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Ein ganz normaler Morgen – der alltägliche Eltern-Wahnsinn

Das Leben von Eltern kleiner Kinder hat seine ganz eigenen Herausforderungen. Neben den unruhigen Nächten ist vor allem die Aufgabe, die Kinder morgens zu füttern, anzuziehen und mit ihnen ohne größere Unfälle aus dem Haus zu kommen, ein täglich wiederkehrender fernsehreifer Challenge. Der Bericht eines ereignisreichen, aber nicht untypischen Morgens.

6 Uhr in der Früh. Unsere Kleine im Kinderbett am Kopf meiner Matratze wird unruhig und quengelt laut. Eigentlich könnten wir beide noch 90 Minuten schlafen. Wäre so schön gewesen. Ich versuche, sie zu beruhigen. Streicheln hilft nicht, trinken will sie nicht. Bevor sie anfängt, wirklich zu schreien, nehme ich Laura in den Arm und gehe ins Wohnzimmer, damit wenigstens meine Frau und die Große im Elternschlafzimmer nebenan nicht von dem Krach aufwachen. Ich setze mich aufs Sofa und wippe mit dem Oberkörper. Laura wird ruhig, atmet gleichmäßig und macht nach ein paar Minuten wieder die Augen zu. Na also – vielleicht kann ich doch noch eine Stunde schlafen. Ich lege sie wieder vorsichtig ins Kinderbett und kuschele mich wieder in meine eigene Schlafstätte ein. Ein paar Minuten später höre ich Geräusche. Meine Frau ist aufgewacht – war die Kleine Schuld? – und beginnt ihre Morgentoilette. Als sie kurz darauf in die Dusche steigt weckt das Geräusch aus dem Nebenzimmer Laura wieder auf. Sie schreit und ich weiß, dass ich nun keine Chance mehr habe, die Kleine erneut in den Schlaf zu wiegen. Also hebe ich sie aus dem Bett, streichle sie, beruhige sie und gehe mit ihr auf dem Arm ins Bad. Meine Frau ist gerade mit dem Duschen fertig. Unsere Kleine lächelt sie an, es geht ihr wieder gut. Meine Frau trocknet sich ab und sagt, ich könne mich dann ja noch einmal hinlegen, wenn sie angezogen ist. Als sie die ersten Kleidungsstücke übergestreift hat hören wir Fußgetrappel und Türenklappen und wissen beide, dass unser Plan in diesem Moment verpufft ist. Unsere Große ist aufgestanden – Lilly wacht morgens recht schnell auf, wenn niemand neben ihr liegt. Ich schließe resigniert die Augen und verfluche mein Schicksal.

 

Die Nächte mit unserem zahnenden Kind sind die Hölle

Zur Zeit sind die Nächte die Hölle – vor allem unsere Kleine macht es uns gerade nicht einfach. Laura ist nun 15 Monate alt. Der Umzug vom Beistellbett ins Kinderbett und aus dem Elternschlafzimmer hat noch gut geklappt, aber nun haben wir schwierige Nächte. Unsere Tochter ebenso wie wir. Laura zahnt dieser Tage massiv und hat dadurch sicher Schmerzen, die sie eben erst nachts wahrnimmt. Der Speichel läuft ihr nur so aus dem Mund – was auch dazu führt, dass sie nachts regelmäßig durstig ist. Außerdem hat sie wahrscheinlich eine leichte Ohrenentzündung – leider ein häufiges Leiden unserer Kinder. Obendrein macht sie gerade große Fortschritte, was die Motorik und die Wahrnehmung angeht: sie ist kurz davor, selbständig zu laufen und entdeckt Vieles neu – und das will im Schlaf alles erst einmal verarbeitet werden. Also schläft sie unruhig, schreit ab und zu, will wissen, dass wir da sind. Gestern Nacht war auch noch Vollmond. Sie war von 0:30 Uhr bis 2:30 Uhr wach. Dann schlief sie auf meinem Arm ein. Meine Versuche, sie abzulegen, wurden sofort mit Schreien quittiert. Bis ich sie dann endlich ablegen konnte war es fast 4 Uhr morgens. Dann konnte auch ich völlig fertig ins Bett fallen. Trotzdem musste ich sie zwischendurch immer wieder streicheln, wenn sie im Schlaf laut wurde. Bis ich um 7 Uhr aufstehen musste gab es keine Stunde, die ich am Stück schlafen konnte. Erholsame Nachtruhe sieht anders aus.

Aber das war die Nacht zuvor. Diesmal konnte ich immerhin von 1 bis 6 Uhr ohne größere Unterbrechungen schlafen – aufwachen, um die Kleine kurz zu streicheln zähle ich mal nicht. Fortschritt! Das Schlafdefizit lässt sich so jedoch nicht aufholen. Immerhin hatte meine Frau eine recht gute Nacht.  

