, angenommen zu sein.

Weinphasen beim Kleinkind

Je älter Kinder werden, umso weniger weinen sie in der Regel. Trotzdem kommt keine Kindheit ohne Tränen aus. Nun sind es weniger unerfüllte elementare Bedürfnisse, die Ihr Kind zum Weinen bringen, sondern vielmehr starke Emotionen wie Wut oder Traurigkeit und natürlich auch Schmerz, zum Beispiel, wenn sich ein Kind gestoßen hat. Weinen baut Druck ab und hilft, das Gefühl leichter zu ertragen. Wenn nun, wie häufig praktiziert, das Weinen und der Grund dafür komplett ignoriert werden, hilft das dem Kind wenig. Ablenkung ist nur für die Eltern gut, die nicht mit dem Geschrei des Kindes konfrontiert werden. Das Kind bleibt mit dem unguten Gefühl (dass es förmlich aus sich herausweinen wollte) allein.

Was Ablenkung vom Weinen anrichtet

Ein Kind, dass mit seinem Weinen – aus welchem Grund auch immer – von den Eltern ignoriert wird, wird sich unverstanden fühlen. Kinder wollen weinen, um sich zu entlasten. So machen zum Beispiel einige Kinder bewusst Unfug. Sie möchten die Eltern zum Schimpfen herausfordern, um weinen zu können. Für uns vielleicht unverständlich, ist dies eine Vorgehensweise, die gerade für Kinder typisch ist, die in ihrem Weinen von den Eltern nicht akzeptiert werden. Wird ein Kind, das weint, ständig abgelenkt, dann lernt es außerdem: Meine Eltern stehen nicht zur Verfügung, wenn es mir schlecht geht. Dies kann die Eltern-Kind-Bindung und das Vertrauensverhältnis ernsthaft stören.

Trösten statt Ablenken – Das Kind auch im Weinen annehmen

Kinder müssen weinen dürfen
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Wenn Kinder weinen, haben Sie ein Problem. Sie als Eltern sind dazu da, dieses Problem zu lösen – und zwar auch dann, wenn Sie gar nicht wissen, worum es geht. Akzeptieren Sie den Schmerz Ihres Kindes, indem Sie es weinen lassen und es dabei trösten. Nehmen Sie es in den Arm, wenn es sich nicht stark wehrt, halten Sie es auch fest, allerdings so, dass es sich nicht gefesselt fühlt. Sprechen Sie ihm Trost zu oder auch nicht. Wichtig ist die Botschaft: Ich bin da, ich liebe Dich und bin bei Dir, wenn Du traurig oder wütend bist oder Dir etwas weh tut. Ein Kind braucht gerade dann, wenn es ihm schlecht geht, die Gewissheit, dass jemand für es da ist und seine Gefühle ernst nimmt.

Die schweizerisch-amerikanische Entwicklungspsychologin Dr. Aletha J. Solter hat ein fabelhaftes Buch zu diesem Thema verfasst. „Warum Babys weinen“ ist vor allem für frischgebackene Eltern eine aufschlussreiche Lektüre, durch die Sie Ihr Kind und die Gründe für sein Weinen besser verstehen lernen.