Unsere Kleine wird bereits wieder laut, denn sie will schnell etwas essen, wenn sie wach ist. Also gehe ich mit ihr in die Küche und bereite ihr den Brei zu – Apfelmuß mit Joghurt und Grieß-Getreidebrei. Die Große besteht währenddessen darauf, auf der Arbeitsplatte zu sitzen. Sie unterstützt mich, die Kleine durch lautes Zählen zu beruhigen, als ich den Brei noch einmal für ein paar Sekunden in die Mikrowelle schiebe. Der Brei findet wie immer großen Anklang. Auch heute wird wieder ein Nachschlag gefordert. Dieser wird aber nur zurückhaltend angerührt und verschwindet anschließend im Kühlschrank. Lilly möchte runter von der Arbeitsplatte, um auf die Toilette zu gehen. Sie will Hilfe von Mama, die noch in der Nähe des Bades ist. Währenddessen hat Laura ihre Windel vollgemacht und ich trage sie zur Wickelunterlage. Diese liegt bei uns auf dem Boden, denn der Windelstopp ist bei uns zur Zeit eine heikle Angelegenheit. Laura schreit, sowie man sie ablegt, sie windet sich und versucht, zu entkommen. Kein Spaß, aber die Windel MUSS runter. Ich versuche es mit gutem Zureden, Spielzeug und Gesang, aber nichts funktioniert. Dann eben doch mit sanfter Gewalt. Ist die Windel einmal runter und der Po halbwegs sauber darf sie auch kurz wegkrabbeln. Ich hoffe nur, dass sie in diesen Momenten der Freiheit nicht in die Gegend pinkelt – hatten wir alles schon. Diesmal hatte ich Glück. Ist das Kind eingefangen und die Windel sitzt, dann wird die Kleine auch gleich angezogen. Das mag sie zwar nicht, aber sie ist schon ein wenig erschöpft vom dauernden Protestieren. Kurz durchatmen, die Kleine absetzen, den Windelbeutel entsorgen und die Hände waschen.

Ich sehe das Unglück kommen und kann es doch nicht verhindern

Die Große erklärt mir, dass sie mit ihren Stofftieren frühstücken möchte. Darauf nimmt sie einen Riesen-Berg an großen und kleinen Hunden und Bären und läuft blind in Richtung Zimmertür. Im selben Moment krabbelt die Kleine in Richtung Ausgang. Ich sehe das Unglück kommen, aber mein Schrei kommt zu spät. Lilly stolpert über die kleine Laura und fällt auf sie. Laura hat sich wehgetan und weint. Lilly ist erstaunt, sieht ihre heulende Schwester und beginnt mit Verzögerung auch zu weinen – lauter als ihre Schwester. Nein, sie hat sich nicht wirklich wehgetan, aber sie will nicht Schuld am Unfall sein und sie will definitiv Aufmerksamkeit. Ich nehme Laura in den Arm und tröste sie, meine Frau, die bereits abmarschbereit ist, kümmert sich um Lilly.  Zum Glück beruhigen sich die Kinder bald.

Meine Frau verabschiedet sich in Richtung Arbeit. Die Kleine protestiert erst laut, beruhigt sich aber schnell, als sie der Mama am Fenster winken und Küsschen zuwerfen darf. Lilly will nun ihr Frühstück und ich bestreiche ihr ihren ganz speziellen Toast mit Erdnussbutter und Nutella. Laura isst auch davon ein paar Bissen mit. Beide Kinder werden später eine Gesichts- und Handreinigung bekommen. Pünktlich um 7:30 Uhr nehmen die Bauarbeiter ihre Arbeit auf – der Aufzug wird erneuert – und dabei stehen heute offensichtlich auch ein paar Bohrungen auf dem Plan. Die Große hält sich die Ohren zu, die Kleine schaut verwirrt und fängt dann an, zu schreien. Sie beruhigt sich, als ich sie aus ihrem Hochstuhl hebe und in den Arm nehme. Sie lehnt sich an mich, Erdnussbutter und Nutella kommen an den Schlafanzug, den ich noch immer trage.

Hallelujah! Es ist halb Acht in der Früh, der Arbeitstag liegt noch vor mir und ich bin schon richtig fertig mit der Welt.

Ich habe es übrigens noch gut fertiggebracht, die Kids fertigzumachen und rechtzeitig in den Kindergarten und die Krippe zu bringen – wie jeden Werktag auch. Als ich dort aufschlug trug ich die Klamotten vom Vortag, war ungeduscht, zerzaust, noch nicht rasiert – und reif für einen Urlaub im Schlafzentrum ;-)